Daten der Bundesnetzagentur Haushalte verbrauchen deutlich weniger Gas
Wegen des warmen Wetters haben Haushalte und kleinere Firmen in Deutschland in der vergangenen Woche erneut deutlich weniger Gas als in den Vorjahren verbraucht. Die Bundesnetzagentur rief dazu auf, trotzdem weiter zu sparen.
Deutschlands Haushalte und kleinere Firmen haben wegen der warmen Temperaturen in der vergangenen Woche erneut deutlich weniger Erdgas als in den Vorjahren verbraucht. In der Kalenderwoche 42 habe der durchschnittliche Gasverbrauch pro Tag 549 Gigawattstunden (GWh) betragen, teilte die Bundesnetzagentur mit. Das sind gut 41 Prozent weniger als der Tagesdurchschnitt in den gleichen Kalenderwochen der Jahre 2018 bis 2021 (935 GWh).
Netzagentur: Weiter sparen
Grund sind nach Angaben der Behörde die vergleichsweise hohen Außentemperaturen. So habe die Durchschnittstemperatur mit 12,8 Grad rund 2,5 Grad über dem KW-42-Mittelwert der Jahre 2018 bis 2021 gelegen. Insgesamt lag der Gasverbrauch in Deutschland in der vergangenen Woche knapp 31 Prozent unter dem entsprechenden Wochenmittel der Jahre 2018 bis 2021.
Netzagentur-Präsident Klaus Müller rief dazu auf, die Sparbemühungen aufrechtzuerhalten, "auch wenn es kälter wird". Die Netzagentur hält trotz gut gefüllter Gasspeicher eine Reduktion des Gasverbrauchs in Deutschland um 20 Prozent für nötig.
Generell haben die Haushalte in Deutschland in den Jahren 2020 und 2021 trotz vermehrter Homeoffice-Arbeit weniger Geld für Heizenergie ausgegeben. Das geht aus dem "Wärmemonitor" des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor, der gestern veröffentlicht wurde. Betrachtet wurden Gas, Heizöl, Fernwärme und Strom.
Unternehmen: Können nicht mehr sparen
Die deutschen Unternehmen sehen allerdings ihre Einsparmöglichkeiten beim Gasverbrauch weitgehend ausgeschöpft. 60 Prozent der Betriebe sehen hier in den kommenden fünf Jahren keine oder nur sehr geringe Einsparpotenziale von bis zu zwei Prozent, wie aus der veröffentlichten Erhebung der Industrie- und Handelskammern unter mehr als 3500 Firmen aller Branchen hervorgeht.
20 Prozent können nach eigener Einschätzung auf zwei bis fünf Prozent ihres bisherigen Verbrauchs verzichten. Lediglich ein weiteres Fünftel hält bei seinem Energieverbrauch noch mehr als fünf Prozent an Verringerung für möglich.
Betriebe werden stillgelegt
"Der Überlebenskampf der Betriebe angesichts der explodierenden Energiepreise hat dazu geführt, dass die kurzfristigen betrieblichen Potenziale ausgeschöpft wurden", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Peter Adrian. "Deshalb sind weitergehende Ziele, den Gasverbrauch im laufenden Produktionsbetrieb noch stärker zu verringern, einfach unrealistisch."
Der Rückgang des Gasverbrauches in der Wirtschaft sei inzwischen immer öfter Folge von Betriebsstilllegungen oder Produktionseinschränkungen. "Wir müssen daher nach anderen Möglichkeiten suchen, um zusätzliches Gas zu mobilisieren oder Gas zum Beispiel bei der Stromerzeugung einzusparen", sagte Adrian. "Nur so werden wir Insolvenzen vermeiden und Wertschöpfungsketten erhalten."
"Smartes" Energiesparen
Sparen geht aber auch anders: Angesichts der hohen Strom- und Gaspreise setzen offenbar immer mehr Deutsche auf "smartes" Energiesparen. Bereits zu Jahresbeginn nutzte jeder zehnte private Haushalt (3,7 Millionen) zum Beispiel über das Internet steuerbare Thermostate, Stromzähler und Beleuchtung, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Diese Systeme schalten zum Beispiel die Heizung beim Öffnen des Fensters automatisch aus oder regeln sich herunter, sobald niemand mehr in der Wohnung ist. Eine smarte Beleuchtung lässt sich demnach per App und Sprachsteuerung nach den individuellen Bedürfnissen regeln.