Corona-Krise Wie geht es für Studierende weiter?
Uni dicht, Nebenjob weg: Studierende stehen zu Semesterbeginn vor einer großen Herausforderung. Wie gestaltet sich das Sommersemester? Und welche Lösungen gibt es bei der Finanzierung?
Wie läuft das Sommersemester ab?
Die meisten Universitäten rüsten um und haben in den vergangenen Wochen alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das Sommersemester komplett digital stattfinden zu lassen. Die Universität Köln zum Beispiel will Online-Vorlesungen möglich machen, ob live oder auf Abruf über die Universitäts-Homepage. Es gebe ein kleines Aufnahmestudio, in dem Lehrende auch abseits des Home-Office Seminare oder Tutorien aufzeichnen und hochladen können.
Die meisten Universitäten starten rein digital - auch die Freie Universität Berlin. Man wisse um die Besonderheit der aktuellen Situation und habe daher beschlossen: "Für Studierende, die im Sommersemester nicht alle eingeplanten Lehrveranstaltungen belegen und Prüfungen ableisten konnten, wirkt sich dies bezüglich der Einhaltung der Regelstudienzeit nicht nachteilig aus."
Die meisten Universitäten starten rein digital ins neue Semester.
Gibt es Unterschiede zwischen den Universitäten?
Jede Universität will für sich bewerten, wann und wie sie aus dem Online-Betrieb wieder in den Präsenzbetrieb wechseln kann. So will die Universität Münster zum Beispiel zu Pfingsten hin neu bewerten, ob Präsenzveranstaltungen unter gewissen Sicherheitsvorkehrungen wieder stattfinden können.
Bis dahin gilt aber: online only. "Wir bieten den Studierenden und Lehrenden verlässliche Alternativen an, damit sie dieses besondere Semester bestmöglich nutzen können", sagt Münsters Uni-Direktor Johannes Wessels. "Gleichzeitig bitten wir um Verständnis, wenn nicht alles von Beginn an reibungslos funktioniert." Lediglich unerlässliche Labor-Veranstaltungen werden nach Einzelfallprüfungen stattfinden.
An Tutorien und Seminaren können die meisten Studierenden vorerst nur online teilnehmen.
Wie starten Erstsemester ins Unileben?
Klassischerweise gibt es zum Sommersemester weniger neue Studierende als zum Wintersemester. Für die diesjährigen Erstsemester lassen sich die Fachschaften der einzelnen Universitäten besondere Vorstellungsveranstaltungen einfallen. Dadurch soll es irgendwie möglich sein, die neuen Kommilitonen kennenzulernen - in aller Regel online. Ein einheitliches Verfahren gibt es aber nicht.
Was, wenn der Nebenjob weg ist?
Fotografie-Studentin Greta Steinberg konnte es nicht fassen: Sie hat von heute auf morgen ihren Nebenjob verloren. "Nicht Angst oder Panik, sondern einfach kein schönes Gefühl, keine finanzielle Sicherheit zu haben", beschreibt Steinberg ihre Situation. Sie ist eine von gut zwei Millionen Studierenden, die einen Nebenjob haben. Laut der aktuellen Sozialstudie des Deutschen Studentenwerks ist gut die Hälfte davon auf den Nebenverdienst angewiesen.
Neben Greta berichten viele auch über den Instagram-Kanal der Tagesschau über ihre Nöte. "Ich habe dann sofort Bewerbungen geschrieben", schreibt ein User. "Nach kurzer Zeit habe ich dann einen Job an der Supermarktkasse gefunden."
Knapp bei Kasse: Vielen Studierenden fehlen in der Corona-Krise Einnahmen aus Nebenjobs.
Gibt es finanzielle Unterstützung?
Darüber wird momentan noch diskutiert. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek will ein zinsloses Darlehen einführen für diejenigen, die ihren Nebenjob verloren haben, in finanzielle Engpässe kommen und kein BAföG beziehen können. "Sie sollen möglichst unbürokratisch und schnell einen Antrag stellen können", erklärt Karliczek ihren Plan.
Man sei noch auf der Suche nach dem einfachsten Weg, betroffene Studierende zu unterstützen - "weil das ja diejenigen sind, die vorher keinerlei Transferleistungen bekommen haben, sodass wir einen neuen Weg generieren müssen". Eigentlich sollte am Freitag eine Lösung auf Bundesebene gefunden werden. Dazu kam es aber nicht.
Gibt es andere Möglichkeiten für eine Finanzspritze?
Das Deutsche Studentenwerk schlägt vor, sich am noch restlich verbliebenen Geld im BAföG-Topf zu bedienen. "Da liegen noch mehrere hundert Millionen Euro", sagt Geschäftsführer Achim Meyer auf der Heyde. "Wir haben vorgeschlagen, dass man das BAföG übergangsweise für sechs Monate öffnet, für Studierende, die nachweislich ihren Job verloren haben und auch darlegen können, wie viel sie verdient hatten in den letzten Monaten, sodass man eine Berechnungsgrundlage hat." Dafür müsse aber das BAföG-Gesetz geändert werden, entgegnet Karliczek. Daher wolle sie an den Darlehen festhalten.
Bieten die Universitäten Finanzhilfen?
Die Universität Köln ist eine von vielen Unis, die sich jetzt etwas einfallen lässt. Torsten Preuß leitet das Studierendensekretariat, wo gerade täglich Anträge für ein Sonderprogramm der Kölner Uni ankommen. "Die Kölner Universitätsstiftung hat 200.000 Euro in einer ersten Rate bereitgestellt", erklärt er. Damit könnten 250 Studierende mit jeweils 800 Euro gefördert werden. Andere Universitäten rufen zu Spenden auf und organisieren über Fördervereine ähnliche Unterstützungsprogramme.