Ostdeutsches Wirtschaftsforum Scholz fordert von Firmen Weltoffenheit
Bundeskanzler Scholz mahnt in Ostdeutschland höhere Löhne und mehr Offenheit für ausländische Fachkräfte an. Nur so könne man den wachsenden Bedarf decken, sagte er beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat mit Blick auf den Fachkräftemangel zu mehr Willkommenskultur aufgerufen. Es brauche die Einsicht, dass ausländische Fachkräfte nicht nur gebraucht würden, sondern wirklich willkommen seien in Deutschland, sagte er beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum im brandenburgischen Bad Saarow.
Gerade "weiche Faktoren" würden im Rennen der Staaten und Regionen um Arbeitskräfte eine Rolle spielen, mahnte der SPD-Politiker. "Als Arbeitgeber können Sie vor Ort zu diesem weltoffenen Deutschland beitragen. Und darum bitte ich sie heute."
Fachkräftemangel besorgt Unternehmer
Scholz verwies darauf, dass der Fachkräftemangel die größte Sorge ostdeutscher Unternehmer sei. "Ein ganz entscheidender Standortfaktor im Werben um Fachkräfte sind natürlich gute Löhne", sagte er. Laut einer Umfrage würden 72 Prozent der ostdeutschen Unternehmen höhere Löhne als Mittel gegen den Fachkräftemangel nennen.
Immer noch geringere Löhne
Allerdings bekämen Ostdeutsche noch immer im Durchschnitt rund 620 Euro weniger Lohn im Monat als Westdeutsche, in manchen Branchen sogar bis zu 1000 Euro, beklagte Scholz. Mit dem "Wirtschaftsboom Ost" müsse sich das ändern. Auch mehr Tarifbindung, starke Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände steigerten die Attraktivität eines Standortes.
"Die Bundesregierung unterstützt Unternehmen bei der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften", sagte der Kanzler. "Doch zur Wahrheit gehört: Allein mit einheimischen Arbeitskräften werden wir die Lücke nicht ausgleichen, die sich ganz besonders im Osten auftut."
Scholz verweist auf neues Einwanderungsrecht
Deshalb wolle die Bundesregierung "das wohl modernste Einwanderungsrecht der Welt" schaffen. Der Bundestag berate in diesen Tagen abschließend darüber - Anfang Juli sei die finale Abstimmung im Bundesrat geplant. Dann könnten Arbeits- und Fachkräfte deutlich leichter als bisher nach Deutschland kommen, auch zur Jobsuche. Gesetze und Verordnungen seien aber nur die eine Seite, sagte der Kanzler.
"Arbeitnehmer und Fachkräfte, gerade in Zukunftsbranchen, können sich heute aussuchen, wohin sie gehen. Und da geben dann oft auch die vermeintlich weichen Faktoren den Ausschlag", sagte Scholz. "An der schönen Landschaft, bezahlbaren Wohnungen und bezahlbaren kostenlosen Schulen und Kita-Plätzen wird es hier im Osten nicht scheitern."
Kanzler empfiehlt Expansion in andere Weltregionen
Scholz empfahl auf dem Forum zudem deutschen Mittelständlern, sich neben China auch in anderen Boom-Regionen der Welt engagieren. China habe sich den Weltmärkten geöffnet und so in den vergangenen "30, 40 Jahren ein unglaubliches Wirtschaftswachstum erlebt". Auch deutsche Firmen seien im Geschäft in und mit China sehr engagiert.
"Die Aufgabe ist jetzt nicht, daraus wegzugehen", sagte Scholz, "sondern die Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass man auch noch an vielen anderen Orten ist". Dies gelte etwa für die Lieferketten. Hier hätten die jüngsten Krisen gezeigt, dass allzu große Abhängigkeit von einzelnen Unternehmen oder Regionen von Nachteil gewesen sei.