Trotz "Puma"-Panne Deutschland führt NATO-Speerspitze an
Deutschland hat die Führung der schnellen NATO-Eingreiftruppe übernommen. Die beteiligten Einheiten können besonders schnell in den Einsatz verlegt werden. Auf den modernen "Puma" müssen die Panzergrenadiere aber vorerst verzichten.
Mit dem Jahreswechsel ist Deutschland zur Führungsnation in der schnellen Eingreiftruppe der NATO geworden. Die Bundeswehr stellt damit ungefähr 8000 Männer und Frauen der insgesamt etwa 11.500 Soldaten der "Speerspitze" des Militärbündnisses. Weitere Kräfte kommen aus Belgien, Tschechien, Lettland, Litauen, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen und Slowenien.
Eine Besonderheit ist der hohe Bereitschaftsgrad der beteiligten Einheiten. So müssen die schnellsten Kräfte in 48 bis 72 Stunden bereit sein, um zum jeweiligen Einsatzort verlegt zu werden. Für die Soldatinnen und Soldaten bedeutet das zum Beispiel, dass sie sich in Bereitschaftszeiten nicht weit vom Dienstort entfernen dürfen. Dies gilt in diesem Jahr unter anderem für die Panzergrenadierbrigade 37 "Freistaat Sachsen", den Leitverband der VJTF (Very High Readiness Joint Task Force). Von den etwa 5000 Soldaten der Brigade gehen rund 4000 in die NATO-Verpflichtung.
Panzergrenadiere ohne "Puma"
Überschattet wird der Führungswechsel durch Probleme beim Bundeswehr-Schützenpanzer "Puma". Nach dem Totalausfall bei einer Übung entschied Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD), die deutschen Soldaten nicht mit dem modernen "Puma", sondern mit dem alten "Marder" als Gefechtsfahrzeug bereitzustellen. Dies ist militärisch nicht entscheidend, politisch aber peinlich.
Die bei der Übung ausgefallenen "Pumas" sollen nach Angaben des Herstellerkonsortiums in wenigen Wochen wieder instand gesetzt sein. Der Hersteller Rheinmetall hatte im Dezember vorgeschlagen, die Industrie als "Teil des Verbandes" kontinuierlich vor Ort zu haben, um die VJTF zu betreuen. Noch ist aber offen, ob das Verteidigungsministerium den Einsatz der "Pumas" verzögert genehmigt.
Stoltenberg lobt Bundeswehr
Sanfte Rückendeckung bekommt die Bundeswehr von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. "Ich bin absolut zuversichtlich, dass Deutschland eine hervorragende Führungsnation für die VJTF sein wird", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Er wisse, dass die Bundeswehr gut ausgebildete und gut ausgerüstete Soldatinnen und Soldaten habe, die die Aufgabe sehr gut erfüllen könnten.
Zu den Ausrüstungsmängeln bei der Bundeswehr sagte Stoltenberg: "Sicherlich gibt es Lücken und Defizite." Deshalb begrüße er auch die deutsche Zusage, 100 Milliarden Euro extra zur Verfügung zu stellen und die Verteidigungsausgaben weiter zu erhöhen. So könnten die Lücken und Defizite geschlossen werden.
Die VJTF wurde 2014 im Rahmen der ersten großen Ukraine-Krise aufgestellt und ist Teil der Abschreckungsstrategie gegen Russland. Sie ist wiederum Teil der Krisenreaktionstruppe NRF (NATO Response Force), deren Gesamtstärke zuletzt mit ungefähr 40.000 Soldaten angegeben wurde. Neben Landstreitkräften umfasst sie auch Luft- und Seestreitkräfte sowie Spezialkräfte.