Forschung zu Corona-Ursprung WHO kritisiert China scharf
"Einfach unentschuldbar": Ungewöhnlich scharf hat eine WHO-Expertin Chinas Zusammenarbeit bei der Erforschung der Pandemie kritisiert. Dabei geht es unter anderem um Daten aus Wuhan, wo die ersten Corona-Fälle auftraten.
Mit scharfen Worten hat eine Vertreterin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gefordert, dass China sich an der Erforschung des Coronavirus beteiligt. Die ranghöchste Covid-19-Expertin der WHO, Maria Van Kerkhove, kritisierte in der renommierten US-Fachzeitschrift "Science" etwa, dass chinesische Wissenschaftler Virenprobendaten aus Wuhan drei Jahre lang zurückgehalten hatten. "Die mangelnde Offenlegung von Daten ist einfach unentschuldbar", schrieb die Epidemiologin, die seit Bekanntwerden der ersten Infektionen in Wuhan die Weltöffentlichkeit über die Corona-Lage informiert.
Erst vergangenen Monats relevante Infos erhalten
Die WHO erfuhr erst Mitte März dieses Jahres von bestimmten genetischen Informationen aus der zentralchinesischen Metropole, nachdem diese kurzzeitig auf einer internationalen Datenbank zugänglich gewesen waren. Die Daten geben laut Van Kerkhove wichtige Hinweise auf die Bedeutung eines Marktes in Wuhan für die ursprüngliche Verbreitung des Virus. Nötig seien jedoch etwa noch Blutuntersuchungen von Arbeitern der Lebendtiermärkte in Wuhan oder der Ursprungsfarmen der Tiere.
Die WHO-Expertin forderte, dass relevanten Daten zum Ursprung des Virus sofort bereitgestellt werden. Je mehr Zeit verstreiche, desto schwerer werde die Forschungsarbeit, die für die Verhinderung künftiger Ausbrüche wichtig sei.
Alle Hypothesen bleiben auf dem Tisch
Anfang März hatten Aussagen von FBI-Direktor Christopher Wray in den USA Spekulationen über eine Laborpanne in China als Ursprung des Coronavirus neu entfacht. Van Kerkhove betonte, dass alle Hypothesen zum Ursprung des Virus aufrechterhalten blieben, solange nicht genug Informationen vorlägen. China habe etwa Ergebnisse seiner Laborüberprüfungen noch nicht bereitgestellt. Außerdem habe die WHO noch immer keinen Zugriff zu Rohdaten über die ersten Corona-Fälle in China.
Seit Beginn der Pandemie hat China die Sorge, dass dem Land die Schuld für den weltweiten Ausbruch gegeben wird. Regierung und Staatsmedien verfolgen seither eine massive Desinformationskampagne, die auf die Möglichkeit abhebt, dass das Virus auch aus dem Ausland gekommen sein könnte und nicht aus China stammte.
Die Rivalität mit den USA und die Debatte über die Laborthese haben die Frage nach der Herkunft des Virus zunehmend politisiert. Erst im Jahr 2021 konnte eine gemeinsame Untersuchungskommission mit WHO-Experten nach Wuhan reisen. Eine Fortsetzung der Ermittlungen kam nicht zustande.