Nach Verhaftung Klettes Weitere gefasste Person ist kein RAF-Terrorist
Gestern wurde die mutmaßliche Ex-RAF-Terroristin Klette in Berlin festgenommen - und noch eine weitere Person gefasst. Doch laut LKA handelt es sich dabei nicht um einen der weiteren gesuchten Ex-Terroristen.
Nach der zweiten Festnahme im Fall der mutmaßlichen Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette ist der Verdächtige freigelassen worden. Wie das Landeskriminalamt in Hannover mitteilte, ist er zweifelsfrei weder Burkhard Garweg noch Ernst-Volker Staub.
Die beiden mutmaßlichen Ex-Terroristen seien weiterhin flüchtig, die Fahndung nach ihnen gehe weiter.
Jahrzehntelange Fahndung
Kurz nach der gestrigen Festnahme Klettes hatten die Fahnder in Berlin laut LKA eine weitere Person festgenommen. Bei ihm handele sich um einen Mann im "gesuchten Alterssegment", sagte LKA-Präsident Friedo de Vries. Die Staatsanwaltschaft Verden und das Landeskriminalamt fahnden seit Jahrzehnten nach den früheren RAF-Terroristen der sogenannten dritten RAF-Generation.
Vor Kurzem war am Wuppertaler Hauptbahnhof ein Mann aus einem Zug geholt und festgenommen worden, weil ein Augenzeuge ihn für Staub gehalten hatte. Dieser Verdacht bestätigte sich aber nicht.
Ex-RAF-Staatsanwalt rechnet mit weiteren Überfällen
Dass Staub und Garweg dem Fahnungsdruck nun nachgeben und sich freiwillig stellen, hält der ehemalige Stuttgarter Generalstaatsanwalt, Klaus Pflieger, für wenig wahrscheinlich. "Ich gehe eher davon aus, dass sie nach so langer Zeit mit falscher Identität versuchen werden, weiter verdeckt zu leben und zu agieren", sagte Pflieger der Nachrichtenagentur dpa.
Gleichzeitig rechnet der frühere Jurist, der in den 1980er-Jahren an mehreren RAF-Ermittlungen und Anklageschriften beteiligt war, mit weiteren Überfällen auf Geldtransporter. "Sie müssen ja von etwas leben, wenn ihnen das Geld ausgeht. Und dann machen sie halt von dem Gebrauch, was sie gelernt haben."
Dabei werde der Druck auf sie steigen. "Ich könnte mir vorstellen, dass bei Daniela Klette in der Wohnung Informationen gefunden wurden, die auf die beiden Männer hinweisen könnten, seien es Mails oder Telefonanrufe oder irgendetwas", sagte Pflieger. So könne es vielleicht schon einen gewissen Aufruhr geben, denn es bestanden ja Kontakte innerhalb des Trios, erklärte der ehemalige Stuttgarter Generalstaatsanwalt.
Versuchter Mord und Raubüberfälle
Klette, Staub und Garweg werden unter anderem versuchter Mord und eine Serie schwerer Raubüberfälle vorgeworfen. Die drei waren schon in den 1990er-Jahren untergetaucht. DNA-Spuren brachten die Ermittler darauf, dass sie für Raubüberfälle auf Geldtransporte und Supermärkte im Zeitraum zwischen 1999 und 2016 verantwortlich sein könnten.
Tatorte waren unter anderem Osnabrück, Wolfsburg und Stuhr in Niedersachsen sowie Hagen und Bochum-Wattenscheid in Nordrhein-Westfalen.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Überfälle nicht politisch motiviert waren. Die Beschuldigten sollen die Taten begangen haben, um an Geld zu kommen.
Verdächtige Gegenstände in Wohnung gefunden
Gegen Klette wurde Haftbefehl erlassen. Nach übereinstimmenden Medienberichten ist sie aktuell in Untersuchungshaft in der JVA Vechta. Die 65-Jährige wurde demnach vom Amtsgericht Verden in das dortige Frauengefängnis gebracht. Weder die zuständige Staatsanwaltschaft in Verden noch das Justizministerium in Hannover wollten sich auf Anfrage dazu äußern.
Klette lebte nach LKA-Angaben in einer Berliner Wohnung unter falscher Identität. Einem Nachbarn zufolge führte sie den Vornamen Claudia. Das Mietshaus, in dem sie wohnte, wurde am Nachmittag abgesperrt, weil mehrere verdächtige Gegenstände gefunden worden waren. Das Gebäude wurde geräumt, alle Bewohner mussten ihre Wohnungen verlassen. Man habe etwas gefunden, "das gefährlich ist", sagte ein Spurenermittler.
Offizielle Angaben dazu, was entdeckt wurde, gibt es nicht. Nach rbb-Informationen handelt es sich um Sprengstoff, auch auf Waffen sei die Polizei gestoßen.
Langjährige Terrorgruppe
Die linksextremistische Vereinigung Rote Armee Fraktion (RAF) galt in der Bundesrepublik über Jahrzehnte als Inbegriff des Terrorismus. Insgesamt ermordete die RAF mehr als 30 Menschen, mehr als 200 wurden verletzt. Die RAF löste sich 1998 auf.
Staub, Klette und Garweg werden der sogenannten dritten RAF-Generation zugeordnet. Vertreter der Generation sollen den damaligen Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, und den Treuhand-Chef, Detlev Karsten Rohwedder, umgebracht haben.