Staatsbesuch von König Charles III. Ein Monarch im Bundestag
Am zweiten Tag seines Staatsbesuches spricht König Charles III. vor dem Bundestag - was bei der Linkspartei schon vorab Kritik hervorrief. Bereits zuvor hatte der Monarch die engen Beziehungen zwischen Deutschland und seinem Land hervorgehoben.
Der britische König Charles III. und seine Königsgemahlin Camilla setzen ihren Staatsbesuch in Deutschland fort. Kernpunkt ist heute die geplante Rede des Monarchen im Bundestag - was bereits im Vorfeld bei einigen Abgeordneten auf Kritik stieß.
Bevor Charles III. ans Rednerpult tritt, wurde das Königspaar von Berlins Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey empfangen, um sich anschließend in das Goldene Buch der Hauptstadt einzutragen. Die Eintragung fand im Hotel Adlon statt. Vor dem Gebäude warteten zahlreiche Menschen, um den König zu sehen.
Im Anschluss traf sich Charles III. mit Bundeskanzler Olaf Scholz im nahe gelegenen Kanzleramt. Nach einem Besuch auf dem Wochenmarkt am Berliner Wittenbergplatz soll es dann in den Bundestag gehen: Am Mittag will König Charles III. vor dem Gremium sprechen - als erster Monarch überhaupt.
Linkspartei kritisiert Rede vor Bundestag
Und genau daran nimmt die Linkspartei Anstoß. "Es ist nicht angemessen, dass sich das höchste demokratische Gremium vor einem Monarchen verneigt", sagte Parteichef Martin Schirdewan mit Blick auf die geplante Rede des britischen Königs. Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa fügte er hinzu:
Ich finde es auch seltsam, dass sich der Bundestag in Zeiten von Inflation und rasant steigender Armut von jemandem ins Stammbuch schreiben lässt, der buchstäblich mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde.
Auch der stellvertretende Vorsitzende der Linkspartei, Ates Gürpinar, sieht in der Rede ein falsches Signal: "Einen König im Bundestag sprechen zu lassen, halte ich für absurd. Erinnern wir uns: Monarchien sind im Grunde Diktaturen mit mehr historischem Lametta", sagte er der "Augsburger Allgemeinen" und kündigte an, der Rede im Plenarsaal fernbleiben zu wollen.
Weiterreise nach Brandenburg
Für Charles III. steht am Nachmittag noch ein Besuch des Ukraine-Ankunftszentrums im ehemaligen Berliner Flughafen Tegel auf dem Programm, während Camilla ein Projekt der Berliner Stadtmission besichtigen und später die Komische Oper besuchen will.
Dann reist das Königspaar weiter nach Brandenburg, erneut begleitet von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Hier ist unter anderem eine Besichtigung des Biobetriebs Ökodorf Brodowin geplant.
"Unsere Beziehungen werden noch stärker werden"
Steinmeier hatte das Königspaar am Mittwoch nach dessen Landung auf dem Flughafen Berlin-Brandenburg mit militärischen Ehren empfangen - zum ersten Mal vor dem Brandenburger Tor. Bereits auf dem Flughafen waren die Royals mit 21 Salutschüssen, den Überflügen zweier Eurofighter und einem militärischen Ehrenspalier empfangen worden.
Beim folgenden Staatsbankett im Schloss Bellevue betonte Charles III. in einer teils auf Deutsch gehaltenen Rede, die Beziehungen beider Länder ausbauen zu wollen. Deutschland und das Vereinigte Königreich hätten ein großes Interesse an der Zukunft des jeweils anderen Landes. "Unsere Beziehungen werden noch stärker werden, davon bin ich fest überzeugt, wenn wir gemeinsam auf eine nachhaltigere Zukunft in Wohlstand und Sicherheit hinarbeiten", betonte Charles III.
Die Beziehungen zwischen beiden Ländern seien ihm überaus wichtig. "Ich bin mehr denn je von ihrem bleibenden Wert für uns alle überzeugt", so der König. "Ich kann Ihnen nur versichern, dass ich in der Zeit, die mir als König vergönnt sein wird, alles tun werde, um unsere Beziehungen weiter zu stärken."
Anerkennung für Aufnahme von Kriegsflüchtlingen
Er und seine Frau seien "tief gerührt" vom herzlichen Empfang in Deutschland, sagte Charles - und wies darauf hin, dass er schon mehr als 40 Mal im Land gewesen sei. "Darin zeigt sich natürlich, wie wichtig mir unsere Beziehungen sind, aber auch, so fürchte ich, wie lange es mich schon gibt."
Charles dankte den Deutschen zudem für die "überaus bewegenden Worte der Unterstützung und Zuneigung" nach dem Tod seiner Mutter, Königin Elizabeth II., im vergangenen September. "Ihre Liebenswürdigkeit hat meiner Familie und mir mehr bedeutet, als ich in Worte fassen kann."
Der König sprach Deutschland zudem seine Anerkennung für die Aufnahme von mehr als einer Million Geflüchteten aus der Ukraine aus. Dies sei "ein überzeugender Beweis, wie mir scheint, für die Großmut der Menschen in Deutschland".
Steinmeier: Stehen "enger zusammen denn je"
Auch Bundespräsident Steinmeier betonte in seiner Rede die historisch gewachsene enge Partnerschaft zwischen Großbritannien und Deutschland nach zwei Weltkriegen. "Was auch immer vor uns liegt, ich weiß: Unsere deutsch-britische Freundschaft bleibt wichtig, und sie bleibt stark", sagte er. "Wie tief unsere Verbindung ist, spüren wir gerade in diesen Zeiten."
Er verwies dabei auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Seither stünden die Demokratien innerhalb der NATO sowie die EU und Großbritannien "enger zusammen denn je" und unterstützten die Ukraine. Das gemeinsame Engagement Großbritanniens und Deutschlands sei "gerade nach dem furchtbaren Unheil", das Deutsche in den beiden Weltkriegen über den Kontinent gebracht hätten, "keine Selbstverständlichkeit", so der Bundespräsident.
Unter den rund 130 geladenen Gästen war auch Altkanzlerin Angela Merkel.
"Schlagen ein neues Kapitel auf"
Steinmeier erinnerte zugleich an den offiziellen Beginn des EU-Austritts Großbritanniens nach der Brexit-Entscheidung vor genau sechs Jahren. Am 29. März 2017 habe der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union begonnen, sagte Steinmeier. "Heute, genau sechs Jahre später, schlagen wir ein neues Kapitel auf. Wir schauen unter veränderten Bedingungen - und doch gemeinsam - nach vorn."
Dass Charles III. noch vor seiner Krönung am 6. Mai nach Deutschland reise, sei eine "große persönliche" und auch eine "starke europäische Geste", so der Bundespräsident. "Sie bedeutet mir, sie bedeutet uns Deutschen sehr viel."