Kampfjets für Ukraine Ein weiter Weg
Um der Ukraine bei der Beschaffung von F16-Jets zu helfen, sei eine internationale "Kampfjet-Koalition" geplant, hatten Großbritannien und die Niederlande angekündigt. Doch in Berlin wurden die Erwartungen nun erheblich gedämpft.
Für einen kurzen Moment schien es, als könnte Wolodymyr Selenskij einen seiner sehnlichsten Wünsche schnell erfüllt bekommen: Dass sein Land zur Verteidigung gegen die russische Aggression dringend moderne westliche Kampfjets benötige, hatte der ukrainische Präsident in Berlin, in Paris und auch in London zuletzt vorgetragen.
Doch nun wird klar: Schnell wird das nicht gehen - wenn überhaupt. "Großbritannien wird der Ukraine zu diesem Zeitpunkt keine Kampfflugzeuge liefern", stellte Verteidigungsminister Ben Wallace jetzt auf Nachfrage bei seinem Berlin-Besuch klar. Allenfalls gehe es darum, ukrainische Piloten auszubilden, damit diese künftig in der Lage seien, westliche Kampfjets fliegen zu können, so Wallace. Die britische Regierung hatte nur wenige Stunden zuvor eine "internationale Koalition" angekündigt, die der Ukraine bei der Beschaffung von F-16-Jets helfen soll. Diese F-16 habe man aber nicht, so Wallace.
Keine Kapazitäten, keine Kompetenz
"Wir können keine aktive Rolle in solch einer Koalition spielen", erklärte seinerseits der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius bei der gemeinsamen Pressekonferenz. Man habe weder die Ausbildungskapazitäten noch die Kompetenz noch die Flugzeuge. In der Tat hat auch Deutschland keine F-16 in den eigenen Beständen.
Selbst wenn also Pistorius anmerkte, er sei kein Anhänger der "Ausschließeritis" - dass sich an der deutschen Haltung, der Ukraine keine Kampfjets zu liefern, irgendetwas ändert, dafür gibt es nicht das geringste Anzeichen. "Weder Tornado noch Eurofighter sind geeignet, jetzt zu helfen“, erklärte der SPD-Politiker. Der Tornado, der bald aussortiert werden soll, gilt als altersschwach. Und der Eurofighter gilt als für derzeitige ukrainische Zwecke ungeeignet. "Wir sind die Experten für Panzer und für Luftverteidigung - und das bleibt auch so", fügte Pistorius noch an.
Auch Scholz dämpft Erwartungen
Zuvor hatte auch schon Bundeskanzler Olaf Scholz die Erwartungen an eine mögliche Kampfjet-Koalition gedämpft: "Im Hinblick auf uns sind keine Anforderungen da", erklärte der Kanzler beim Europaratsgipfel in Island.
War es das also schon wieder mit den Kampfjet-Träumen der Ukraine? Nun verfügen durchaus zahlreiche Europäer über die F-16: Die Niederlande, Polen, Italien, die Skandinavier, um nur einige zu nennen. Und auch aus Sicht von Nico Lange, Senior Fellow bei der Münchner Sicherheitskonferenz, würde eine Lieferung der F-16 in die Ukraine Sinn ergeben, "weil sie mehrere Rollen erfüllen kann: sowohl die Unterstützung der eigenen Truppen am Boden wie auch die Bekämpfung der russischen Luftwaffe", sagte Lange im Interview mit dem ARD-Hauptstadtstudio.
Doch selbst die Briten reden nun also davon, dass sie - trotz ihrer Initiative - nur eine begrenzte Rolle spielen könnten. Und dass es eher um eine langfristige Befähigung der Ukraine gehe. "Das alles wird Zeit brauchen. Einige Zeit. Dies ist kein Zauberstab", stellte Wallace in Berlin klar.
Nachdem es für einen Moment so wirkte, als würden die Europäer unter sich eine "Kampfjet-Koalition" schmieden wollen, verweist man nun sowohl von deutscher als auch von britischer Seite auf die USA: Am Ende hänge ohnehin alles am Weißen Haus in Washington und der Frage, ob die F-16 überhaupt geliefert werden dürften, erklärten einstimmig Pistorius und Wallace. Und die USA waren in der Frage bislang eher zurückhaltend.