Donald Trump und Kamala Harris beim TV-Duell am 10.09.2024.
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Harris und Trump im Faktencheck Falsche Aussagen über Haustiere und Inflation

Stand: 11.09.2024 12:13 Uhr

Im ersten TV-Duell zwischen Trump und Harris hat vor allem der frühere US-Präsident viele falsche Behauptungen aufgestellt. Beim Thema Haustiere übernahm Trump eine absurde Erzählung der Sozialen Medien.

Von Pascal Siggelkow, ARD-faktenfinder

Der frühere US-Präsident Donald Trump hat im ersten TV-Duell mit der Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, der derzeitigen Vizepräsidentin Kamala Harris, deutlich häufiger Falschbehauptungen aufgestellt als sie. Dabei wärmte er auch ältere Verschwörungserzählungen auf.

Keine Tötung von Säuglingen erlaubt

Zum Thema Schwangerschaftsabbrüche behauptete Trump, dass für Harris' Vizekandidaten Tim Walz eine Abtreibung im neunten Schwangerschaftsmonat absolut in Ordnung sei - und selbst die Tötung des Säuglings nach der Geburt. Doch das ist falsch. Zum einen ist es in keinem US-Bundesstaat legal, einen Säugling nach der Geburt vorsätzlich zu töten, auch nicht in Minnesota, wo Walz Gouverneur ist.

Walz befürwortet die Beibehaltung der aktuellen Gesetzgebung, die Abtreibungen bis zur Lebensfähigkeit des Fötus erlaubt, normalerweise bis etwa zur 24. Schwangerschaftswoche. Danach sind Schwangerschaftsabbrüche nur noch in Fällen erlaubt, in denen das Leben oder die Gesundheit der Mutter in Gefahr ist.

"Die Regierung und ganz sicher Donald Trump sollten einer Frau sicherlich nicht vorschreiben, was sie mit ihrem Körper zu tun hat", sagte Harris und versprach, im Fall eines Wahlsieges wolle sie das Recht auf Abtreibung per Gesetz festschreiben. Dafür bräuchte Harris aber eine entsprechende Mehrheit im Kongress.

Harris wiederum sagte, dass Trump ein nationales Abtreibungsverbot unterzeichnen werde, sollte er wiedergewählt werden. Das stimmt jedoch nicht. US-Medienberichten zufolge hat Trump zumindest mehrmals versprochen, dass er kein bundesstaatliches Abtreibungsverbot unterzeichnen wird. Stattdessen wolle er die Entscheidung den Bundesstaaten überlassen.

Inflation nicht auf historischem Höchststand

Auch beim Thema Inflation stellte Trump gleich zwei Falschbehauptungen auf. So sagte er, dass die USA unter dem derzeitigen Präsidenten Joe Biden und Vizepräsidentin Harris die höchste Inflation aller Zeiten erlebe.

Zwar lag die Inflationsrate in den USA im Juni 2022 bei 9,1 Prozent, was sehr hoch ist. Allerdings war sie in der Geschichte der USA bereits mehrmals höher. In den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren lag die Inflationsrate nach Angaben des Bureau of Labor Statistics zwischen zwölf und 14 Prozent, im Jahr 1917 sogar bei knapp 18 Prozent.

Trump behauptete zudem, dass es während seiner Amtszeit praktisch keine Inflation gab. Auch das stimmt nicht. Die Inflation war zu seiner Amtszeit niedriger als heute, aber sie existierte: Etwa kumulierte 8 Prozent für seine Präsidentschaft (gegenüber kumulierte 19 Prozent unter Präsident Biden bisher) und 1,4 Prozent im Jahresvergleich im letzten Monat seiner Amtszeit gegenüber den aktuellen 2,9 Prozent (Stand: Juli 2024).

Harris liegt bei Arbeitslosenquote falsch

Harris behauptete, dass Trump sein Amt mit der schlimmsten Arbeitslosenquote seit der Großen Depression verlassen habe. Das ist ebenfalls falsch. Im Januar 2021, als Trump aus dem Amt schied, lag die Arbeitslosenquote in den USA nach Angaben des Bureau of Labor Statistics bei 6,4 Prozent. Deutlich höher war die Arbeitslosenquote während seiner Amtszeit im April 2020, infolge der Corona-Pandemie. Damals betrug sie 14,8 Prozent.

Die sogenannte Große Depression hatte bis 1933 in fast allen Industrieländern der Welt zu Massenarbeitslosigkeit, sinkenden Preisen und Löhnen sowie Bankenkrisen geführt. In den USA waren zu der Zeit fast ein Viertel der Menschen arbeitslos.

Keine Belege für verspeiste Haustiere

Trump griff auch die in der vergangenen Woche in den Sozialen Medien weit verbreitete Behauptung auf, dass haitianische Migranten in der Stadt Springfield im US-Bundesstaat Ohio Haustiere stehlen und sie essen würden, unter anderem Hunde und Katzen. Für diese Behauptung gibt es jedoch keinerlei Belege.

So haben sowohl die Stadt Springfield als auch die örtliche Polizei erklärt, dass es keine Beweise für diese Behauptung gebe. Ein Sprecher der Stadt sagte dem Sender ABC News, es gebe "keine glaubwürdigen Berichte oder konkreten Behauptungen, dass Haustiere von Migranten geschädigt, verletzt oder misshandelt wurden". Die Stadt hat sogar eine Webseite eingerichtet, die einige Behauptungen widerlegt.

Unter Trump-Anhängern ist diese Verschwörungserzählung dennoch sehr beliebt. Sie verbreiten im Internet unter anderem KI-generierte Bilder, die Trump mit Katzen und anderen Haustieren im Arm zeigen, um ihn als Retter von Tieren darzustellen.

Screenshot eines KI-erzeugten Bildes auf der Plattform X: Zu sehen ist Donald Trump mit Haustieren im Arm der von zwei Männern verfolgt wird.

Screenshot eines KI-erzeugten Bildes auf der Plattform X: Zu sehen ist Donald Trump mit Haustieren im Arm.

Trump erhielt nicht die meisten Stimmen

Trump wiederholte in der TV-Debatte zudem die Verschwörungserzählung von der gestohlenen Wahl. Zudem behauptete er, dass er mehr Stimmen erhalten habe als jeder Präsident. Doch das ist falsch. Bei der Wahl 2020 hatte Trump sowohl weniger sogenannte Popular Votes, also direkte Stimmen, als auch Wahlmänner als sein Gegenkandidat Biden. Trump erhielt jedoch mehr direkte Stimmen als jeder US-Präsident, der je zu einer Wiederwahl angetreten ist.

Bei der gewonnenen Präsidentenwahl 2016 hatte Trump etwa 2,8 Millionen weniger Popular Votes als seine damalige Konkurrentin Hillary Clinton. Letztlich gewann er mit den ausschlaggebenden Stimmen der Wahlmänner.

Trump wärmte auch die ebenfalls bereits widerlegte Behauptung auf, dass die Teilnehmer auf Harris' Kundgebungen bezahlt seien. Die Behauptung geht auf einen Social-Media-Beitrag zurück, der jedoch manipuliert wurde. Ansonsten gibt es dafür keinerlei Belege.

Ähnliche Vorwürfe gibt es auch in Deutschland aus rechtsextremen Kreisen immer wieder, zum Beispiel im Zusammenhang mit den Protesten gegen Rechtsextremismus Anfang des Jahres.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 11. September 2024 um 10:00 Uhr.