US-Diplomaten belauscht "Fuck the EU"
In einem Telefonat mit dem US-Botschafter in Kiew wurde Top-Diplomatin Nuland undiplomatisch direkt. "Fuck the EU", bemerkte sie missmutig. Peinlich nur, dass ein Mitschnitt des Gesprächs bei YouTube auftauchte. Steckt Russland dahinter?
Eigentlich sollte Victoria Nuland nach dem NSA-Skandal die Wogen in Europa glätten. Stattdessen goss Obamas Top-Diplomatin und Europaexpertin im US-Außenministerium unfreiwillig Öl ins Feuer, als sie sich höchst undiplomatisch über ihren Zuständigkeitsbereich äußerte. In einem privaten Telefonat mit dem US-Botschafter in Kiew sagte sie: "Wissen Sie, fuck the EU." Das Gespräch wurde von Unbekannten mitgeschnitten und mit Fotos sowie russischen Untertiteln versehen als Video auf YouTube eingestellt.
Für Nulands freimütige Geringschätzung der Europäischen Union hatte ihr Gesprächspartner, der US-Botschafter Geoffrey Pyatt, volles Verständnis. "Ganz genau", erwiderte er auf ihre Bemerkung. Nuland erwartet offenbar wenig von Vermittlungsversuchen der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton, die zur Zeit in Kiew verhandelt. Stattdessen setzt sie demnach auf die Vereinten Nationen und deren zukünftigen Ukraine-Beauftragten, den niederländischen Diplomaten Richard Serry. Sie sagt: "Es wäre großartig, wenn die UN helfen könnte, die Dinge zu kitten."
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet die Europa-Beauftragte des US-Außenministeriums in bester NSA-Manier abgehört wird und der rund vierminütige Mitschnitt anschließend auf YouTube landet.
Washington zweifelt Echtheit nicht an
Die Beziehungen zwischen den USA und der EU seien stärker denn je, beeilte sich Obamas Sprecher Jay Carney nach der Veröffentlichung des Videos zu versichern. Die Echtheit des Mitschnitts wird weder vom Weißen Haus noch vom State Department bestritten. Wer für den Telefon-Mitschnitt und das YouTube-Video verantwortlich sei, wisse er auch nicht, fügte Carney hinzu.
Aber nicht nur die russische Untertitelung des Videos spricht aus Sicht des Weißen Hauses Bände. "Das Video wurde zuerst von der russischen Regierung verbreitet - und zwar über Twitter", so Carney. Tatsache ist, dass der Assistent des stellvertretenden russischen Premiers zuerst via Twitter auf das Video hinwies. Und das, so Obamas Sprecher, sage etwas über Russlands Rolle bei dieser Veröffentlichung aus.
"Denke nicht, dass Klitschko dabei sein sollte"
In der Tat kann sich die Regierung in Moskau nun die Hände reiben. Denn die Aufzeichnung zeigt, wie stark sich die USA in die innerukrainischen Verhältnisse einmischen. Zudem fällt Nuland mit ihrer Geringschätzung für den ukrainischen Oppositionspolitiker Vitali Klitschko auf. Zu Plänen, ihn zum stellvertretenden ukrainischen Regierungschef zu ernennen, sagte sie: "Ich denke nicht, dass Klitschko in einer neuen Regierung dabei sein sollte. Das ist nach meiner Ansicht weder notwendig noch eine gute Idee."
Auch dabei stimmte ihr der US-Botschafter in der Ukraine zu: "Nach meiner Ansicht sollte Klitschko der Regierung fernbleiben und erst einmal seine politischen Hausaufgaben machen. "
Victoria Nuland habe mittlerweile ihre EU-Partner kontaktiert und sich für ihre Bemerkungen entschuldigt, teilte das US-Außenministerium mit. Und die "New York Times" bemerkt: Monatelang habe sich die Obama-Regierung die Klagen angehört, dass sie ausländische Politiker abhöre. Jetzt sei sie selber in der Rolle der Abgehörten.