BKA-Statistik Gewaltkriminalität hat deutlich zugenommen
Im ersten Halbjahr ist die Zahl der Gewaltdelikte laut Bundeskriminalamt deutlich gestiegen. Der Zuwachs sei vor allem auf öffentlichen Straßen und Plätzen zu verzeichnen. Die Behörde nennt mehrere Ursachen.
Das Bundeskriminalamt hat im ersten Halbjahr 2023 einen deutlichen Anstieg der Gewaltkriminalität in Deutschland registriert. Nach vorläufigen Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) kletterten die Zahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 17 Prozent nach oben, wie das BKA mitteilte. Der Zuwachs sei vor allem auf öffentlichen Straßen und Plätzen zu verzeichnen - weniger im privaten Wohnraum.
Die Zahl der Straftaten insgesamt stieg laut PKS im selben Zeitraum um rund 11 Prozent. In die Statistik fließen alle Delikte ein, die der Polizei bekannt werden. Gezählt wird, wenn der Fall an die Strafverfolgungsbehörden abgegeben wird.
BKA-Präsident Holger Münch erklärte, er halte den Anstieg im Bereich der Gewaltdelikte zumindest in Teilen für nicht überraschend. Im Zusammenhang mit aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen seien die Risikofaktoren für Kriminalität gestiegen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte mit Blick auf die Statistik, die Gesellschaft sei gewalttätiger geworden. Der Zuwachs sei eindeutig, die Ursachen hingegen vielfältig.
Mehr Tatmöglichkeiten seit Ende der Pandemie
Als Gründe für den Anstieg der Gewaltkriminalität nannte das BKA unter anderem, dass die Menschen nach dem Wegfall der letzten coronabedingten Einschränkungen im Frühjahr 2023 wieder mehr in der Öffentlichkeit unterwegs seien. Dadurch ergäben sich mehr Tatmöglichkeiten und -anlässe. Zugleich könnten sich die sozialen Belastungen von Kindern und Jugendlichen als Folge der Corona-Maßnahmen auf die Anfälligkeit für Straftaten auswirken.
Außerdem heißt es in einem BKA-Papier, das die Inflation in der Bevölkerung erstmals seit Jahren als wesentliches Problem wahrgenommen werde. "Dies korreliert mit der Zahl der Gewaltdelikte." In wirtschaftlich schwächeren Regionen seien die Fall- und Tatverdächtigenzahlen höher.
BKA sieht auch Zuwanderung als Ursache
Die BKA-Experten nannten als mögliche Erklärung auch die aktuell hohen Zuwanderungsraten, wodurch sowohl die Bevölkerungszahl insgesamt ansteige als auch der Anteil von Ausländern an der Gesamtbevölkerung. Es sei davon auszugehen, dass viele Schutzsuchende mehrere Risikofaktoren aufweisen, die Gewaltkriminalität wahrscheinlicher machen: "Dazu gehören die Lebenssituation in den Erstaufnahmeeinrichtungen sowie wirtschaftliche Unsicherheiten und Gewalterfahrungen."
Bei den Gewalttaten sei im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar ein stärkerer Anstieg bei Ausländern als bei Deutschen zu verzeichnen, teilte das BKA weiter mit. Im Verhältnis zur deutlich gestiegenen Anzahl nichtdeutscher Menschen an der Gesamtbevölkerung falle der relative Anstieg deutscher und nichtdeutscher Tatverdächtiger jedoch ähnlich aus.