Kampfpanzer Was den "Leopard" so besonders macht
Lange hatte die Ukraine um eine "Leopard"-Lieferung gebeten. Der Kampfpanzer könnte nun bei der Gegenoffensive der Ukraine eine wichtige Rolle spielen. Was ihn so besonders macht. Ein Überblick.
Warum hat die Ukraine den "Leopard" so dringend gefordert?
Vom ersten Kriegstag an hat die Ukraine die russischen Angreifer mit ihren militärischen Fähigkeiten überrascht: Der Vormarsch wurde gestoppt und im Lauf der inzwischen elf Kriegsmonate auch zurückgedrängt. Aber Russland stellt sich nun mit neuen gepanzerten Kräften für einen erwarteten großen Vorstoß auf, bei dem die Ukraine schwere Verluste erleiden oder weitere Gebiete verlieren könnte. Der frühere NATO-General Hans-Lothar Domröse etwa erwartet, wie andere Experten auch, "eine fürchterlich blutige Frühjahrsoffensive".
Welche Kampfpanzer hat die Ukraine bisher und was können die "Leopard"-Panzer besser?
Die Ukraine hat aus eigenen Beständen und von Ringtausch-Partnern Hunderte Schützenpanzer sowie Kampfpanzer aus sowjetischer Entwicklung. Darunter sind ältere Kampfpanzer wie T-72 oder T-80 und - als Beute-Panzer, von russischen Truppen zurückgelassen - auch das Folgemodell T-90. Westliche Kampfpanzer, hier vor allem der "Leopard", sollen nun die Fähigkeit der Ukraine zur Offensive erhöhen, also zur Rückeroberung besetzter Gebiete.
Diese Panzer sind vor allem in den moderneren Versionen dem russischen Gerät überlegen und können den Gegner im Kampf zerstören. Der "Leopard" gilt unter Fachleuten dafür in seiner jeweiligen Generation als bester Kampfpanzer weltweit.
Der ehemalige Oberkommandierende der US-Armee in Europa, Ben Hodges, machte im US-Radiosender NPR deutlich, dass die Ukraine damit zu einem Schlag gegen den von Russland eroberten Korridor vom Donbass zur annektierten Halbinsel Krim ausholen könnte. Dazu könne die Ukraine mit westlichen Kampfpanzern einen schwer gepanzerten Verband bilden, "die Speerspitze einer Truppe, die die russischen Linien in Richtung Mariupol durchbrechen könnte". Und auch generell könne der Infanterie mit solchen Kampfpanzern der Weg zum Vormarsch geebnet werden.
Kann die Bundesregierung den "Leopard" noch rechtzeitig liefern?
Die ersten "Leopard"-Kampfpanzer aus Deutschland könnten nach Angaben von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius in etwa drei Monaten in der Ukraine sein. Das sagte der SPD-Politiker nach der Ankündigung der Bundesregierung, 14 Kampfpanzer in die Ukraine zu liefern. Man beginne jetzt sehr schnell mit der Ausbildung und werde sehr schnell die Nachschubwege klären.
Die 14 Kampfpanzer sind vom Typ "Leopard 2 A6". Dieser macht bei der Bundeswehr gut die Hälfte der insgesamt 320 Exemplare aus. Aus den Beständen der Bundeswehr sollen die angekündigten Panzer nun auch kommen, wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit mitteilte. Als verzichtbar für die Bundeswehr gelten zudem 19 Panzer in der Version "Leopard 2 A5". Sie werden derzeit im Gefechtsübungszentrum zur "Darstellung gegnerischer Kräfte" genutzt, sollen bei Ausbildungen also den Feind darstellen.
In Deutschland stehen "Leopard"-Panzer außerdem in den Werkstätten und Lagern der Industrie. Rheinmetall-Chef Armin Papperger sagte dem "Stern", bis Ende März seien rund 29 Kampfpanzer "Leopard 2A4" einsatzbereit, die für den Ringtausch mit Tschechien und der Slowakei vorgesehen sind. Weitere "Leopard" einsatzbereit zu machen, dauert demnach. Die Bundeswehr verfügte im vergangenen Jahr über kein Modell der älteren Version "Leopard 2 A4".
Gibt es noch andere Kampfpanzer, die für die Ukraine von Bedeutung sind?
Großbritannien hat schon angekündigt, den "Challenger 2" an Kiew geben zu wollen. Außerdem könnten die USA laut Medienberichten nun doch Panzer des Typs "Abrams" an die Ukraine liefern. Für den Einsatz der Waffensysteme ist es aber von Vorteil, wenn das Gerät möglichst einheitlich ist. Für die Instandsetzung muss das Großgerät womöglich sogar wieder aus der Ukraine herausgefahren werden. So haben der Panzerbauer KMW und das deutsche Verteidigungsministerium ein Werkstattzentrum ("Hub") im Grenzgebiet der Slowakei zur Ukraine aufgebaut, um Systeme wie die Panzerhaubitze 2000 nach dem Fronteinsatz zu reparieren und Verschleißteile auszutauschen.
Wie viele "Leopard"-Panzer stehen zur Verfügung?
Der "Leopard"-Hersteller Krauss-Maffei Wegmann hat bisher deutlich über 3500 "Leopard 2" gebaut, die in 19 Staaten im Einsatz sind, wobei der Großteil von den Ländern zur eigenen Verteidigung eingeplant ist. Vor den von Deutschland angekündigten 14 "Leopard 2 A6" hatte schon Polen die Karten auf den Tisch gelegt: Die von dort zur Lieferung beantragten 14 "Leopard 2 A4" sind von der Zahl her ebenfalls ausreichend für die Ausstattung einer Kompanie.
Zudem haben Finnland, die Niederlande und Spanien ihre Bereitschaft zur Abgabe von "Leopard"-Panzern erklärt. Angaben zur Stückzahl gab es bisher noch nicht. Auch erwägt Norwegen Medienberichten zufolge die Abgabe von "Leopard 2"-Panzern an die Ukraine, Schweden schloss Liefer-Pläne für die Zukunft nicht aus.
Der US-Sender ABC News hatte zuvor unter Berufung auf einen ukrainischen Regierungsvertreter berichtet, dass zwölf Staaten grundsätzliche Bereitschaft zur Lieferung von "Leopard"-Panzern signalisiert hätten. Insgesamt stehe schon damit eine Zahl von 100 "Leopard" zur Verfügung, wird die ukrainische Seite zitiert. Die Zusicherungen seien bereits bei den Ukraine-Gesprächen in Ramstein gemacht worden.
Wie steht die NATO zu dem Vorhaben?
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg begrüßt die geplante Lieferung von "Leopard 2"-Panzern an die Ukraine. "In einem kritischen Moment des russischen Krieges können sie der Ukraine helfen, sich zu verteidigen, zu siegen und sich als unabhängige Nation zu behaupten", teilte der Norweger mit. Zuvor hatte er die zügige Lieferung neuer Waffen gefordert, wobei "schwerere und fortschrittlichere Systeme" nötig seien, wie er es ausdrückte. Der Norweger sagte: "Der einzige Weg zu einem dauerhaften Frieden besteht darin, Putin klar zu machen, dass er auf dem Schlachtfeld nicht gewinnen wird."