Mögliche Panzerlieferungen Warum der "Leopard 2" so begehrt ist
Die Ukraine fordert die Lieferung deutscher Kampfpanzer des Typs "Leopard 2". Was unterscheidet diesen von anderen Panzern? Warum ist er russischen Panzern überlegen? Und wie will die Regierung in Kiew ihn einsetzen?
Warum will die Ukraine "Leopard"-Panzer?
Bisher hat sich die Ukraine hauptsächlich auf T-72-Panzer aus der Zeit der Sowjetunion verlassen. Einige davon erbeutete sie auch von russischen Truppen. Die Regierung in Kiew fordert internationale Lieferungen von Kampfpanzern - und von Deutschland speziell Kampfpanzer des Typs "Leopard 2". Das Modell ist den russischen Panzern technisch überlegen.
Die Ukrainer wollen mit den geforderten "Leopard-2"-Panzern gegnerische Linien in dem zuletzt eher statischen Stellungskrieg durchbrechen. Die Panzer seien nötig, "um unsere Energieinfrastruktur zu retten, um die Ukrainer vor den Verbrechen zu retten", hatte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba beim Besuch seiner deutschen Amtskollegin Annalena Baerbock in der Ostukraine im Januar betont: "Je länger diese Entscheidung braucht, umso mehr Menschen werden aufgrund der fehlenden Bewaffnung der ukrainischen Armee sterben."
Das von Russland angegriffene Land ist nahezu komplett von westlichen Waffenlieferungen abhängig. Die Bundesregierung hat neben leichten Waffen und Munition bereits schwere Panzerhaubitzen, Flugabwehrsysteme und den Flakpanzer "Gepard" geliefert. Zudem wurde die Lieferung von 40 Schützenpanzern des Typs "Marder" bis Ende März zugesagt. Bei der Frage nach der Lieferung von "Leopard-2"-Kampfpanzern hat die Bundesregierung bisher keine endgültige Entscheidung getroffen und verwies zuletzt auf eine fehlende internationale Einigkeit in der Frage von Kampfpanzer-Lieferungen.
Was macht den "Leopard" so wertvoll?
Er ist gut 60 Tonnen schwer, etwa zehn Meter lang und gilt als einer der besten und modernsten Kampfpanzer der Welt: Die aktuelle Version des Kampfpanzers ist der "Leopard 2 A7". Sie wird seit 2014 ausgeliefert. Das deutsche Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann hat seit Beginn der Produktion im Jahr 1978 mehr als 3500 "Leopard 2"-Panzer gebaut.
Seine Hauptwaffe ist eine 120-Millimeter-Glattrohrkanone. Damit können nach Angaben der Bundeswehr Ziele in einer Entfernung von mehreren tausend Metern stehend und fahrend getroffen werden. Seine maximale Kampfentfernung beträgt demnach 5000 Meter. Die Vorteile des "Leopard" liegen nach Darstellung der Bundeswehr in der Kombination von Feuerkraft, Panzerschutz und Beweglichkeit. Er ist bis zu 70 km/h schnell. Der "Leopard 2" läuft mit einem vergleichsweise sparsameren Motor, der Diesel verbrennt. Neben Deutschland nutzen ihn mindestens 14 weitere Nationen in verschiedenen, angepassten Varianten.
Der "Leopard" sei ein sehr ausgeglichenes Fahrzeug, dessen Systeme zuverlässig sowie schnell zu warten und instand zu setzen seien, sagte der Militärhistoriker Ralf Raths, Leiter des Deutschen Panzermuseums, im tagesschau.de-Interview. "Was Kampfpanzer der aktuellen Generation wie den 'Leopard 2', den US-amerikanischen 'Abrams' und den französischen 'Leclerc' von vorherigen Panzern unterscheidet: Sie können aus voller Fahrt schießen und treffen - und das über mehrere Kilometer, auch im Rückwärtsfahren", erläuterte Raths. "Das können die sowjetischen beziehungsweise russischen Modelle, wie etwa der 'T-90', mit dieser Geschwindigkeit nicht."
Warum kommt es auf Deutschland an?
Deutschland spielt in der Debatte um den "Leopard" eine Schlüsselrolle, nicht nur was eigene Kampfpanzer betrifft. Der "Leopard" wurde in Deutschland entwickelt, und in der Regel muss die Weitergabe von Rüstungsgütern aus deutscher Produktion an Dritte genehmigt werden. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums sind dafür Reexportgenehmigungen nötig. Die Vorgaben dafür seien im Kriegswaffenkontrollgesetz und im Außenwirtschaftsgesetz geregelt.
Vor allem Polen macht politischen Druck für eine Lieferung von "Leopard"-Kampfpanzern, aber Rufe danach gibt es auch aus Finnland. Die Anträge auf Weitergabe von Kriegswaffen waren in der Vergangenheit oftmals nur noch eine Formalie, nachdem politische Details geklärt waren - und sind insofern nicht etwa als zwingender erster Schritt zu verstehen.
Kann Deutschland überhaupt "Leopard"-Panzer liefern?
Das ist umstritten. Der Rüstungskonzern Rheinmetall wies kürzlich darauf hin, dass er etwa ein Jahr für die Instandsetzung alter "Leopard-2"-Panzer brauche. In der "FAZ" relativierte Rheinmetall-Chef Armin Papperger zuletzt seine Aussage. Die Rüstungsindustrie könne doch schneller liefern.
Deutschland müsste auf die Bestände der Bundeswehr zugreifen. Wie viele Panzer es dort gibt, ist unklar. Genauere Angaben zu Stärken, Ausstattungen von Verbänden oder Einheiten wolle man aus Gründen der militärischen Sicherheit nicht machen. Die Bundeswehr selbst hat für das Jahr 2025 einen Zielbestand von 320 Kampfpanzern "Leopard 2A7V", aber selbst alle älteren Modelle wie die Version "2A4" abgegeben. Der neue Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius erklärte am Tag nach seiner Vereidigung, dass er einen Auftrag erteilt habe, um den Bestand von "Leopard 2"-Panzern bei der Bundeswehr und in der Industrie zu prüfen.
Laut einem "Spiegel"-Bericht soll es aber bereits seit Sommer 2022 beim Verteidigungsministerium eine Auflistung mit verschiedenen Leopard-Modellen geben, die bei der Bundeswehr verfügbar sind und für eine Lieferung an die Ukraine infrage kämen. Die Tabelle sei als Verschlusssache eingestuft, hieß es. Die Bundeswehr verfüge laut dieser Liste insgesamt über 312 verschiedene "Leopard 2"-Panzer verschiedener Baureihen, davon seien im Mai vergangenen Jahres allerdings 99 für Instandsetzungs- und Reparaturarbeiten bei der Rüstungsindustrie gewesen, einer bereits in der Aussonderung. Aus der Liste gehe auch hervor, welche Modelle sich für eine Lieferung in die Ukraine eignen würden, schreibt der "Spiegel" unter Berufung auf Bundeswehr-Insider. Demnach sei denkbar, dass die Bundeswehr die 19 "Leopard 2A5"-Modelle abgeben könne, da sie nur zu Übungen eingesetzt würden.
Gibt es rechtliche Bedenken?
Wie auch schon bei anderen Waffenlieferungen dürfte Deutschland auch mit der Lieferung von Kampfpanzern aus völkerrechtlicher Sicht nicht zur Kriegspartei werden. Das sieht auch Bundesjustizminister Marco Buschmann so: "Die Ukraine befindet sich im Recht, weil sie einen Selbstverteidigungskrieg führt." Nach dem Völkerrecht dürfe Deutschland der Ukraine dafür Waffen liefern. "Wir werden dadurch nicht zur Kriegspartei. Egal, welche Qualität die Waffen haben", sagte Buschmann.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier machte bei der Ernennung von Pistorius zum Verteidigungsminister klar: Deutschland sei nicht im Krieg, aber man müsse nun "auf Bedrohungen reagieren, die auch auf uns zielen". Pistorius hatte zuvor davon gesprochen, dass Deutschland indirekt an einem Krieg beteiligt sei. Die westlichen Verbündeten der Ukraine betonen ungeachtet der Waffenlieferungen stets, nicht selbst Kriegspartei zu sein. Die Staaten des Verteidigungsbündnisses NATO sind militärisch nicht direkt an dem Konflikt beteiligt.