US-Wahl 2024

NYU-Studenten und andere Passanten lassen sich am "National Voter Registration Day" vor der New York University registrieren.

US-Wahl 2024 Was sich die jungen Wähler wünschen

Stand: 30.10.2024 04:46 Uhr

Bei jungen Menschen hat Kamala Harris in Umfragen einen Vorsprung vor Donald Trump. Doch richtig deutlich ist der nur bei jungen Frauen. Welche Themen sind für junge Menschen in den USA besonders wichtig?

In der Jugendsprache würde man sagen: Donald Trump und Kamala Harris versuchen beide, möglichst viel "Rizz" zu haben. Das Wort leitet sich von "charisma" ab und steht unter anderem dafür, wie gut jemand andere für sich gewinnen kann.

Trump und Harris versuchen es mit TikTok- und Snapchat-Videos, mit Auftritten in Podcasts. Trump hat in diesem Wahljahr schon goldene Sneaker verkauft. Harris und die Demokraten bauen Plakatwände neben den Konzert-Locations von Taylor Swift auf.

"Ich denke, Trump ist ein guter Anführer"

Doch am Ende gehe es auch den jungen Wählerinnen und Wählern um politische Inhalte, sagt die 27-jährige Krankenschwester Claudia aus New Jersey. "Nur weil ich Taylor Swift mag, lasse ich mich nicht von ihrer Meinung beeinflussen. Genauso wie ich Donald Trump nur als politischen Kandidaten gut finde."

Seinen Charakter möge sie nicht und sie wäre auch nicht gern mit ihm befreundet, erklärt sie. "Aber ich denke, dass er ein guter Anführer ist."

Wer in Claudias Alter ist, kennt Präsidentschaftswahlen gar nicht ohne Trump. Seit sie 2016 zum ersten Mal wählen durfte, stand er auf dem Stimmzettel. Die kürzlich von der University of Chicago durchgeführte GenForward-Studie zeigt: In der Gruppe der 18- bis 26-Jährigen sind die meisten der Befragten der Meinung, Trump sei der bessere Kandidat, wenn es darum geht, die Inflation zu senken oder den Grenzschutz in den Griff zu bekommen.

Harris kann wiederum vor allem punkten, wenn es um den Schutz der Demokratie, das Abtreibungsrecht oder bezahlbares Wohnen geht.

Harris mit Vorsprung bei jungen Frauen

Insgesamt, das signalisieren auch Umfragen wie The Yale Youth Poll oder The Harvard Youth Poll der Yale und Harvard University, hat Harris bei jungen Wählerinnen und Wählern einen großen Vorsprung vor Trump. Extrem deutlich zeigt sich dieser, wenn es speziell um junge Frauen geht.

Die 23-jährige Prudence hat zum Beispiel per Briefwahl schon jetzt für Harris und die Demokraten abgestimmt. Die Studentin ist mit einer Freundin auf dem Campus der George Washington University in Washington, D.C., unterwegs. Für sie geht es bei dieser Wahl vor allem um Rechte für Frauen und queere Menschen, aber auch um die Zukunft des Obersten Gerichtshofs. Dieser hatte 2022, dank der Stimmen der vom damaligen Präsidenten Trump nominierten Richter, entschieden, das landesweite Recht auf Abtreibung zu kippen.

Waffenkontrolle, Sicherheit an Schulen

Ein paar Straßen weiter sammelt der 20-jährige Domenic Spenden für eine Kinderhilfsorganisation. Er darf in diesem Jahr zum ersten Mal bei einer Präsidentschaftswahl seine Stimme abgeben - genau wie rund acht Millionen andere junge Menschen.

Wen er wählen wird, weiß er noch nicht genau. Doch er tendiert zu Harris, denn sie würde sich aus seiner Sicht für strengere Waffenkontrollen einsetzen. Kinder sollten sich in der Schule sicher fühlen - so wie auch alle anderen Menschen, wenn sie an öffentlichen Orten unterwegs sind, sagt Domenic.

Junge Männer tendieren zu Republikanern

Der GenForward-Umfrage zufolge gehört er zu der Untergruppe der jungen Leute, die Harris kurz vor der Wahl vor die größten Herausforderungen stellt: junge Männer.

Laut Umfrage sind sie generell stärker republikanisch eingestellt als junge Frauen. In einem Präsidentschaftsrennen, in dem es voraussichtlich auf wenige Stimmen ankommen wird, könnte das eine Chance für Trump bedeuten.

Krieg in Gaza spielt große Rolle

Und obwohl die Proteste an den Universitäten im Land mittlerweile seltener geworden sind, spielt auch der Krieg in Gaza für viele junge Menschen noch immer eine Rolle. Sie kritisieren die Israel-Politik von Biden und Harris.

Ein Dilemma, denn viele von ihnen würden eigentlich die Demokraten wählen, wie etwa die 22-jährige Kat aus Vermont: Aus ihrem Umfeld bekommt sie immer wieder den Slogan "Vote Blue No Matter Who" zu hören. Dahinter steckt die Idee, jeden oder jede demokratische Kandidatin zu unterstützen - unabhängig von bestimmten Meinungsverschiedenheiten.

Doch mit diesem Motto kann Kat sich nicht mehr identifizieren. Aus ihrer Sicht verfolgen die Demokraten und die Republikaner im Kern dieselbe Israel-Politik - nur mit anderer Fassade. Sie wünscht sich ein anderes Parteiensystem.

Ob Leute wie Kat am Ende trotzdem ihre Stimme abgeben, könnte vor allem in den Swing States entscheidend sein. Und dass gerade junge Menschen den Unterschied machen können, stimmt sie dann doch optimistisch: "Ich habe Hoffnung für die Zukunft - auch wenn sie im Moment wirklich beschissen aussieht."