Bundesweiter Warntag Sirenen und schrillende Handys
Auch in diesem Jahr haben die Behörden einen bundesweiten Probealarm ausgelöst. Gegen 11 Uhr ertönten Sirenen, Smartphones klingelten. Die Verantwortlichen äußerten sich zufrieden. Nun ist die Bevölkerung gefragt.
Ein Probealarm hat am bundesweiten Warntag in Deutschland Handys und Sirenen laut schrillen lassen. Ausgelöst wurde die Warnung gegen 11.00 Uhr vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn.
Viele Bürgerinnen und Bürger erhielten über das Cell-Broadcast-System auf ihren Mobiltelefonen schon um 10.59 Uhr eine Warnung. Bei anderen meldete sich das Handy dann eine Minute später. Bei Cell Broadcast geht die Warnung an alle dafür vorbereiteten Handys in einer bestimmten Funkzelle. Damit wurden also auch Touristen und andere Menschen mit ausländischen Mobilfunknummern, die sich gerade in Deutschland aufhalten, erreicht.
Die amtliche Probewarnung wird an einem digitalen Großflächendisplay an einer Straßenkreuzung angezeigt. Über verschiedene Kanäle sollten möglichst viele Menschen erreicht werden.
Wer Warn-Apps wie "Nina" oder "Katwarn" auf seinem Smartphone installiert hat, erhielt auf diesem Weg auch einen Hinweis auf die Probewarnung. Verbreitet wurde der Probealarm ebenfalls über Radio- und Fernsehsender und auf Stadtinformationstafeln. Parallel sollten in zahlreichen Kommunen auch die Sirenen heulen.
Um 11.45 Uhr folgte dann die Entwarnung, unter anderem auch im ARD-Programm. Dort war dreimal nacheinander folgender Text zu sehen:
Entwarnung: In Deutschland findet heute der Warntag 2023 mit einer bundesweiten Probewarnung für alle Warnmittel statt. Die bundesweite Probewarnung ist hiermit aufgehoben.
Auch auf anderen Kanälen erschien eine Entwarnung - außer über Cell Broadcast.
Faeser: "Warntag war ein voller Erfolg"
Das BBK urteilte, das System habe den "Stresstest" bestanden. "Die Vielfalt unserer Warnmittel wurde gleichzeitig ausgelöst, hat die Bevölkerung erreicht und gewarnt", teilte BBK-Präsident Ralph Tiesler mit. Nun wolle man die Rückmeldungen aus Ländern, Kreisen und kreisfreien Städten einsammeln und gemeinsam mit den Erfahrungsberichten der Bevölkerung auswerten.
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser zog eine positive Bilanz: "Unsere ersten Auswertungen zeigen: Der dritte bundesweite Warntag war ein voller Erfolg." Eine Pressekonferenz ihres Kabinettskollegen, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, wurde durch das laute Schrillen der vielen Mobiltelefone im Raum unterbrochen.
Ein Sprecher der Deutschen Telekom sagte, das Unternehmen sei "mit dem Ergebnis des heutigen bundesweiten Warntags in unseren Netzen sehr zufrieden". Die durch die Behörden ausgelöste Warnmeldung über Cell Broadcast sei "ohne Probleme aufgenommen, weitergeleitet und über unsere Mobilfunkstationen im gesamten Bundesgebiet gesendet" worden.
90 Prozent im vergangenen Jahr erreicht
Mit dem jährlichen Warntag sollen die für Not- und Katastrophenfälle zur Verfügung stehenden Warnsysteme geprüft und technische Abläufe getestet werden. Das dem Bundesinnenministerium unterstellte BBK will herausfinden, wie viele Menschen eine Warnung vor Gefahren im Ernstfall erreichen würde. Dafür befragt das BBK nun im Anschluss per Online-Umfrage, wie viele über welchen Warnkanal erreicht wurden.
Beim Warntag am 8. Dezember 2022 wurden nach Angaben des Bundesamts mehr als 90 Prozent der Menschen in Deutschland über mindestens einen Warnkanal erreicht. Erstmals großflächig erprobt wurde im vergangenen Jahr auch das neue Cell-Broadcasting-System.
Panne und Flutkatastrophe sorgten für Verbesserungen
Der bundesweit erste Warntag im September 2020 ging schief. Der zentrale bundesweite Probealarm des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe verzögerte sich damals um eine halbe Stunde. Die Panne und die Erfahrungen während der verheerenden Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Juli 2021 führten zu organisatorischen und technischen Veränderungen.
Der Bund förderte unter anderem den Ausbau des Sirenennetzes. Sirenen waren nach dem Ende des Kalten Krieges vielerorts abgebaut oder nicht erneuert worden. Inzwischen gibt es aber Bemühungen, die Zahl von aktuell mindestens rund 38.000 Sirenen bundesweit wieder zu erhöhen.