Bildungsstudie Was folgt aus dem PISA-Debakel?
Das PISA-Debakel deutscher Schülerinnen und Schüler beschäftigt auch die Politik. "Besorgniserregend" seien die Ergebnisse, lässt Kanzler Scholz ausrichten. Doch was tun? Mehr Förderprogramme oder ein Sondergipfel werden diskutiert.
Nach dem Absturz der deutschen Schulleistungen in der PISA-Studie werden grundlegende Konsequenzen gefordert. "Dringenden Handlungsbedarf", sieht etwa Schleswig-Holsteins Bildungsministerin und CDU-Vize Karin Prien. Von "besorgniserregenden Ergebnissen" spricht Regierungssprecher Steffen Hebestreit im Namen des Bundeskanzlers und Niedersachsens Regierungschef Stefan Weil sieht bei Familien eine Mitschuld. "Wenn ich an Schulen und Kindertagesstätten unterwegs bin, wird mir immer wieder von Familien berichtet, in denen den ganzen Tag über eine Flimmerkiste läuft, aber nicht mehr zusammen gegessen wird", sagte der SPD-Politiker der Nachrichtenagentur dpa. Sprachförderung komme in vielen Familien zu kurz.
16 Bundesländer zuständig
Regierungssprecher Hebestreit verwies darauf, dass in Deutschland die 16 Bundesländer für Bildung zuständig seien, auch wenn der Bund helfe, wo er könne. Man habe immer wieder darauf verwiesen, dass es Probleme gebe, etwa was die technische Ausstattung angehe. In Deutschland gebe es zudem einen besonders starken Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg.
Ruf nach Sonder-MPK
Konkreter wurde der Vorsitzende des Bundestagsbildungsausschusses, Kai Gehring. Der Grünen-Politiker forderte eine Sonder-MPK der Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder. "Die schlechtesten Bildungsergebnisse seit 23 Jahren sind mehr als ein weiteres Alarmzeichen: Sie markieren einen maximal dringenden Handlungsbedarf", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. "Angesichts der PISA-Diagnose, des Sanierungsstaus an unseren Schulen in hoher zweistelliger Milliardenhöhe und des eklatanten Lehrkräftemangels muss jetzt eine Sonder-MPK stattfinden. Diese könnte gut vorbereitet im ersten Quartal 2024 angesetzt werden."
Bildung brauche höchste Priorität und stehe in gesamtstaatlicher Verantwortung, "weil sie das Fundament für unseren Wirtschafts- und Innovationsstandort sowie zur Fachkräftesicherung legt", sagte Gehring. Und an die Länder gerichtet forderte er, die "Bildungskrise nicht weiter auszusitzen", ansonsten sei ihre Kultushoheit und Prioritätensetzung "mehr als zweifelhaft".
Die PISA-Ergebnisse werden wohl auch Thema bei der Kultusministerkonferenz am Donnerstag und Freitag werden.
Startchancen-Programm ausweiten
SPD-Chefin Saskia Esken bekräftigte ihre Forderung nach Ausweitung des geplanten Startchancen-Programms. Viel zu viele Schülerinnen und Schüler verließen die Schule ohne Abschluss, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Das Startchancen-Programm der Bundesregierung, das im Herbst starten soll, ist ein guter Ansatz, muss aber wesentlich breiter angelegt werden." Mit dem Programm sollen 4.000 Schulen in schwierigen Lagen in den kommenden Jahren spezielle staatliche Förderung in Milliardenhöhe bekommen.
Laut der am Dienstag veröffentlichten PISA-Studie ist das Niveau an deutschen Schulen so schlecht wie noch nie und im internationalen Vergleich nur Mittelmaß. 2022 fielen die Ergebnisse der 15-Jährigen sowohl in Mathematik als auch in Lesekompetenz und Naturwissenschaften deutlich schlechter aus als 2018.