Krieg in der Ukraine Kämpfe an mehreren Fronten - Zehntausende fliehen
Zehntausende Menschen in der Ukraine und Russland sind nach Vorstößen beider Seiten auf der Flucht. Der ukrainische Präsident Selenskyj sieht wichtige Ziele im Gebiet Kursk erreicht, doch in der Donezk-Region rückt Russland vor.
Zwar erreicht die Ukraine nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj bei ihrer Offensive in der russischen Region Kursk ihre Ziele - doch im Osten des eigenen Landes ist Russland auf dem Vormarsch. Beide Länder reagieren mit großangelegten Evakuierungen von Zivilisten auf die Vorstöße der jeweils anderen Seite.
Eine Pufferzone?
Russland bestätigte, dass ukrainische Truppen eine dritte Brücke über den für den russischen Nachschub strategisch wichtigen Fluss Seim in der Region Kursk beschädigt hätten. Laut Selenskyj sollen die Truppen eine Pufferzone entlang der Grenze schaffen. Die Offensive ziele darauf ab, Russlands militärisches Potenzial zu schwächen.
Soldaten auf beiden Seiten gefangen genommen
Dabei gelingt es der Ukraine offenbar immer wieder, russische Soldaten gefangen zu nehmen. Selenskyj sagte, dass der "Austauschfonds" der Ukraine aufgestockt worden sei. Das Land will mit den gefangenen Russen die Freilassung eigener Soldaten aus russischer Kriegsgefangenschaft erreichen. In der Vergangenheit kam es wiederholt zu einem Austausch von Gefangenen.
Doch auch russische Spezialkräfte haben laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur RIA in der Region Kursk eine Gruppe von 19 ukrainischen Soldaten gefangen genommen. Außerdem wurden auf russischer Seite mehr als 121.000 Menschen aus Grenzbezirken der Region in Sicherheit gebracht, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf das russische Katastrophenschutzministerium.
Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Osten der Ukraine unter Druck
Russland setzte den Kampf seinerseits mit einem nächtlichen Luftangriff auf die Ukraine fort. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe wurden dabei aber alle elf Drohnen zerstört. Sie seien unter anderem auf die Hauptstadt Kiew gerichtet gewesen, aber auch auf Regionen wie Charkiw, Sumy und Donezk.
Besonders in Donezk verschärft sich offiziellen ukrainischen Angaben zufolge die Lage für die Zivilbevölkerung. Der Vormarsch der russischen Truppen komme so schnell voran, dass Familien die Stadt Pokrowsk und nahe gelegene Orte verlassen müssten. Es gebe dort noch rund 53.000 verbliebene Zivilisten, darunter 4.000 Kinder. Die Bewohner hätten nur noch höchstens ein oder zwei Wochen Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen, sagte der Chef der Militärverwaltung von Pokrowsk, Serhij Dobriak.
Die Stadt ist ein wichtiger Verteidigungspunkt der Ukraine und ein wichtiger Logistikknotenpunkt in der Region Donezk. Örtlichen Behördenvertretern zufolge standen die Truppen vergangene Woche nur noch zehn Kilometer von den Außenbezirken der Stadt entfernt. Die russischen Einheiten rücken nach Experteneinschätzung langsam, aber kontinuierlich auf die Stadt vor.
Vor allem Familien mit Kindern sollen Pokrowsk schnell verlassen. Viele werden dafür Züge nehmen.
Russisches Öllager brennt seit mehr als 24 Stunden
Vor dem Hintergrund der ukrainischen Offensive hat Moskau Gespräche mit Kiew vorerst abgelehnt. "Angesichts dieser Eskapade werden wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht reden", sagte Kremlberater Juri Uschakow im Onlinedienst Telegram. Der Beginn möglicher Gespräche hänge "von der Situation im Kampfgebiet ab, auch in der Region Kursk", betonte Uschakow.
Im Südwesten Russlands brennt zudem seit einem ukrainischen Drohnenangriff am Sonntagmorgen ein großes Treibstofflager. Die Behörden haben nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP den Ausnahmezustand in der Stadt Proletarsk in der Region Rostow ausgerufen. Bei den Löscharbeiten seien 18 Feuerwehrleute verletzt worden, vier von ihnen seien mit Verbrennungen in Krankenhäuser gekommen, wie die Nachrichtenagentur Tass meldete.