Zweite Amtszeit Wie die deutschen Parteien auf Trump reagieren
Die meisten im Bundestag vertretenen Parteien und Gruppen stehen US-Präsident Trump kritisch, aber gesprächsbereit gegenüber. Sie setzen auf ein geeintes, starkes Europa, das ihm auf Augenhöhe begegnet.
SPD
SPD-Chef Lars Klingbeil sieht das künftige Verhältnis zur Trump-Regierung als "schwierigen Balanceakt". Er setzt ähnlich wie CDU-Chef Friedrich Merz auf ein starkes Europa, das sich gegenüber dem US-Präsidenten behaupten kann: "Wenn wir besser werden in Europa, wenn wir enger zusammenarbeiten, können wir auch mithalten mit den USA", so Klingbeil.
Bundeskanzler Olaf Scholz betont auch nach Trumps Amtsantritt weiter die Verbundenheit zu den USA. Diese seien der engste Verbündete und ein gutes transatlantisches Verhältnis stets Ziel der Politik.
Zugleich grenzte sich der SPD-Kanzlerkandidat bereits von Trumps Vorstößen klar ab, etwa von dessen Drohung, das zum EU- und NATO-Partner gehörende Grönland zu annektieren: "Das Prinzip der Unverletzlichkeit von Grenzen gilt für jedes Land." Auch Trumps Forderung, die NATO-Ausgaben pro Mitgliedsland auf fünf Prozent der Wirtschaftsleistung zu erhöhen, erteilte er eine Absage.
CDU/CSU
Unions-Kanzlerkandidat Merz will US-Präsident Trump ein starkes, gegenüber den USA geeint auftretendes Europa entgegensetzen, hier bestehe noch Einigungsbedarf auf europäischer Seite. Trump sei nicht allein auf der Welt und auch die USA würden auf Hilfe angewiesen sein. Deutschland müsse gemeinsam mit anderen in Europa Führungsverantwortung übernehmen und Trump auf Augenhöhe begegnen, verlangt Merz.
Merz rechnet damit, dass Trump "radikal die Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika wahrnimmt". Wichtig sei, etwa das Mercosur-Handelsabkommen mit mehreren südamerikanischen Staaten zu verabschieden. Zudem müssten die Regierungen Europas bei der Beschaffung von Rüstungsgütern enger zusammenarbeiten. "Es gibt sehr viele Möglichkeiten für die Europäer, die wir zurzeit nicht ausschöpfen."
Er will Trumps Wehretat-Forderung nach fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts kein allzu hohes Gewicht einräumen. Klar sei aber, das das NATO-Ziel von zwei Prozent nur eine "Untergrenze" sein könne.
Grüne
Die Grünen blicken mit Skepsis und Kritik auf Trump: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der zugleich Spitzenkandidat der Partei ist, warnte Trump zum Amtsantritt vor einem Wirtschafts- und Handelskonflikt. Er kritisierte den Austritt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen als "fatales Signal an die Welt".
Zwar betonte er wie der Bundeskanzler die "langen und tiefen Beziehungen" zwischen Deutschland und den USA, befürchtet jedoch gegenseitigen Schaden durch einen neuen handels- und wirtschaftspolitischen Konflikt in der Trump-Ära. Hingegen sei es in beiderseitigem Interesse, die enge Partnerschaft fortzuführen, mahnt der Grünen-Politiker. Auch bei den gemeinsamen Zielen Frieden, Freiheit, Sicherheit und Recht. Die Grünen fordern eine Erhöhung auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigungsausgaben, lehnen jedoch die noch höhere Trump-Forderung ab.
Habecks Parteikollegin, Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, kritisierte Trumps Äußerungen zu Grönland und dem Panama-Kanal, den er unter US-Kontrolle bringen will, als "vollkommen inakzeptabel".
FDP
FDP-Chef und -Spitzenkandidat Christian Lindner wünschte Trump kurz nach dessen Wahlsieg doppeldeutig "Fortune und Weisheit" und wirbt für eine kooperative Haltung auf dieser Seite des Atlantiks: Europa solle Trump "die Hand reichen". Europa, NATO und Deutschland müssten jetzt "dringlicher denn je unsere wirtschafts- und sicherheitspolitische Hausaufgaben erledigen", forderte Lindner. Dabei müsse Deutschland dafür sorgen, "dass Europa wieder mit einer Stimme spricht".
Nach Trumps Forderungen zu Wehrausgaben in Höhe von fünf Prozent der Wirtschaftsleistung warnte Lindner vor einem "Überbietungswettbewerb". FDP-Chefhaushälter und Bundestagsabgeordneter Otto Fricke bezeichnete die Forderung als "völlig illusorisch" - das wäre "fast die Hälfte des gesamten Bundeshaushalts".
AfD
Die in Teilen als rechtsextremistisch eingestufte AfD tritt unter den im Bundestag vertretenen Parteien als einzige klar pro Trump auf. Deren Kanzlerkandidatin Alice Weidel drückte ihm vor der Wahl öffentlich die Daumen. Nach der Wahl sagte die Politikerin, deren Partei in der Vergangenheit auch mit anti-amerikanischen Tönen auffiel: "Nicht das woke Hollywood hat die Wahl gewonnen, sondern das arbeitende Volk."
Die AfD verbindet Hoffnungen mit der zweiten Trump-Amtszeit: Er habe den Waffenstillstand im Israel-Konflikt ausgehandelt und angekündigt, den Ukraine-Krieg "möglichst schnell im Übereinkommen mit Russland zu beenden", so Weidel im RTL-Kandidatencheck. Deshalb setze sie "natürlich neue und große Hoffnungen" in den US-Präsidenten. Eine Einbindung von großen Unternehmern wie Elon Musk wäre aus Sicht von Chefin Weidel auch in Deutschland gut. Musk unterstützt die AfD im Bundestagswahlkampf - etwa durch entsprechende Kommentare auf seiner Plattform X.
Die Linke
Die Partei steht dem US-Präsidenten äußerst kritisch gegenüber. Linken-Parteichef und Spitzenkandidat Jan van Aken schrieb nach Trumps Wahlsieg auf der Plattform X: "Typen wie Trump beschuldigen arbeitende Menschen für Probleme, die Reiche wie er selbst verursachen." Für die Wahl Trumps sieht er die wirtschaftlichen Situation der Menschen ursächlich.
Van Aken rief außerdem dazu auf, sich vorzubereiten, was die Wahl Trumps für Arbeitsplätze, Verbraucher- und Umweltstandards hier in Deutschland und Europa bedeuteten. Die Co-Spitzenkandidatin der Linken, Heidi Reichinnek hatte bereits am Tag nach Trumps Wahl gesagt: Er sei ein unberechenbarer Präsident gewesen und werde es wieder sein: "Er hat weder Interesse an internationaler Zusammenarbeit auf Augenhöhe noch an diplomatischen Lösungen."
BSW
Nach Ansicht von BSW-Chefin Sahra Wagenknecht müsse Deutschland auf Distanz zu den Vereinigten Staaten gehen: Eine Bundesregierung, die "weiter in blinder Gefolgschaft die Vorgaben aus Washington erfüllt, wird uns weiter in den Abstieg führen", sagte die Vorsitzende des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW). Die Partei trat auch unter US-Präsident Joe Biden bereits amerikakritisch auf.
Wagenknecht wirft den USA vor: "Die absteigende Supermacht kämpft um ihren Einfluss in der Welt und tut das zunehmend rücksichtslos auch zulasten ihrer Verbündeten." Dabei erwähnte sie die von Trump angekündigten Zölle sowie Wirtschaftssanktionen.
Statt der von Trump vorgeschlagenen höheren Verteidigungsausgaben fordert Wagenknecht Einsparungen: "Der Überbietungswettbewerb in Sachen Rüstungsausgaben ist krank."