Durchsuchungen der Polizei Aktion gegen Kinderpornografie in sieben Bundesländern
Bei einer Aktion gegen die Verbreitung und den Besitz von Kinderpornografie hat die Polizei mehrere Hundert Wohnungen im Norden und Osten Deutschlands durchsucht. Dabei wurden diverse Datenträger sichergestellt. Festnahmen gab es offenbar keine.
Mit insgesamt 650 Einsatzkräften ist die Polizei in sieben Bundesländern gegen mutmaßliche Sexualstraftäter vorgegangen. Das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen teilte dazu mit, die Aktion sei die erste gemeinsame der sogenannten Norddeutschen Allianz zur Bekämpfung sexualisierter Gewalt an Kindern gewesen.
Dazu gehören neben dem LKA Niedersachsen auch die LKA Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Außerdem hatten sich auch Berlin und Brandenburg angeschlossen. Die Federführung der Aktion lag beim LKA Niedersachsen.
Mehrere Hundert Durchsuchungen
Insgesamt seien bis zum Mittag mehrere Hundert Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt worden. Dabei stellte die Polizei unter anderem diverse Datenträger wie Laptops, PCs und Smartphones sicher. Diese würden nun ausgewertet, hieß es. Dabei seien rund 650 Einsatzkräfte der Polizei sowie Staatsanwältinnen und Staatsanwälte involviert gewesen.
Außerdem gab das LKA bekannt, es handele sich bei der Aktion nicht um einen Schlag gegen ein Netzwerk. Von Festnahmen war nicht die Rede.
"Sexualisierte Gewalt an Kindern ist unerträglich"
Friedo de Vries, Präsident des LKA Niedersachsen, sagte dazu: "Sexualisierte Gewalt an Kindern ist unerträglich". Kinder benötigen laut Vries im Durchschnitt sieben Anläufe, bis sie als Opfer sexualisierter Gewalt gehört werden. Auch deshalb sei es wichtig, dass die Polizei geschlossen gegen die Verdächtigen vorgehe.
Mit diesem länderübergreifenden Einsatz haben wir mehrere Hundert Täter und Täterinnen aus der Anonymität geholt.
Fallzahlen bei Kinderpornografie zuletzt gestiegen
Laut Polizeilicher Kriminalstatistik sind die Fallzahlen im Bereich der Kinder- und Jugendpornografie von 2021 zu 2022 erneut gestiegen. Ein Großteil der Ermittlungen beruht dabei auf Hinweisen des "National Center for Missing and Exploited Children" (NCMEC), einer US-amerikanischen Organisation. Im Jahr 2015 wurden dem Bundeskriminalamt etwa 14.500 solcher Fälle durch die NCMEC gemeldet, 2021 waren es schon 78.600 und 2022 sogar 136.500 Hinweise.
Zum einen beinhalten die NCMEC-Meldungen häufig detaillierte Hinweise auf eine tatverdächtige Person, zum anderen ermöglichen technische Weiterentwicklungen eine vermehrte Aufklärung der Straftaten, erklärten die Ermittler. In vielen Fällen handele es sich bei dem übermittelten Beweismaterial um einzelne Fotos oder Videos, die insbesondere durch Jugendliche oder Kinder unbedacht versendet würden. Diese Inhalte dürften auf keinen Fall geteilt werden, warnten die Beamten.
Wer sogenannte kinderpornografische Inhalte im Internet oder in sozialen Netzwerken entdecke, solle die Adresse dieser Seite sofort der für den Wohnsitz zuständigen Polizeidienststelle mitteilen. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich sei hoch, hieß es in einer Mitteilung des LKA Niedersachsen.
Polizeigewerkschaft fordert europäische Zentralstelle
Um Fälle von Kindermissbrauch in Zukunft effizienter aufklären zu können, forderte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, unterdessen eine europäische Zentralstelle. Er sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, es gebe "noch großen Verbesserungsbedarf bei der Zusammenarbeit zwischen Anbietern von Online-Diensten, zivilgesellschaftlichen Organisationen und staatlichen Stellen".
Eine gemeinsame, bei der EU angesiedelte Zentralstelle wäre Kopelke zufolge "effektiv als Mittler einer spürbar reibungsloseren Kommunikation zwischen Dienstleistern und den europäischen Ländern." Ein solches Zentrum könnte zudem zu einer "erheblichen Minderung von Datenleck-Risikos in der Kommunikation zwischen den EU-Ländern und den Dienstleistern beitragen", sagte der Polizeigewerkschafter.