Bayern Posse in Roth: Radweg endet an einer Mauer
Ein Geschäftsmann aus Roth prangert angebliche Verschwendung an. Ein neu gebauter Radweg endet an einer Mauer. Doch es stellt sich heraus: Er hat die Mauer und die Eisdiele dahinter selbst gekauft. Und denkt nicht daran, die Radler durchzulassen.
Ein kleines Stück Radweg sorgt in Roth für Wirbel. Den Weg kann derzeit niemand nutzen – denn er endet direkt an einer Mauer. Was hat sich die Stadt hier geleistet: Verschwendung, Fehlplanung oder einen Schildbürgerstreich? Bei genauerem Hinsehen wird klar: So einfach ist es nicht.
Anwohner kritisiert Radwegplanung
Der Radweg läuft am Ende direkt auf eine Mauer zu, und an dieser Stelle läuft er auch an einer Mauer entlang. Diese Mauer ist die Rückseite des Grundstücks von Uwe Heyder. Er führt zu dem gepflasterten Weg und zuckt mit den Schultern. "Man kann doch nicht einfach etwas bauen, ohne das durchzuplanen", sagt er, "und ohne mit den Anwohnern zu sprechen. Selbst die Baufirma hat gesagt, wir haben noch nie an eine Wand hingebaut!" Heyder besitzt nicht nur das Grundstück entlang des Radwegendes, sondern in der Nachbarschaft noch weitere Häuser.
Stadtplaner wollen sicheren Radverkehr
Der Radweg gehört zu einem neuen Wohnviertel, nur wenige hundert Meter von der Rother Altstadt entfernt. Roth ist begehrt, mit der S-Bahn ist auch Nürnberg schnell erreichbar. "Die größte Herausforderung ist es, Radfahrer und Fußgänger sicher in die Altstadt zu bringen", sagt Roths Stadtbaumeister Wolfgang Baier und zeigt mehrere Versionen von Plänen. Dabei geht es nicht nur um die Familien, die in die Reihenhäuser ziehen werden. Auch aus der Nachbargemeinde kommt hier ein Radweg an. Bisher müssen die Radfahrer an zwei gefährlichen Stellen vorbei: In der Nürnberger Straße zwängen sich Autos, Radfahrer und Fußgänger zwischen zwei historischen Gebäuden durch, anschließend folgt eine Kreuzung. Deswegen wollen die Stadtplaner im Rathaus die Radler auf der Rückseite der Engstelle durchlotsen, zwischen alten Häusern und dem neuen Wohngebiet. Dafür war der Radweg gedacht, der jetzt an einer Mauer endet – von der die Stadtplaner natürlich wussten.
Geschäftsmann besitzt alle Häuser an Schlüsselstellen
Vier Möglichkeiten gebe es, die jetzige Engstelle zu umgehen, sagt Stadtplaner Wolfgang Baier. Doch kein Weg führt an Uwe Heyders Häusern vorbei. Bisher hat er alle geplanten Varianten abgelehnt. Doch die Stadtplaner denken weit voraus: Langfristig könnte man ein anderes Haus abreißen und damit Platz für die Radler schaffen – nämlich das, gegen dessen Mauer der neu gebaute Radweg läuft. Doch dieses Haus hat seit Kurzem einen neuen Besitzer. Er heißt: Uwe Heyder. Der Beschwerdeführer ist also selbst der Verhinderer. Warum er das macht? "Zum Trutze der Stadt Roth", sagt er. "Dann habe ich das in der Hand."
Nicht mit Anwohnern gesprochen? Protokolle beweisen das Gegenteil
Den Vorwurf mangelnder Kommunikation weist die Stadtspitze zurück. Seine Vorgänger seien jahrelang im Gespräch mit Heyder gewesen, sagt Bürgermeister Andreas Buckreus (SPD). Zum Beweis zeigt er ein Protokoll einer Besprechung, wie man die enge Stelle entschärfen könnte, vom Februar 2014.
Insgesamt gibt man sich im Rathaus in der Sache gelassen. „Wir haben auf unserer Seite alles vorbereitet", so der Bürgermeister. Wenn sich irgendwann mal die Besitzverhältnisse ändern, könne der Radweg noch finalisiert werden. "Als Stadtplaner braucht man viel Geduld", meint Stadtbaumeister Wolfgang Baier. Den Familien im neuen Wohngebiet kann die Stadt allerdings auf absehbare Zeit keinen sicheren Weg in die Altstadt bieten.
Im Video: Ärger in Roth: Hier endet ein Radweg an einer Mauer
Dieser Artikel ist erstmals am 4. Dezember 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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Quelle: Frankenschau aktuell 04.12.2024 - 17:30 Uhr