Weihnachten Kirchen rufen zur Hilfe für Flüchtlinge auf
An Heiligabend erinnern mehrere christliche Geistliche an die Friedensbotschaft. Gesellschaftlicher Zusammenhalt sei in diesen Zeiten besonders wichtig, geflüchtete Menschen müssten unterstützt werden.
Auch das Weihnachtsfest steht in diesem Jahr im Zeichen des Kriegs in der Ukraine und der Energiekrise. Mehrere deutsche Bischöfe riefen in Predigten und Interviews zu weiterer Unterstützung für ukrainische Geflüchtete auf und erinnerten an die Friedensbotschaft.
Viele Gemeinden haben die Heizungen in den Kirchen heruntergefahren oder sogar ganz ausgeschaltet, um Energie zu sparen. Im Vorfeld erklärte der Limburger Bischof Georg Bätzing, dass er Verständnis dafür hat, wenn Gemeinden entscheiden, an Weihnachten eine Ausnahme zu machen, damit die Menschen zum Weihnachtsgottesdienst kommen.
Unterstützung und Solidarität
Er hoffe, dass die von Krieg, Kälte und Dunkelheit geplagten Menschen in der Ukraine und überall auf der Welt für einen Augenblick aufatmen können, schreibt Bätzing in einem Gastbeitrag für den "Mannheimer Morgen". Zugleich erwarte er, dass die Millionen aus ihrer Heimat geflüchteten Menschen in Deutschland Respekt und Zuneigung erfahren.
Der Bischof appellierte an Staat und Gesellschaft. Es müsse genug Unterstützung und menschliche Solidarität für alle geben, die nicht wissen, wie sie angesichts der Energiekrise und der immensen Preissteigerungen ihr Auskommen sichern sollen.
Aufnahme von Geflüchteten bleibt große Aufgabe
Der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck und Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, erklären in der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung", die Aufnahme von Geflüchteten bleibe auch 2023 eine große Aufgabe.
Er sehe eine große Freigiebigkeit unter den Menschen im Ruhrgebiet, obwohl die eigene Bedürftigkeit oft groß sei, betonte Bischof Overbeck. "Viele Menschen sind erschüttert von den erschreckenden Bildern des Krieges." Die Geflüchteten aus der Ukraine seien, anders als in den Jahren 2015 und 2016, "mit unserer Lebensweise mehr verbunden", so Overbeck. "Viele sind uns auch religiös nah, weil sie in der christlichen Tradition leben."
Kurschus erinnert an Lage in den Kinderkliniken
"Ich habe großen Respekt davor, dass die Menschen in unserem Land, die bis weit in die Mittelschicht zunehmend um ihre Existenz besorgt sind, sich bereitwillig um andere kümmern", sagt Kurschus, die auch Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland ist. Sie erinnert an die Weihnachtsgeschichte und die Geburt Jesu im Stall. Darin lasse sich auch die verletzliche Situation geflüchteter Frauen, Kinder und Männer erkennen.
Außerdem erinnerte sie an die aktuelle Notlage in den Kinderkliniken. Die Geschichte vom Jesuskind in der Krippe sei dadurch aktueller denn je, sagte sie nach einer EKD-Mitteilung. "Den vertrauten Satz aus der biblischen Weihnachtsgeschichte kann ich in diesen vorweihnachtlichen Tagen kaum hören ohne die Nachrichten aus den Notaufnahmen der Kinderkliniken im Ohr", sagte Kurschus, die am Samstagabend in der Zionskirche in Bielefeld predigen will. Viele Kinderpraxen und Kinderstationen sind aktuell extrem überfüllt. Außerdem kommt es bei einigen Arzneimitteln, darunter Fiebersaft für Kinder, zu Knappheiten.
Mehr diplomatische Bemühungen
Kurschus forderte außerdem mehr diplomatische Bemühungen beim Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Keine Waffe ist geeignet, Frieden zu schaffen", sagte sie. "Wir als Kirche stehen dafür, dass Gesprächsfäden niemals abreißen dürfen." Dennoch müsse Deutschland das überfallene Land dabei unterstützen, sich mit Waffen zu verteidigen.
Als "Ultima Ratio, als letztes Mittel, kann zur Verteidigung auch Gewalt angewendet werden", sagt Ruhrbischof Overbeck, der auch katholischer Militärbischof ist. Den Soldaten sage er aber auch: "Achtet darauf, dass Ihr trotz allem Menschen des Friedens bleibt."
Licht als Symbol der Hoffnung
Der Hildesheimer katholische Bischof Heiner Wilmer warnt vor einer zunehmend verunsicherten und von Egoismen geprägten Gesellschaft. "Ich nehme wahr, dass in unserer Gesellschaft die Angst zunimmt, wie auch die Hysterie", sagt Wilmer der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". "Dagegen steht die Weihnachtsbotschaft, die eine Botschaft des Zusammenhalts und der Solidarität ist." Nur "miteinander und füreinander" hätten die Menschen eine Chance, gegen die Krisen und Sorgen anzukommen.
Der Stader Regionalbischof Hans Christian Brandy weist auf die Bedeutung des Lichts als Symbol für Hoffnung und Frieden hin. "Vor wenigen Tagen ist im ukrainischen Charkiw das Friedenslicht aus Bethlehem angekommen", schreibt der evangelische Theologe in einer Weihnachtsandacht für die "Nordsee-Zeitung". "Eine Kerze und ein paar Tannenzweige im eiskalten Bahnhof, mitten im Luftalarm."