Einschätzung von Virologen Ostern feiern - aber sicher
Ostern ist eigentlich ein Fest für die Familie. Aber was ist bei steigenden Corona-Infektionszahlen möglich? Wie riskant sind Treffen im Freien? Und was müsste die Politik leisten? Antworten auf diese drei Fragen - von drei Virologen.
Wie kann - zumindest ein bisschen - Ostern gefeiert werden?
Die Infektionen der letzten Wochen waren privaten Kontakten in Haushalten, aber auch Kitas, Schulen und dem beruflichen Umfeld zuzuordnen. Daher sollte man sich nur in der Kleinfamilie treffen und auf Reisen und Verwandtenbesuche verzichten. Nutzen Sie Smartphone und PC für Videoanrufe und Chats, besuchen Sie dieses Jahr virtuelle Ostergottesdienste.
Wie problematisch sind Treffen im Freien?
Im Freien ist vieles, was Spaß macht, möglich: Ostereiersuchen, Wandern, Singen, Radeln, Picknicken oder Joggen. Halten Sie Abstand, wenn Sie Freunde und Bekannte treffen, die nicht zu Ihrem Haushalt gehören. Schnelltests können weitere Sicherheit geben, aber der Wert ihrer Aussage verliert sich nach einigen Stunden. Beim Umgang mit Risikopersonen gilt: Schnelltests ersetzen weder Abstand noch FFP2-Maske!
Was erwarten Sie sich von der Politik für nach Ostern?
Unsere Kontaktbeschränkungen während der ersten und zweiten Welle haben Zehntausenden das Leben gerettet. Darauf können wir stolz sein. Eine Pandemie ist ein Langstreckenlauf. Mit Solidarität, Kreativität und klarer politischer Führung können wir noch länger durchhalten, bis alle geimpft sind.
Prof. Dr. Hartmut Hengel ist Virologe und Ärztlicher Direktor am Institut für Virologie der Uniklinik Freiburg.
Virologe Hengel: "Im Freien ist vieles, was Spaß macht, möglich. Aber Schnelltests ersetzen weder Abstand noch FFP2-Maske!"
Wie kann - zumindest ein bisschen - Ostern gefeiert werden?
Leider hat sich die Situation auf Grund der steigenden Infektionszahlen eher verschärft, weshalb wir an den bisherigen Einschränkungen und Regeln festhalten müssen. Ich denke man kann schon ein wenig feiern, aber nur in einem sehr kleinen Kreis. Zudem müssen die Hygieneregeln eingehalten werden und wenn möglich das Ganze im Freien, wobei man auch da auf Abstand achten muss.
Praktisch alle Neuinfektionen werden durch die neue Virusvariante verursacht, und weil die besser übertragen wird, führen Fehler bei den Hygieneregeln noch schneller zu Infektionen. Man kann auch Schnelltests einsetzen, aber auch da gilt es immer zu beachten, dass man sich nicht "freitesten" kann. Das heißt, auch derjenige, der einen negativen Schnelltest hat, muss die Hygieneregeln einhalten. Auf jeden Fall Gruppenansammlungen insbesondere in Innenräumen vermeiden: Da ist das größte Übertragungsrisiko.
Wie problematisch sind Treffen im Freien?
Die sind unproblematisch, wenn man die in der ersten Antwort genannten Hygieneregeln konsequent einhält.
Was erwarten Sie sich von der Politik für nach Ostern?
Zuallererst ein konsequentes und schnelles Impfen. Was mir vor allem bisher fehlt ist eine Aufklärungsstrategie, die die Bevölkerung mit ins Boot nimmt. Eine gute Website, Erklärungen von Politikern oder Talkshows reichen nicht aus, wir müssen auf allen Kanälen für das Verständnis der getroffenen Maßnahmen in der Bevölkerung werben. Das geht nur durch konsequente Aufklärung.
Prof. Dr. Ralf Bartenschlager ist Präsident der Gesellschaft für Virologie und leitet die Abteilung für Molekulare Virologie an der Universität Heidelberg.
Virologe Bartenschlager: "Ich denke man kann schon ein wenig feiern, aber nur in einem sehr kleinen Kreis - und mit Hygieneregeln."
Wie kann - zumindest ein bisschen - Ostern gefeiert werden?
Wenn wir Ostern nicht nur alleine feiern wollen, sollten wir uns erstmal grundsätzlich an die jeweils gültigen Regelungen halten. Das gilt vor allem auch für die Empfehlung zur Anzahl von Kontakten. Zusätzlich gilt es, so viel Aktivitäten wie möglich ins Freie zu verlagern und die AHA-Regeln einzuhalten. Weiterhin wäre es gut, die Kontakte über die Feiertage nicht zu wechseln. Schnelltests können eine zusätzliche Sicherheit bedeuten, aber nur für den jeweiligen Tag.
Wie problematisch sind Treffen im Freien?
Im Freien ist es eher unproblematisch, trotzdem sollte bei engem Kontakt die Maske aufbleiben. Ein Stück zusätzliche Sicherheit bieten auch hier Schnelltests, aber eben nur, wenn diese am selben Tag durchgeführt wurden.
Was erwarten Sie sich von der Politik für nach Ostern?
Ich erwarte eigentlich schon längst eine Reaktion von der Politik. Nach dem Hin und Her bezüglich Ostern und dem Appell, die Notbremse bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 zu berücksichtigen, ist nicht wirklich viel passiert. Jeder Tag, den wir nichts tun, verschärft die Situation. Es ist an der Zeit, einen harten Lockdown durchzusetzen, der über das hinausgeht, was Anfang März gültig war. Als Beispiel könnte Großbritannien dienen.
Prof. Dr. Martin Stürmer ist Virologe, leitet ein Privatlabor und war unter anderem Dozent am Institut für medizinische Virologie der Universität Frankfurt.
Virologe Stürmer: "So viel Aktivitäten wie möglich ins Freie verlagern und die AHA-Regeln einhalten."