Hessen Eintracht-Talent Can Uzun: Die Last des Unausgelasteten
Eintracht-Angreifer Can Uzun macht mit seinem Tor gegen Augsburg wieder auf sich aufmerksam. Dem 19-Jährigen winken weitere Einsätze. Ganz im Gegenteil zu dem offenbar erneut hinten runtergefallenen Junior Dina Ebimbe.
Manchmal bedarf es nur ein paar Sekunden, einer einzelnen Sequenz, um dem Innenleben eines Fußballprofis ein Stück näher zu kommen. So gesehen am Samstag, 74. Minute des Bundesliga-Heimspiels von Eintracht Frankfurt gegen den FC Augsburg. Da dribbelte der keine zwei Zeigerumdrehungen vorher eingewechselte Can Uzun von links in den Strafraum, schoss und traf. Der Ausgleich, der 2:2-Endstand, und für den Torschützen mindestens eine mittelgroße Befreiung. Sein Jubel: kein geplanter, kein kreativer, nur einer aus dem tiefsten Innern. Ein freudiger Frustschrei - oder umgekehrt. Wie auch immer man es einschätzen mag.
Für Uzun läuft die Saison nicht so wie erhofft, das ist kein Geheimnis und dennoch einer weiteren Erwähnung wert. Schließlich galt der mittlerweile 19-Jährige noch in den Sommermonaten als kommender Star der Liga, mindestens als Jungstar, oder auch als Super-Talent auf den Spuren der Super-Super-Supertalente wie Jamal Musiala und Florian Wirtz. Zumindest wurde er danach befragt, was unfair war, längst aber zu den Usancen dieses stets nach Mehr gierenden Geschäfts gehört.
Zwei Bundesliga-Tore in 108 Minuten
Uzun also sollte und wollte sofort durchstarten bei der Eintracht. Der Versuch misslang. 108 Minuten in der Bundesliga durfte er bisher miterleben auf dem Feld, dazu drei Spiele in der Europa League. Als Uzun Anfang November gegen Bochum zum unwichtigen 6:2 getroffen hatte, schickte ihn Trainer Dino Toppmöller als Belohnung fünf Tage später im Europapokal gegen Prag auf den Rasen. In seltsamer Rolle, musste sich der gebürtige Regenburger doch stets nach links hinten fallen lassen, um die Angriffe zu initiieren.
Das Resultat ließ sich nicht sehen, Uzun fiel durch und schmorrte seitdem mehr oder weniger wieder auf der Bank. Bis zur Einwechslung gegen Augsburg, bis zu seinem besten Kurzauftritt. Erst schoss er beherzt das Tor, dann bereitete er beinahe den Siegtreffer von Jean-Matteo Bahoya vor. "Eine Last ist von mir runtergekommen", sagte der Unausgelastete hinterher: "Ich habe mich sehr, sehr krass gefreut."
Viel Lob von Mitspielern und Verantwortlichen
Wie auch die Frankfurter Verantwortlichen. So lobte Toppmöller die "gute Intensität" des Angreifers. "Wenn er das immer zeigt, dann kann er noch häufiger spielen." Er, der Coach, sei froh über den Fortschritt. "Das war gut für seinen Kopf." Sportchef Markus Krösche fand den Auftritt des Talents "belebend".
Und Teamkollege Hugo Ekitiké zog einen Vergleich zur eigenen Vergangenheit. Einst in Paris, als der hochgejazzte Jungstar unterging in der PSG-Weltauswahl und es irgendwann nicht mehr in den Kader packte, sei er in einer ähnlichen Situation gewesen. "Wenn du dann auf den Platz kommst, musst du funktionieren", so Ekitiké. Gegen den FCA ist Uzun das gelungen.
War's der Wendepunkt? Möglich, aber natürlich nicht abschließend zu beurteilen. Sicher ist erst einmal nur, dass der Ex-Nürnberger wieder näher rangerückt ist ans Team. Er, der für elf Millionen Euro gekommen war, könnte im Ranking der offensiven Ersatzspieler vor Leute wie Igor Matanovic oder Farès Chaibi gerutscht sein, die ihre Chancen zuletzt kaum nutzen konnten. Uzun hätte sich dagegen in naher Zukunft, vielleicht sogar im Europa-League-Spiel am Donnerstag bei Olympique Lyon (21 Uhr), weitere verdient. Ähnliches gilt im Übrigen für Bahoya, noch ein Junger mit Aufwind.
Ebimbe offenbar erneuter Verkaufskandidat
Völlig außen vor ist dagegen seit einigen Wochen, exakt genommen seit einer Halbzeit zum Vergessen vor einem Monat in Stuttgart, Junior Dina Ebimbe. Der Mittelfeldspieler, der im Sommer erst verkauft werden sollte, dann doch wieder eingegliedert wurde und einen vergleichsweise soliden Part spielte, schaffte es seitdem nicht mehr in den Frankfurter Kader.
Laut hr-sport-Infos soll es zwar auch keinen Zwist zwischen Trainer und Spieler geben, stellen die Leistungen des Franzosen die Sportliche Leitung aber schlicht nicht zufrieden. Andere, wie Ansgar Knauff, sind dem 24-Jährigen enteilt. Laut Wiesbadener Kurier sei Ebimbe deshalb für den Winter erneut ein Verkaufskandidat. Die Eintracht könnte eine mögliche Einnahme, heißt es im Bericht, dazu nutzen, selbst noch einmal auf dem Transfermarkt tätig zu werden.