Hitze in Deutschland Heißester Tag des Jahres - 40 Grad
Mit 40 Grad, die in Emsdetten in NRW gemessen wurden, war der Dienstag zumindest vorläufig der heißeste Tag des Jahres. Die Hitze ist vor allem für alte und schwache Menschen ein Problem.
Für das Jahr 2022 ist voraussichtlich ein neuer deutscher Temperaturrekord erreicht worden. Wie das ARD-Wetterkompetenzzentrum berichtet, wurden in Emsdetten in Nordrhein-Westfalen 40 Grad gemessen. Zuvor hatte der Deutsche Wetterdienst als vorläufigen Spitzenreiter eine Station in Duisburg-Baerl mit 39,3 Grad angegeben. Es ist möglich, dass später noch höhere Daten gemeldet werden.
Der bisherige Rekord für dieses Jahr lag bei 39,2 Grad und wurde vor exakt vier Wochen, am 19. Juni, aufgestellt. Laut DWD liegt der Hitzerekord in Deutschland bei 41,2 Grad - gemessen am 25. Juli 2019 in Duisburg.
Meteorologe: Folge der Klimaerwärmung
Die Hitze sei eine Folge des Klimawandels, sagt der Sprecher des DWD, Andreas Friedrich. "Seit dem berühmten 'Jahrhundertsommer' 2003 erleben wir die 40 Grad zwar nicht jedes Jahr, aber immer öfter." Aufgrund der schon eingetretenen Klimaerwärmung seien solche Hitzewellen mit Temperaturen über 30 Grad intensiver und häufiger geworden. "Diesen eindeutigen Zusammenhang kann man aus den Daten herauslesen", so Friedrich.
Der Höhepunkt der aktuellen Hitzewelle sollte bereits am Dienstag erreicht sein. Im Wochenverlauf soll sich die Hitze von Westen und Südwesten nach Norden und Nordosten verlagern. Grund für das aktuell hochsommerliche Wetter ist ein Hoch über Mitteleuropa, das langsam weiter ostwärts wandert und von Südwesten zunehmend heiße Luft subtropischen Ursprungs bringt. Der DWD spricht von einer "starken Wärmebelastung". Vor allem schwächere Menschen dürften diese zu spüren bekommen.
VdK fordert Hitzeschutzplan für Pflegeheime
Angesichts der hitzebedingten Gefahr für Pflegebedürftige forderte der Sozialverband VdK einen Hitzeschutzplan mit umfassenden Vorgaben für Pflegeheime. "Wir brauchen dringend ein Krisenkonzept für Hitzeereignisse, die gerade Menschen in Pflegeheimen und Krankenhäusern besonders belasten", sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Ein Hitzeaktionsplan muss her, mit umfassenden Vorgaben für Pflegeanbieter: von der Medikamentenlagerung bis hin zu baulichen Maßnahmen wie Thermofenstereinbau und Verschattungssysteme."
Die VdK-Chefin plädierte außerdem für eine Informationskampagne für pflegende Angehörige: "Auch zu Hause Gepflegte dürfen nicht vergessen werden", sagte sie. "Eine Informationskampagne muss sie und pflegende Angehörige auf die Gefahren hinweisen und wie man sich effektiv davor schützen kann." Bentele warnte, die derzeitige Hitzewelle könne insbesondere für ältere, pflegebedürftige und chronisch kranke Menschen lebensbedrohlich sein.
Marburger Bund für Hitzeschutzplan
Der Ärzteverband Marburger Bund verlangte einen nationalen Hitzeschutzplan und eine Hitze-Aufklärungskampagne. "Die Politik muss ihre Anstrengungen für Schutzmaßnahmen in Hitzephasen deutlich ausbauen", sagte die Vorsitzende Susanne Johna ebenfalls dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Städte und Kommunen bräuchten Hitzeschutzpläne, damit sich Senioreneinrichtungen, Krankenhäuser und andere Einrichtungen des Gesundheitswesens besser auf Hitzewellen vorbereiten können, "am besten geregelt durch einen nationalen Hitzeschutzplan".
Ver.di fordert hitzefrei
Die Gewerkschaft ver.di forderte hitzefrei und längere Pausen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Auch wenn darauf kein rechtlicher Anspruch bestehe, sollten im Benehmen mit dem Betriebsrat Regelungen getroffen werden, wann ausgefallene Arbeitszeiten gegebenenfalls nachgeholt werden können, sagte der Leiter der tarifpolitischen Grundsatzabteilung, Norbert Reuter, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Hohe Waldbrandgefahr in vielen Bundesländern
Auch Waldbrände sind bei großer Trockenheit ein Problem. In zehn von 16 Bundesländern gilt zumindest gebietsweise die höchste Waldbrandwarnstufe: in Bayern, Baden-Württemberg, NRW, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Hessen, Berlin, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen.
Die bayerische Forstministerin Michaela Kaniber rief alle Waldbesucherinnen und -besucher auf, besonders vorsichtig zu sein: "Die aktuelle Hitzewelle und die herrschende Trockenheit sorgen dafür, dass die Waldböden vielerorts mit vertrockneten, leicht entzündlichen Blättern, Zweigen und Nadeln bedeckt sind. Schon eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe reicht aus, um einen folgenschweren Waldbrand auszulösen."
Hohe Temperaturen in West- und Südeuropa
Unter der Hitze leiden auch Menschen in anderen Teilen Europas. In Großbritannien stiegen die Temperaturen erstmals über 40 Grad.
Vielerorts in Südeuropa kämpfen die Feuerwehren gegen Wald- und Buschbrände. Der Zivilschutz auf Sizilien sprach in einigen Gegenden die höchste Gefahrenstufe für Waldbrände aus. Auch in Teilen Spaniens, Portugals und Frankreichs brennt es.