Feuerwehr vor der "Konrad Adenauer"
Interview

"Ernsthafte Störung" So war es an Bord der "Konrad Adenauer"

Stand: 30.11.2018 09:40 Uhr

Wie verlief die unfreiwillige Landung der Regierungsmaschine in Köln/Bonn? Auch ARD-Korrespondent Wendler war an Bord - und schildert im Interview seine Eindrücke von der Lage und der Reaktion der Kanzlerin.

NDR Info: Kanzlerin Merkel wird verspätet beim G20-Gipfel eintreffen. Wegen eines technischen Defekts musste die Regierungsmaschine umkehren und in der Nacht auf dem Flughafen Köln-Bonn landen. Offenbar war die Situation gefährlicher als zunächst angenommen. Mit an Bord waren auch Journalisten unter anderem unser Kollege Achim Wendler. Mit ihm bin ich jetzt verbunden, er ist auch jetzt gerade in Bonn. Herr Wendler wie haben Sie die Situation erlebt an Bord?

Achim Wendler: Das war interessant. Wir saßen als Journalisten in einem kleinen Konferenzraum dieses Flugzeugs, weil es so üblich ist, dass man auf Auslandsreisen von der Kanzlerin noch mal informiert wird, was wichtig ist bei den Reisen, worauf man achten sollte oder könnte.

Und dann öffnete sich die Tür dieses kleinen Konferenzraums. Eine Dame bat die Kanzlerin hinaus. Angela Merkel kam kurz darauf zurück und sagte, es gebe ein technisches Problem. Man müsse umdrehen, in Köln landen und dann mal sehen, wie es weitergeht. Und dann tröpfelten in den nächsten Minuten beziehungsweise in der nächsten Stunde immer weitere Informationen durch - zum Beispiel eine Durchsage des Piloten, dass einige elektronische Systeme ausgefallen seien und die Landung etwas härter werden könne.

Das war dann tatsächlich so. Denn das Problem war: Das Flugzeug war für einen 15 stündigen Flug betankt - also sehr schwer - und in Köln-Bonn stand nur eine verhältnismäßig kurze Landebahn zur Verfügung. Das bedeutete, der Pilot musste eine starke Bremsung machen. Deswegen wurden wir auch von einem Spalier an Feuerwehrfahrzeugen mit Blaulicht empfangen - weil man einfach fürchtete, dass da eventuell an den Bremsen ein Feuer entstehen konnte. Es gab teilweise schon Phasen einer gewissen Nervosität - so will ich das mal formulieren.

"Mit diesem Flugzeug ist alles denkbar"

NDR info: Um noch mal näher auf diese technischen Probleme einzugehen. In einigen Berichten heißt es, eine Kommunikation mit dem Boden sei nicht mehr möglich gewesen - können Sie da Näheres sagen?

Wendler: Das ist eine "Spiegel"-Meldung, die ich auch gesehen habe. Ich kann das nicht bestätigen, da ist gestern viel gesagt worden. Irgendwo habe ich aufgeschnappt, dass eventuell in Richtung eines kriminellen Hintergrunds ermittelt werden könnte - aber ich wäre noch sehr vorsichtig. Das kann alles Routine sein.

Gerade mit dem A 340 "Konrad Adenauer" der Regierungsflotte hat es immer wieder technische Probleme gegeben. Zuletzt konnte Finanzminister Olaf Scholz - der jetzt schon wieder unter diesem Flugzeug leiden muss - im Oktober auf Bali nicht zurückfliegen, weil Mäuse in diesem Flugzeug irgendwelche Leitungen angeknabbert hatten, und er musste auf einen Linienflug ausweichen.

Also gerade mit dem Flugzeug ist alles denkbar - auch ein Ausfall der Kommunikationsanlage.

NDR Info: Woran liegt das? Eine Regierungsmaschine muss ja eigentlich eigentlich fit sein.

Wendler: Ja, nicht nur das. Es wird auch einiges getan, um sie fit zu halten. Sie ist Anfang 2017 mindestens ein paar Monate lang gründlich geprüft worden - auch bis hinein in die Tiefen des Systems -, und trotzdem hat man jetzt wieder feststellen müssen, dass dieses Ding eben nicht so richtig zuverlässig funktioniert.

Im Sommer wollte der Bundespräsident nach Weißrussland fliegen - auch mit der "Konrad Adenauer" -, konnte dann erst verzögert mit einer Ersatzmaschine los. Also, immer wieder dieses Flugzeug.

Woran es liegt, kann ich nicht sagen. Ich sage das mit gutem Gewissen weil die offizielle Ansage des Regierungssprechers gestern auch war, man wisse in diesem Fall eben auch noch nicht, was es wirklich war. Das wird jetzt alles untersucht und dann irgendwann kommuniziert - vom Verteidigungsministerium, das ja zuständig ist für diese Regierungsflotte.

"Ansonsten war sie relativ gelassen"

NDR info: Wie ist denn die Kanzlerin damit umgegangen?

Wendler: Sie war zunächst mal ganz locker. Als die erste Durchsage kam, man möge doch bitte in den Raum zurückgehen und sich vielleicht anschnallen, hat Angela Merkel gesagt: "Ach, wir warten jetzt mal, bis jemand kommt." Dann ist mir auch aufgefallen, dass sie sich doch selbst relativ schnell angeschnallt hat.

Und dann kam das, was ich schon erzählt habe: Dass da jemand in diesen Konferenzraum reinkam, um zu sagen "Kommen Sie mal wieder raus, Frau Bundeskanzlerin, wir haben Ihnen etwas mitzuteilen." Da war sie dann sogar ein bisschen verärgert: So dringend könne das doch jetzt nicht sein, dass man sie da aus dem Gespräch mit den Journalisten herausholt. Ansonsten war sie aber relativ gelassen.

Man hat ihr eine gewisse Verstimmung angemerkt, denn die Gespräche, die sie nun heute in Argentinien versäumt, sind schon sehr wichtig, die wären gerade für Deutschland und für Merkel sehr wichtig gewesen. Daran kann sie nun nicht teilnehmen. Ich glaube, das hat sie mehr geärgert, als dass sie jetzt irgendwie nervös gewesen wäre wegen dieser Ereignisse im Flugzeug.

NDR info: Merkel fliegt ja jetzt erst mal nach Madrid und dann geht es per Linienflug nach Buenos Aires.

Wendler: Ja, das ist deutlich kleinere Delegationen, die sie jetzt noch begleiten kann. Sogar ihr Ehemann Joachim Sauer wollte eigentlich mitfliegen, für den war ein schönes Besuchsprogramm vorbereitet. Das ist jetzt alles geplatzt, weil Sauer nicht mitkann.

Jetzt ist nur noch Finanzminister Scholz dabei und eine sehr kleine Delegation. Angela Merkel wird eben erst um ungefähr 22.00 Uhr deutscher Zeit in Buenos Aires ankommen. Das heißt, der erste Gipfeltag ist im Grunde dann schon vorbei, sie stößt erst beim abendlichen Kulturprogramman dazu.

Das Interview führte Stefan Schlag, NDR info.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 30. November 2018 um 10:00 Uhr.