Regeln für Silvester-Feuerwerk Wo Böllern verboten ist
Heute startet der Verkauf von Feuerwerk. Verbotszonen für Böller und Raketen an Silvester wird es in vielen deutschen Städten geben. Die Regeln sind aber sehr unterschiedlich. Was gilt zum Jahreswechsel wo? Ein Überblick.
In keiner Region in Deutschland sind Silvesterpartys und Böllerei zum Jahreswechsel grundsätzlich verboten. Doch viele Städte und Gemeinden lassen den Wurf oder Abschuss von Feuerwerkskörpern nur noch eingeschränkt zu. Dabei gelten zum Teil sehr unterschiedliche Regeln.
Bundesweit gilt das ganze Jahr über - also unabhängig von Silvester: In unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Reet- und Fachwerkhäusern darf keine Pyrotechnik gezündet werden. Das sieht Paragraf 23 der Ersten Verordnung zum Sprengstoffgesetz vor. Darin ist auch festgeschrieben, dass pyrotechnische Gegenstände der Kategorie 2 - sogenanntes Kleinfeuerwerk wie Böller, Raketen und Batterien - am 31. Dezember und 1. Januar nur von Personen abgebrannt werden dürfen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben.
Zeitlich und lokal begrenzte Verbotszonen
Darüber hinaus gibt es besonders in größeren Städten zeitlich und lokal beschränkte Verbotszonen fürs Böllern - unter anderem an zentralen Plätzen und beliebten Orten großer Feiern. Denn wo Hunderte Menschen eng zusammen stehen, besteht durch Feuerwerk eine erhöhte Verletzungsgefahr. So gab es zum Beispiel in Hamburg vor Einrichtung einer Verbotszone in der Menge oft bedrohliche und gefährliche Situationen sowie Unfälle. Daher ist seit 2019/2020 rund um die Binnenalster und auf dem Rathausmarkt vom 31. Dezember, 18.00 Uhr, bis zum 1. Januar, 1.00 Uhr, nur das Zünden von Kleinstfeuerwerk erlaubt - also etwa Wunderkerzen und Knallerbsen. Ähnlich regeln das auch andere Städte.
Ein besonderes Augenmerk wird in der Silvesternacht auf Berlin liegen. Dort haben die Vorbereitungen für die große Party zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor bereits begonnen. Bis zu 65.000 Besucherinnen und Besucher dürfen dort feiern - wie immer ohne selbst mitgebrachtes Feuerwerk, mit Einlasskontrollen und erstmals auch kostenpflichtig: Zehn Euro pro Person werden fällig.
Und während die Polizei in Berlin-Mitte auf eine ausgelassene Party hofft, rechnet sie in anderen Stadtteilen mit Ausschreitungen wie in den vergangenen Jahren. Neben dem üblichen heftigen Feuerwerk hatte es dort viele Böllerwürfe und andere Angriffe auf Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter gegeben. Deshalb erhalten die 2.000 bis 2.500 Berliner Polizisten und Polizistinnen Unterstützung aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und von der Bundespolizei - auch, weil angesichts des Kriegs in Nahost eine noch emotionalere Stimmung befürchtet wird.
Keine Knallerei in Münchens Innenstadt
Wie in der Vergangenheit sind in München Feuerwerkskörper in der gesamten Fußgängerzone vom Marienplatz am Rathaus bis zum Stachus verboten, ebenso am Viktualienmarkt. Die Stadt beruft sich dabei auf "den Schutz von Mensch, Tier und Umwelt vor Feuerwerkskörpern." Das Verbot gilt demnach von Silvester, 21.00 Uhr, bis zum Neujahrstag um 2.00 Uhr.
Manche Orte gehen einen Schritt weiter: Wer in der Altstadt von Regensburg oder in der Innenstadt von Augsburg unterwegs ist, darf pyrotechnische Gegenstände nicht mal bei sich tragen. Auch Glasflaschen und Dosen sind laut der Stadt Augsburg an Silvester dort nicht erlaubt. In Nürnberg gibt es rund um die Burg ein strenges Verbot. Dort wird ein Sicherheitsdienst an Silvester auch Taschen kontrollieren, damit kein Feuerwerk mitgenommen wird.
Lokale Böllerverbote auch in anderen Bundesländern
In der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz gelten nach Angaben eines Sprechers dieselben Regelungen an Silvester wie im vergangenen Jahr: kein pauschales Feuerwerksverbot, aber eine Verbotszone in der Altstadt. Auch im Bereich Hauptmarkt in Trier gilt ein Böllerverbot.
In Baden-Württemberg gibt es in diesem Jahr unter anderem in Stuttgart, Tübingen, Reutlingen und Konstanz lokale Böllerverbote. In der Landeshauptstadt ist innerhalb des Cityrings ein Feuerwerksverbot geplant. In Abstimmung mit der Polizei werde eine Verordnung erlassen, die das Abbrennen und Mitführen von Feuerwerkskörpern in diesem Bereich verbiete, so eine Stadtsprecherin gegenüber dem SWR.
In Frankfurt am Main sind Feuerwerk und Böller auf dem Eisernen Steg verboten. Grund ist vor allem die Verletzungsgefahr wegen der vielen Menschen, die sich jedes Jahr zu Silvester auf dieser Brücke aufhalten. Die Stadt kündigte Kontrollen auf beiden Seiten der Fußgängerbrücke an.
In Köln wird es erstmals einen großflächigen Bereich in der linksrheinischen Innenstadt geben, in dem nicht geböllert werden darf. Wer trotz des Verbots Böller abfeuert, muss mit einer Geldbuße von bis zu 200 Euro rechnen. Das Sprengstoffgesetz ermögliche sogar eine Geldbuße von bis zu 50.000 Euro, teilte die Stadt mit.
Andernorts geht es um den Schutz von Gebäuden und Infrastruktur vor Bränden durch verirrte Böller - zum Beispiel in der Weltkulturerbe-Altstadt von Quedlinburg und rund um die staatlichen Schlösser und Burgen in ganz Bayern. "Raketen, Böller und Funkenflug gefährden die historischen Gebäude erheblich", so die Schlösserverwaltung.
Keine generellen Verbote etwa in Dresden oder Leipzig
Vielerorts ist aber schon durch die Regelung, dass in der Nähe von Fachwerkhäusern Pyrotechnik tabu ist, keine extra Verbotszone zu Silvester mehr nötig. Das gilt etwa laut Stadt-Sprecherin Heike Dobenecker in Erfurt: Fast die gesamte Altstadt ist ein böllerfreier Bereich. Sachsens große Städte wie Leipzig, Chemnitz oder die Landeshauptstadt Dresden verzichten auf ein generelles Böllerverbot. Dresden hat jedoch 27 naturschutzrechtliche Verbotsgebiete eingerichtet - etwa die Elbwiesen und Elbtalhänge sowie die Dresdner Heide.
Meist keine Verbote in kleineren Städten
Auch kleinere Städte verzichten auf Verbote. So heißt es in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa aus der 8.000-Einwohner-Kommune Gerbstedt in Sachsen-Anhalt: Man hatte als Einheitsgemeinde seit der Gründung keinen Grund für ein Böllerverbot. Die Menschen sollten selbst entscheiden, teilt Braunsbedra mit rund 11.000 Einwohnern mit. Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass die Lage durch Feuerwehr und Rettungsdienst immer beherrschbar gewesen sei, sagt auch Stefanie Braune von der Stadtverwaltung Jena. Auch aus Umwelt-, Naturschutz- oder Immissionsschutzgründen ließen sich derzeit keine harten Gründe für etwaige Verbote ableiten.
Umwelthilfe will Verkaufsstopp
Die Deutsche Umwelthilfe fordert seit Jahren ein Ende der Knallerei - unter anderem wegen der Feinstaubbelastung. Der private Kauf von Pyrotechnik zu Silvester solle dauerhaft beendet werden, heißt es in einem Schreiben an die Bundesinnenministerin Nancy Faeser. "Am 1. Januar ist die Luft vielerorts mit Feinstaubwerten belastet, die die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Grenzwerte deutlich überschreiten." Für Haus-, Wild- und Nutztiere bedeute die Knallerei Stress, Panik und häufig auch Todesangst.
Eine umweltfreundliche Alternative könne etwa eine Drohnen-Licht-Show sein - mit spektakulären Bildern ganz ohne Piff und Paff.
"Brot statt Böller"
Kirchliche Hilfswerke appellieren schon seit vielen Jahren, die Ausgaben für Pyrotechnik lieber notleidenden Menschen zu spenden, anstatt das Geld für den kurzen Kick zu verpulvern. Unter dem Motto "Brot statt Böller" ruft das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt bereits seit 1982 zu Spenden und zum Verzicht auf Feuerwerk auf.
Branche erwartet Rekordumsätze
Doch diese Bitte wird wohl vielfach ungehört bleiben. Denn die Pyrotechnikbranche blickt zu diesem Jahreswechsel Rekordumsätzen entgegen. Dies habe sich schon Anfang Dezember durch zehntausende Vorbestellungen im spezialisierten Online-Handel durch Privatpersonen und die georderten Mengen des Einzelhandels abgezeichnet, erklärte der Vorsitzende des Bundesverbands für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk (BVPK), Ingo Schubert.
Nach zwei Pandemie-Jahren ohne Feuerwerk habe es 2022 einen "gigantischen Nachholbedarf" gegeben, sagt der Vorsitzende des Verbandes der pyrotechnischen Industrie, Thomas Schreiber. Man sei "optimistisch, dass die Nachfrage nach Silvesterfeuerwerk auch diesmal wieder groß sein wird".