Konzept für gesündere Ernährung Die Besser-Essen-Strategie für Deutschland
Mehr regionale Lebensmittel, weniger Fleisch in Kantinen und Schulen: Das sind die Leitlinien der Ernährungsstrategie der Bundesregierung, die durch das Kabinett gingen. Verbraucherschützer vermissen Konkretes.
Nach dem Willen der Bundesregierung sollen Kantinen und Mensen künftig gesünderes und ökologischeres Essen anbieten. Gleichzeitig sollen fleisch- und zuckerhaltige Lebensmittel in den Einrichtungen reduziert werden. Darauf zielt die Ernährungsstrategie ab, die das Kabinett heute beschlossen hat.
Verbindliche Standards für Schulküchen
Ziel des Konzepts aus dem Haus von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir ist es demnach, gesunde sowie ökologisch und regional erzeugte Lebensmittel für alle Menschen in Deutschland leichter zugänglich zu machen. Mit deutschlandweit knapp 40 Millionen Portionen Essen am Tag komme dabei der Außer-Haus-Verpflegung in Gemeinschaftskantinen eine entscheidende Rolle zu.
Insbesondere soll hier der Anteil an saisonalen Bio-Lebensmitteln deutlich erhöht werden. Dadurch verspricht sich die Bundesregierung gleichzeitig eine Stärkung der ökologischen Landwirtschaft, deren Anteil am gesamten Agrarbereich bis 2030 auf 30 Prozent anwachsen soll.
Festgeschrieben ist auch das Ziel, die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Für ein vielseitigeres Essen in Schulen und Kitas sollen verbindliche Standards sowie Schulküchen und Trinkwasserspender gefördert werden.
Özdemir: "Nicht vom Geldbeutel abhängig"
"Ich will, dass jeder eine echte Wahl für gutes Essen bekommt", sagte Landwirtschaftsminister Özdemir bei der Vorstellung der Strategie. Leckeres, gesundes und nachhaltiges Essen dürfe nicht vom Geldbeutel abhängen oder davon, aus welcher Familie man komme. "Entscheiden muss sich dann jeder selbst, da hat niemand jemandem etwas vorzuschreiben", betonte der Grünen-Politiker.
Die Ernährungsstrategie enthalte deswegen auch Maßnahmen, die Ernährungsarmut vorbeugen sollen. Dabei soll insbesondere die Wissensvermittlung über nachhaltige und gesunde Ernährung im außerschulischen Bereich gestärkt werden, etwa bei Sozialstellen und Familienzentren.
Konzept sieht Werbeverbot vor
Eckpunkte für eine Ernährungsstrategie hatte die Bundesregierung bereits im Dezember 2022 verabschiedet. Die nun vom Kabinett beschlossene Vorlage "Gutes Essen für Deutschland" wurde den Angaben zufolge darauf basierend mit Vertreterinnen und Vertretern aus Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft, Verbraucherschutz, Gesundheitssektor, Umweltschutz und Zivilgesellschaft erstellt. Für die Erreichung der Ziele ist ein Zeitrahmen bis 2050 gesetzt.
In der Strategie wird erneut der Plan bekräftigt, an Kinder gerichtete Werbung für ungesündere Lebensmittel für unter 14-Jährige zu unterbinden. Dieses Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag steckt seit Monaten im Ampel-Regierungsbündnis fest.
Foodwatch: "Wohlklingend, aber folgenlos"
Der AOK-Bundesverband begrüßte das Streben der Regierung nach besseren Rahmenbedingungen für eine gesunde Ernährung. Das Missverhältnis von zu viel Fleisch und Zucker und zu wenig Vollkornprodukten und Obst und Gemüse auf dem Teller sei "schädlich für das Klima und für die Gesundheit", erklärte die Vorstandsvorsitzende des Verbandes, Carola Reimann.
An vielen Stellen bleibe die Strategie allerdings "schwammig" und hinter den Empfehlungen des Bürgerrats Ernährung zurück - etwa beim Thema Subventionen für Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte und bei der Weiterentwicklung der Kennzeichnungsregeln.
Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch sprach von einem "wohlklingenden, aber weitgehend folgenlosen Papier". In der Strategie fänden sich zwar viele hehre Ziele, aber kaum wirkungsvolle Maßnahmen. So sei etwa unklar, wie das Ziel einer besseren Gemeinschaftsverpflegung konkret erreicht werden soll. "Für Pflicht-Vorgaben in Schulen und Kitas wären die Länder zuständig."