"Leopard 2"-Lieferungen Kopfschütteln in den USA über Deutschland
Von "Rissen" ist die Rede und von einer "bedenklichen Herausforderung der westlichen Einheit": In den USA herrscht zunehmend Unverständnis über Deutschlands Zögern, "Leopard 2"-Panzer an die Ukraine zu liefern.
Derart unverhohlene Deutschland-Kritik, an so prominenter Stelle, liest man in den USA nicht alle Tage: "Deutschland weigert sich, der Ukraine Panzer zu schicken: Biden darf das nicht dulden!" Mit dieser Schlagzeile betitelte die "Washington Post" am Wochenende ihren Leitartikel.
Das linksliberale Blatt attackierte die Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz mit einer vernichtenden Wortsalve: Deutschland habe der bislang geschlossenen NATO-Front ihren ersten erheblichen Riss verpasst. Deutschlands Zögern sei eine bedenkliche Herausforderung der westlichen Einheit.
"Dann schickt halt drei Abrams"
So sieht es wohl auch der demokratische Senator Richard Blumenthal aus Connecticut, frisch zurückgekehrt aus der Ukraine. Er wolle kein Missverständnis aufkommen lassen: "Deutschland sollte die 'Leopard 2'-Panzer zur Verfügung stellen! Wenn es nur daran hängt, dass auch die USA ihre 'Abrams'-Panzer liefern, dann sollte auch das geschehen!"
"Wenn es nur die Deutschen dazu bringt, das Richtige zu tun", sagte der 76-jährige Parlamentarier, "dann schickt halt drei Abrams, um die Blockade aufzubrechen."
"Sie werden schon einen Weg finden"
Auf allen TV-Kanälen sieht man in den USA derzeit Militärexperten, die über die offenbar bevorstehende Frühjahrsoffensive der russischen Bodentruppen spekulieren. So auch Ex-General Wesley Clark auf CNN. "Die Ukraine steht vor schwerwiegenden Gefechten", betonte der hochdekorierte Vietnam- und Kosovo-Veteran, der familiäre Wurzeln in Russland hat.
Die Ukrainer bräuchten schnellstmöglich das schwere Kriegsgerät. "Wir haben Deutschland gebeten, den Schritt voran zu tun", sagte Ex-General Clark. "Noch haben sie das nicht getan, aber sie werden schon einen Weg finden."
US-Regierung lockt mit Schmeicheln
Die Regierung von Präsident Joe Biden jedenfalls will den Eindruck einer zerbröckelnden Front gegen Putin vermeiden. Sie drängelt nicht öffentlich, sondern lockt mit Schmeicheln. Regierungsvertreter wie hier Außenamtssprecher Ned Price betonen gebetsmühlenhaft, was für ein verlässlicher Partner die Bundesregierung doch sei. "Deutschland ist ein unerschütterlicher Verbündeter", bekräftigte Price gestern erst.
Das habe sich auch bei der militärischen Ukraine-Hilfe bewährt. Er wolle nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, sagt der Außenamtssprecher auf die Frage, ob denn "Abrams"-Panzer als Vorbedingung für deutsche "Leopard 2" geliefert werden könnten. Anders als von der "Washington Post" gefordert, vermeidet die Biden-Regierung jegliche offene Konfrontation und räumt Berlin weitere Bedenkzeit ein. Vorerst.