Ampullen mit dem angepassten Corona-Impfstoff von BioNTech/Pfizer

Strategien der Länder Wie der neue Impfstoff verteilt werden soll

Stand: 03.09.2022 11:25 Uhr

Die ersten an Omikron angepassten Impfstoffe sind zugelassen. Wie die Vakzine nun zu den Menschen kommen, organisieren die Bundesländer und Kommunen selbst. Die Strategien unterscheiden sich dabei.

Schon in den kommenden zwei Wochen sollen rund 14 Millionen Dosen des BA.1-Präparats von BioNTech/Pfizer und Moderna geliefert werden. BA.1 spielt in Deutschland zwar keine Rolle mehr, Experten gehen aber davon aus, dass die neuen Impfstoffe auch einen Vorteil gegen den derzeit dominierenden Subtyp BA.5 bieten.

Beim Verabreichen der neuen, an Omikron angepassten Impfstoffe rechnen die Bundesländer nicht mit einem großen Andrang. Das geht aus einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa hervor. Dennoch haben die Länder und Kommunen Strategien entwickelt, wie die Verteilung funktionieren soll. Ein Überblick:

Bayern

In Bayern gibt es derzeit noch 80 Impfzentren - teils mit eingeschränkten Öffnungszeiten. Und das trotz einer geringen Impfnachfrage. Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) kündigte an, man könne in Bayern zügig mit den Impfungen beginnen, sobald der angepasste Impfstoff angekommen sei.

Mecklenburg-Vorpommern

Auch Mecklenburg-Vorpommern hält an Impfzentren fest, die zunächst noch bis April 2023 geöffnet sein sollen. Insbesondere für Menschen, die keinen Hausarzt oder aufgrund eingeschränkter Mobilität keinen Zugang zu einer Arztpraxis hätten, seien die Impfzentren und mobilen Teams ein wichtiges Angebot, teilte das Gesundheitsministerium Mecklenburg-Vorpommerns mit.

Sachsen

In Sachsen bleibt es bei den insgesamt 13 Impfstellen - diese sollen allerdings aufgestockt werden. Auf Anfrage teilte das Sozialministerium in Dresden mit, dass die bestehenden Impfstellen zur kalten Jahreszeit personell verstärkt werden sollen.

Bremen

In Bremen gibt es noch vier zentrale Impfstellen, ein Kinderimpfzentrum, mobile Teams und Impffahrzeuge, wie das Gesundheitsressort mitteilte. Man könne "auch bei kurzfristig steigender Nachfrage die Kapazitäten hochfahren", teilte eine Sprecherin mit.

Schleswig-Holstein

Schleswig-Holstein hat ausgerechnet, auf wie viele Impfungen die Kapazitäten ausgeweitet werden können. Das Ergebnis laut dem Gesundheitsministerium in Kiel: "Bei Bedarf können vorhandene Kapazitäten (Impflinien) und die Öffnungszeiten in den vorhandenen Impfstellen aufgestockt werden." Demnach sei es dann möglich, innerhalb von sechs Wochen mehr als 1,8 Millionen Impfungen durchzuführen.

Baden-Württemberg

Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) geht davon aus, dass die bereits vorhandenen Kapazitäten in seinem Bundesland ausreichen. Eine massenhafte Impfung wie Anfang 2021 erwarte das Land aktuell zwar nicht. Für den Fall könnten die Impfkoordinatoren in jeder Stadt und jedem Landkreis aber die Infrastruktur hochfahren, hieß es.

Thüringen

Auch in Thüringen werden die Kapazitäten abgesehen von zwei Städten - Erfurt und Gera - vorerst nicht hochgefahren. Dort seien die Öffnungszeiten nicht reduziert worden, so der Impfmanager der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Jörg Metz. Gerade sei die Bereitschaft, sich zu impfen, gering. "Wenn die Nachfrage wieder größer wird, werden wir reagieren", sagte Mertz. Das Bundesland hat die Impfstellen bereits halbiert. Unklar sei, wie sich die Zulassung von Impfstoffen, die auf die Spielarten der Omikron-Varianten angepasst sind, auf die Nachfrage auswirke.

Hamburg

In Hamburg werden die Corona-Impfstoffe vorrangig über die Arztpraxen verimpft. Impfzentren gebe es in Hamburg nur noch zwei, die bei einer größeren Nachfrage personell verstärkt werden könnten, erklärte die Gesundheitsbehörde. "Wir haben uns schon bei dem Aufbau der beiden Impfzentren und des mobilen Angebots darauf vorbereitet, die Kapazitäten hochzuskalieren", hieß es dort mit Blick auf den Herbst.

Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt

Gleiches gilt auch für Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt: Auch hier soll weiter über Arztpraxen geimpft werden.

Nordrhein-Westfalen

Auch das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen setzt vor allem auf Impfungen in den Arztpraxen. Dies ermögliche eine flexible Steuerung des lokalen Impfgeschehens und orientiere sich an der Nachfrage, teilte das nordrhein-westfälische Sozialministerium auf Anfrage mit. Den Angaben zufolge könne das Impfen bei Bedarf im Herbst kurzfristig wieder deutlich hochgefahren werden. Das Bundesland besitze Ressourcen, innerhalb von 14 Tagen "wöchentlich mindestens 250.000 Impfungen durchzuführen - ergänzend zum Angebot in Arztpraxen und bei Betriebsärztinnen und -ärzten."

Hessen

Auch Hessen unterhält nach eigenen Angaben seit Ende September 2021 keine landeseigenen Impfzentren mehr.

Rheinland-Pfalz und Niedersachsen

In Rheinland-Pfalz und Niedersachsen sind etliche mobile Impfteams unterwegs. Rund 150 sind es derzeit allein in Niedersachsen. In Rheinland-Pfalz könne das Deutsche Rote Kreuz mit seinen mobilen Teams rund 35.000 Menschen pro Monat impfen - vor allem in Altenheimen, wie das Gesundheitsministerium in Mainz mitteilte. Hinzu kämen 26 stationäre Impfangebote und sechs Impfbusse mit insgesamt rund 200.000 Impfungen pro Monat.

STIKO-Empfehlung fehlt noch

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hatte am Donnerstag grünes Licht für die beiden Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna gegeben, die an den Subtyp BA.1 der Omikron-Variante des Coronavirus angepasst sind. Am Freitag ließ die EU-Kommission die Vakzine ebenfalls zu.

Eine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) aus Deutschland gibt es noch nicht. Sie ist für eine Verabreichung nicht zwingend nötig.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 03. September 2022 um 15:03 Uhr.