Städte kaum vorbereitet Risiko Starkregen
Starkregen und Überschwemmungen könnten für Deutschland in den nächsten Jahren ein immer größeres Problem werden. Doch viele Städte und Kommunen sind nur unzureichend vorbereitet.
Vergangene Woche erst hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke die Nationale Wasserstrategie vorgestellt. Zum ersten Mal arbeitet Deutschland damit an einem Plan, der die Gefahren durch zu viel oder zu wenig Wasser im Blick haben soll. "Wir müssen uns auf die Änderungen der Klimakrise vorbereiten und uns daran anpassen, dass wir uns schützen wollen und müssen vor Hochwasserereignissen, vor Starkregen", so die Grünen-Politikerin.
Starkregen ist klar definiert. Laut Deutschem Wetterdienst fallen bei Starkregen zwischen 15 und 40 Liter Wasser pro Stunde pro Quadratmeter. Geschieht dies auf einer eng begrenzten oder stark bebauten Fläche, kann es zu schweren Überflutungen kommen, erklärt ARD-Wetterexperte Sven Plöger. "Wenn Gewitter stehen bleiben, nicht weiterziehen, ihren Regen nicht verteilen - das ist wie ein kaputter Rasensprenger." Der gesamte Niederschlag falle dann auf dieselbe Stelle.
Es geht oft um Minuten
"Wassersensible Stadtentwicklung" heißt es, wenn Städte und Gemeinden vorausschauende Baumaßnahmen gegen plötzliche Überflutungen durch Starkregen mitdenken. Denn die kündigen sich nicht lange an, oft ist das eine Sache von Minuten. Es geht also um Maßnahmen, die ohne Vorbereitung sofort greifen. Doch das Problem sei vielen Menschen noch nicht bewusst, meint Professor Theo Schmitt vom Fachbereich Bauingenieurwesen der TU Kaiserslautern. Nötig sei daher, ein Bewusstsein für diese Risiken zu schaffen.
Und das gilt nicht nur für einzelne Bürgerinnen und Bürger, sondern auch für die Verantwortlichen der Stadtentwicklung. Schon seit 2008 sind die Kommunen aufgerufen, Risikoabschätzungen vornehmen lassen, um herauszufinden, an welchen Stellen in einer Gemeinde es bei Starkregen gefährlich werden könnte. Doch 2022 war dem knapp die Hälfte der Kommunen noch nicht nachgekommen.
Es gibt auch Positivbeispiele
Jens Hasse findet das durchaus nachvollziehbar. Er arbeitet am Deutschen Institut für Urbanistik und berät Bund, Länder und Gemeinden zum Thema Anpassungen an den Klimawandel. "Das muss man in Ingenieurbüros beauftragen und das kostet Geld, das die Kommunen häufig nicht haben. Man kann sich vorstellen, dass eine kleine Gemeinde mit 20, 30 Mitarbeitern ein Thema nicht genauso aufarbeiten kann, wie es eine Großstadt könnte oder eine Kreisverwaltung."
Einige Positivbeispiele gibt es: Karlsruhe hat multifunktionale Flächen in Wohngebieten angelegt. Bei schönem Wetter funktionieren sie als Wasserspielplatz, bei Starkregen nehmen die Rückhaltebecken Wasser auf. Andere Städte experimentieren mit neuartigen Gullideckeln, die überflutete Straßen vermeiden sollen.
Und was passiert ganz oben? Bundesumweltministerin Lemke fliegt diese Woche noch nach New York zur UN-Wasserkonferenz. Denn da, wo die Gemeinde auf den Bund schaut, da schaut Deutschland auf die Vereinten Nationen. Nur alle gemeinsam werden etwas erreichen können gegen die Bedrohungen des Klimawandels.