Ein vermummter Polizist steht auf dem Balkon eines Mehrfamilienhauses.

Offenbar vereitelter Anschlagsplan Möglicherweise Sprengstoff gefunden - Haus evakuiert

Stand: 22.02.2025 12:23 Uhr

Nach der Festnahme eines Russen, der einen Anschlag in Berlin geplant haben soll, hat die Polizei in Potsdam ein Haus evakuiert. Es werde ein "sprengstoffartiger Gegenstand" entschärft. Nach ARD-Informationen wurden weitere Personen festgesetzt.

Nach einem möglichen Sprengstofffund bei einer Wohnungsdurchsuchung in Potsdam hat die Polizei den verdächtigen Gegenstand abtransportiert. Er werde nun an einem anderen Ort entschärft, erklärte eine Sprecherin der Polizei.

Zuvor waren Anwohner des Mehrfamilienhauses und angrenzender Gebäude evakuiert und der Bereich im Potsdamer Kirchsteigfeld abgesperrt worden.

Karte: Berlin und Potsdam, Kirchsteigfeld

Anwohnerinnen und Anwohner wurden von der Polizei gebeten, ihre Wohnungen für etwa eine halbe Stunde zu verlassen. Der Grund wurde ihnen nicht genannt, wie mehrere Betroffene berichteten. Am späten Vormittag konnten sie zurück in ihre Wohnungen.

Der Einsatz stehe im Zusammenhang mit der Festnahme eines 18-Jährigen vom Freitag wegen eines mutmaßlichen Anschlagsplans, so die Sprecherin.

Fund in Wohnung von Kontaktperson

Gestern hatte die Polizei einen 18-jährigen Russen am Hauptstadtflughafen BER festgenommen, der im Verdacht steht, einen politisch motivierten Anschlag in Berlin geplant zu haben. Auch Spezialkräfte, Beamte der Bereitschaftspolizei und der Berliner Polizei waren an dem Einsatz beteiligt.

"Es sah zunächst danach aus, dass mit der Festnahme die Geschichte zu Ende erzählt sei", sagte ARD-Terrorismusexperte Michael Götschenberg bei tagesschau24.

Der Verfassungsschutz Brandenburg hätte aber eine Kontaktperson des Verdächtigen, einen zunächst als Zeuge geführten Syrer, weiter observiert und festgestellt, dass er sich verdächtig verhält. Daraufhin habe die Polizei in seiner Wohnung den verdächtigen Gegenstand gefunden.

Michael Götschenberg, ARD-Terrorismusexperte, zu Sprengstofffund nach Festnahme von Tschetschenen am BER

tagesschau24, 22.02.2025 11:00 Uhr

Möglicherweise größere Gruppe von Verdächtigen

Es sehe mittlerweile danach aus, als habe man es doch mit einer größeren Gruppe von Verdächtigen zu tun, so Götschenberg. Nach seinen Informationen gab es mehrere Festnahmen in Zusammenhang mit den mutmaßlichen Anschlagsplänen.

Zuvor war bekannt geworden, dass zwei Kontaktpersonen des Verdächtigen Deutschland bereits verlassen haben sollen, um sich in Somalia einem Ableger der Terrormiliz IS anzuschließen. Der jetzt Festgenommene wollte den beiden offenbar nach Somalia folgen, um dort für den IS zu kämpfen.

Im Rahmen der Ermittlungen müsse jetzt festgestellt werden, wie konkret die mutmaßlichen Anschlagspläne des Verdächtigen waren, so der ARD-Terrorismusexperte. Außerdem stelle sich jetzt die Frage, ob seine ebenfalls festgenommenen Kontaktpersonen diejenigen sind, die einen Anschlag verüben wollten.

Dass der 18-Jährige am Flughafen festgenommen wurde, deutete zunächst darauf hin, dass er den mutmaßlichen Anschlagsplan aufgegeben haben könnte. "Jetzt gäbe es die Möglichkeit, dass andere Personen diesen Anschlagsplan realisieren wollten."

Ziel des Anschlags könnte Götschenberg zufolge die israelische Botschaft in Berlin gewesen sein. Der Hinweis darauf sei, wie in der Vergangenheit auch schon häufig, von einem ausländischen Nachrichtendienst gekommen, der die deutschen Sicherheitsbehörden gewarnt habe.

Haftbefehl erlassen

Heute erging ein Haftbefehl wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Die brandenburgische Polizei teilte mit, sie stehe im engen Austausch mit weiteren Sicherheitsbehörden des Landes und des Bundes. Aus ermittlungstaktischen Gründen könnten derzeit keine weiteren Angaben zu den Hintergründen oder möglichen Motiven gemacht werden.

Die Ermittlungen führe die Generalstaatsanwaltschaft Berlin. Der Vizepräsident des Polizeipräsidiums in Potsdam, Jan Müller, erklärte: "Wir nehmen Bedrohungslagen und entsprechende Hinweise sehr ernst." Es würden "alle rechtsstaatlichen Mittel" eingesetzt, um die Bevölkerung zu schützen. Der Mann soll nach bisherigem Kenntnisstand der Polizei zuvor nicht wegen Straftaten aufgefallen sein. 

Jürgen Buch, RBB, zzt. ARD Moskau, tagesschau, 22.02.2025 12:47 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 22. Februar 2025 um 11:00 Uhr.