Brandenburg Wolfsrudel löst Ängste bei Dorfbewohnern aus
Die Einwohner von Menkin in der Uckermark sind besorgt - immer wieder sehen sie Wölfe im Dorf. Auf einem Hof wurden zahlreiche Tiere getötet. Und: In letzter Zeit verlieren die Wölfe offenbar die Scheu.
Im uckermärkischen Menkin herrscht Unruhe: Seit Monaten häufen sich die Begegnungen mit dem Wolf. Immer wieder werden Kälber und Schafe gerissen. Besonders betroffen ist ein Milchbauer, der Wolfsangriffe mitten auf seinem Hof verzeichnet. Auch im Dorf wird die Lage zunehmend bedrohlicher: Mehrere Wölfe, die kaum noch Scheu vor den Menschen zeigen, sorgen für Angst unter den Bewohnern.
Vor Kurzem gab es erneut einen Wolfsangriff auf ein Tier im Hof der Familie Meijer. Auf einem Handybild ist ein totes Kuhkalb mit mehreren Verletzungen zu sehen, das Stroh auf dem Boden ist voller Blut. Nach Angaben der Milchbauern hat der Wolf bereits sieben Kälber von diesem Hof getötet. Sie seien deswegen beunruhigt.
Totes Kuhkalb in Mankin. Bild: privat
27 Schafe gerissen
Jeden Morgen wird dort zuerst geschaut, ob noch alle Tiere wohlauf sind. Die Juniorbäuerin Bente Meijer ist dem Wolf auf dem Hof schon selbst begegnet, wie sie sagt. "Ich habe natürlich geschrien und meinen Papa angerufen", sagt die Bäuerin. "In der Zeit hat der Wolf eigentlich wenig reagiert, hat erst einmal ein bisschen gestaunt, eine Minute lang oder so und ist dann ganz in Ruhe irgendwann weggelaufen."
Auch die Schafherde des Hofes habe es getroffen – 27 Tiere seien bisher gerissen worden. Auch wenn der Wert der getöteten Tiere oft durch staatliche Hilfen ersetzt wird, schmerzt jeder Riss die Tierhalter. "Es ist traurig irgendwie, weil man die Tiere selber auch mit der Hand aufgezogen hat", sagt Bente Meijer.
Wie weiter mit dem Wolf? Das Wildtier soll wegen Übergriffen auf Schafe, Rinder und Pferde künftig weniger streng geschützt sein. Der Landesjagdverband Brandenburg fordert eine feste Jagdzeit. Wolfsexperte Eckhard Fuhr warnt dagegen davor.mehr
Hof hat sich nach Wolfsangriff angepasst
Seit die Wölfe in der Region aktiver geworden sind, haben sich die Abläufe auf dem Bauernhof nach Angaben der Meijers verändert: Der Kälberstall wird verschlossen, Wege sind mit Strohballen verstellt. Und immer wieder wird der Hof kontrolliert, denn die Angst ist groß, dass es erneut zu Angriffen kommt.
"Meine Mitarbeiter machen sich richtig Sorgen, auf das Gelände zu gehen", sagt Bentes Vater Ronald Meijer. "Einer der Melker, der nachts um drei kommt, der fährt schon vorher das Gelände ab, mit dem Moped, nicht dass da irgendwas ist, bevor sich die Kälberfrauen auf den Betrieb trauen", so der Milchbauer.
Wege im Hof mit Strohballen verstellt. Bild: rbb
"Man überlegt schon, wird er mal mutiger?"
Die Begegnungen mit dem Wolf sorgen im Dorf für viel Gesprächsstoff. Fast jeder Menkiner behauptet, die Wölfe schon einmal gesehen zu haben. Ein Rudel mit sieben Jungtieren soll es in diesem Jahr sein, das immer näher an die Menschen herankommt – und das ganz ohne Scheu.
"Das Rudel, was ich da unten gesehen habe, die waren so zahm. Ich habe gefrühstückt, da lagen sie 20 Meter vor dem Traktor, das hat sie nicht gestört", sagt der Anwohner und Landwirt Wolfgang Morgen. Das bestätigt auch Anwohnerin Silvana Ziemke: "Er war höchstens zehn Meter von uns ab und hat uns groß angeguckt und ist dann ganz gemütlich weggelaufen."
Selbst im Dorf soll er wohl gesehen worden sein, berichtet eine Anwohnerin. Einige stellen sich die Frage, wann der Wolf vor dem Menschen komplett die Scheu verliert. "Man überlegt schon, wird er mal mutiger?", sagt Nancy Werth, die im Dorf mehrere Pferde pflegt. Sie sorge sich um die Pferde, aber auch um die Kinder im Dorf. "Das kann ich schlecht einschätzen, aber die Angst ist definitiv schon da."
Sendung: Antenne Brandenburg, 24.10.2024, 14:40 Uhr
Mit Material von Riccardo Wittig