Nach Anschlag in Istanbul Türkei greift kurdische Stellungen an
Die Türkei hat nach eigenen Angaben Luftangriffe auf kurdische Stellungen in Nordsyrien und im Irak geflogen. Die Einsätze richteten sich gegen die PKK und die syrische Kurdenmiliz YPG. Dabei soll es mehrere Tote gegeben haben.
Eine Woche nach einem Anschlag in Istanbul hat die Türkei den Beginn eines Militäreinsatzes gegen kurdische Kämpfer in Nordsyrien und im Irak bestätigt.
Dabei seien Stützpunkte der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK und der syrischen Kurdenmiliz YPG ins Visier genommen worden, erklärte das Verteidigungsministerium. Beide Regionen würden "als Stützpunkte von Terroristen genutzt". Verteidigungsminister Hulusi Akar habe daher im Kommando der Luftwaffe den Einsatz türkischer Kampfflugzeuge befehligt.
Es gehe bei dem Einsatz darum, "Terroranschläge aus dem Nordirak und Syrien zu unterbinden, die Grenzsicherheit zu gewährleisten und den Terrorismus an seinem Ursprung zu beseitigen", erklärte das Ministerium.
Berichte über Tote bei Angriffen
Schon zuvor hatte das türkische Verteidigungsministerium getwittert: Es sei "Abrechnungszeit". "Terroristische Elemente" sollten neutralisiert werden. Zum Ziel des Einsatzes machte das Ministerium keine Angaben.
Die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" mit Sitz in Großbritannien berichtete, bei den türkischen Angriffen seien auch Stellungen der syrischen Armee getroffen worden. Mindestens zwölf Menschen seien ums Leben gekommen, darunter Kämpfer der vorwiegend kurdischen Allianz SDF und syrische Soldaten. Auch die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA meldete Todesopfer bei der syrischen Armee.
Die Türkei nannte unter anderem die nordirakischen Orte Kandil, Asus, Hakurk und die syrischen Orte Tall Rifat, Kobane, Dschasira und Al-Malikija als Ziele, die aus der Luft bombardiert wurden.
17 Menschen wegen des Anschlags verhaftet
Die Luftangriffe sind eine Folge der Bombenexplosion in der belebten Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal, bei der sechs Menschen getötet und mehr als 80 verletzt wurden. Die türkische Regierung macht PKK und YPG dafür verantwortlich und berief sich auf ihr Recht zur Selbstverteidigung.
Beide Organisationen streiten ab, an dem Anschlag beteiligt gewesen zu sein. Sie unterstellen der Türkei, einen Vorwand für einen neuen Militäreinsatz in Nordsyrien geschaffen zu haben. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte seit Monaten eine Offensive angekündigt, die von der Landesgrenze bis zu 30 Kilometer tief in das Nachbarland vordringen soll.
Fünf Militäroffensiven in Nordsyrien
Mit der neuerlichen Aktion hat die Türkei seit 2016 fünf Militäroffensiven in Nordsyrien geführt, die sich auch gegen die YPG richteten. Die türkische Regierung sieht in der YPG einen Ableger der PKK - beide betrachtet sie als Terrororganisationen. Auch die EU und die USA stufen die PKK als terroristisch ein.
Russland und der Iran hatten die Türkei von einer neuen Offensive in Nordsyrien abgeraten - beide Länder sind ebenfalls Akteure im syrischen Bürgerkrieg. Auch die USA hatten davor gewarnt.