Schiffskollision vor Helgoland Suche nach Seeleuten eingestellt
Nach der Kollision zweier Frachter in der Deutschen Bucht vor Helgoland ist die Suche nach den vier vermissten Seeleuten eingestellt worden. Wegen ausgetretenen Schweröls mehren sich die Sorgen vor einer Umweltkatastrophe.
Schiffe und Hubschrauber haben in der vergangenen Nacht erneut die Deutsche Bucht nach vier vermissten Seeleuten abgesucht, allerdings ohne Erfolg. Nun wird die Suche eingestellt, wie das Havariekommando erklärte. Sie soll an der Wasseroberfläche nicht wieder aufgenommen werden. Auch ein erneuter Tauchgang zum gesunkenen Frachter "Verity" ist zunächst nicht geplant. Die Bedingungen würden dies nicht zulassen, berichtete die Nachrichtenagentur dpa am Morgen unter Berufung auf das Havariekommando.
"Alles, was helfen konnte, war draußen", Sebastian Duden, NDR, zu eingestellter Suche nach Seeleuten
"Keine Überlebenschance" mehr
Die Voraussetzungen für die Suche hätten sich bei Windstärke sechs und bis zu drei Meter hohen Wellen bereits in der vergangenen Nacht weiter verschlechtert, sagte Benedikt Spangardt vom Havariekommando im ARD-Morgenmagazin. Bei zwölf Grad Wassertemperatur hätten die Vermissten "unter optimalen Bedingungen ein Zeitfenster von 20 Stunden", um zu überleben. Dieses Fenster habe sich in der Nacht geschlossen. Es sei deswegen "nicht sinnvoll", die Suche an der Wasseroberfläche fortzusetzen, sagte Spangardt. Wenn allerdings festgestellt werde, dass es doch noch eine Chance gibt, Menschen zu retten, werde diese natürlich genutzt.
Auch Christian Stipeldey von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger sagte bei tagesschau24, nach allem, was man wisse, gebe es "keine Überlebenschance" mehr. Nach Informationen von NDR-Reporter Sebastian Duden soll es im Laufe des Tages wohl noch eine Pressekonferenz geben.
Das 190 Meter lange Massengutschiff "Polesie" und das 91 Meter lange Küstenmotorschiff "Verity" waren am Dienstagmorgen aus zunächst ungeklärter Ursache zusammengestoßen, etwa auf halber Strecke zwischen den Inseln Helgoland und Langeoog. Zur Unfallursache konnte Spangardt keine Angaben machen. Diese zu ermitteln sei nun Aufgabe der Polizei.
Sorge vor Umweltkatastrophe
Die unter der Flagge der Bahamas fahrende "Polesie" mit 22 Menschen an Bord blieb schwimmfähig. Nach Angaben des Havariekommandos legte sie am Morgen aus eigener Kraft im niedersächsischen Cuxhaven an.
Die "Verity", die unter britischer Flagge fuhr, sank. Ein Seemann wurde tot geborgen, weitere zwei wurden gerettet, vier gelten als vermisst. Das Wrack liegt in etwa 30 Metern Tiefe.
Der Frachter hatte Stahl geladen, an Bord befinden sich rund 130 Kubikmeter Diesel. Es mehren sich die Sorgen vor einer Umweltkatastrophe. Denn nach NDR-Informationen ist bei dem Unfall Marinediesel ausgetreten.
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer sagte dem NDR, das Schiff sei nicht auseinandergebrochen und Kraftstoff somit nicht flächendeckend ausgetreten. Spezialschiffe beobachteten nun die Situation vor Ort und schauten, ob der Diesel entweder sicher verschlossen ist oder ob man ihn abpumpen kann.
In einer früheren Version dieser Meldung haben wir geschrieben, dass Marinediesel ein Kraftstoff ist, dem Schweröl beigemischt ist. Das ist falsch und wir haben dies korrigiert.
Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen