ARD-Recherchen zur NSU NPD-Vize war eng mit Terrorzelle vernetzt
Ein NPD-Spitzenpolitiker war offenbar enger mit der NSU-Terrorzelle vernetzt als bisher bekannt. Gegenüber der ARD räumte der Bundesvize und Thüringer NPD-Chef Schwerdt ein, dass Mundlos - einer der mutmaßlichen NSU-Mörder - Ende der 90er-Jahre als Fahrer für ihn tätig war.
Wie vernetzt waren die NPD und die Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU)? Nach ARD-Recherchen waren die Kontakte enger als bisher bekannt. Demnach hat der stellvertretende NPD-Bundesvorsitzende und Thüringer Landeschef Frank Schwerdt über Jahre enge Kontakte zu mehreren mutmaßlichen Mitgliedern und Helfern der NSU.
In einem Interview mit der ARD räumte Schwerdt ein, dass Uwe Mundlos, eines der mutmaßlichen NSU-Mitglieder, Ende der neunziger Jahre mindestens ein Mal als Fahrer für ihn tätig war. Auf einem der ARD vorliegenden Foto vom 17. Januar 1998 ist er außerdem mit der mutmaßlichen NSU-Terroristin Beate Zschäpe bei einer Demonstration in Erfurt zu sehen. Nur zehn Tage später tauchten Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt in den Untergrund ab.
Politischer Ziehvater
Schwerdt gilt demnach zudem als politischer Ziehvater von Ralf Wohlleben, der in Untersuchungshaft sitzt und das Trio mit einer Waffe versorgt haben soll. Zugleich räumte Schwerdt ein, etwa drei Wochen nach dem Abtauchen der Zwickauer Zelle mit André K. in Berlin einen mutmaßlichen Helfer empfangen zu haben. Dieser bat ihn demnach um Unterstützung für die Zelle. Er habe ihnen aber nicht helfen können und wollen, sagte Schwerdt weiter.
Der Rechtsextremismus-Experte Hajo Funke von der FU Berlin bewertet Schwerdts Rolle Ende der 90er-Jahre als entscheidend für die Radikalisierung rechtsextremer Jugendlicher. "Wenn es jemanden gibt innerhalb des NPD-Bundesvorstands, weswegen die NPD verboten werden könnte, dann ist es die ideologische Haltung und politische Praxis von Frank Schwerdt."
Das Neonazi-Trio Zschäpe, Mundlos und Uwe Böhnhardt wird für neun Morde an Migranten und den Mord an einer Polizistin in den Jahren 2000 bis 2007 verantwortlich gemacht. Zuletzt lebte die Gruppe unerkannt im sächsischen Zwickau.