Gewerkschaften gegen 9-Euro-Ticket "Wir verhökern hier etwas"
Die Bahngewerkschaften haben sich gegen eine Fortführung des 9-Euro-Tickets ausgesprochen. GDL-Chef Claus Weselsky fand deutliche Worte: "Wir tun so, als wäre Nahverkehr umsonst." Das System fahre schon auf Verschleiß.
Eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets stößt bei den Bahngewerkschaften auf Widerstand. Es könne "so nicht fortgeführt werden", sagte der Vizevorsitzende der Gewerkschaft EVG, Martin Burkert. "Die Belegschaft hat die Belastungsgrenze erreicht und teilweise überschritten." Angesichts dieser Überlastung könne das Ticket nicht verlängert werden.
Ähnlich äußerte sich die Lokführergewerkschaft GDL. Mit dem Ticket, das eigentlich Pendler entlasten solle, habe man zusätzliche Anstürme von Reisenden auf die Bahn gebracht, sagte GDL-Chef Claus Weselsky im rbb. "Das tut dem System nicht gut, weil es sowieso schon auf Verschleiß gefahren wird. Jetzt sind wir zusätzlich noch völlig überlastet." Er könne von einer Verlängerung des Angebots daher nur abraten.
Kostenloser ÖPNV - oder ein "vernünftiger" Preis?
Zur Preisgestaltung haben die Gewerkschaften unterschiedliche Haltungen. "Langfristig wollen wir, dass der ÖPNV kostenlos wird. Vorher müssen jedoch zuerst das Angebot und die Kapazitäten flächendeckend ausgebaut werden", sagte Burkert.
Dagegen sagte Weselsky: "Wir verhökern hier etwas. Wir tun so, als wäre Nahverkehr umsonst." Es müsse ein bundesweites Nahverkehrsticket zu einem vernünftigen Preis geben.
Länder wollen vom Bund mehr Geld
Das 9-Euro-Ticket gilt noch im Juli und August und ermöglicht bundesweit Fahrten im Nahverkehr für je einen Monat. Bund und Länder diskutieren über eine Nachfolgeregelung.
So gibt es Vorschläge für eine 69-Euro-Monatsfahrkarte oder ein 365-Euro-Ticket fürs ganze Jahr. Während Bundesverkehrsminister Volker Wissing auf die Verantwortung der Länder für den Nahverkehr hinweist, wollen diese mehr Geld vom Bund.