Eine Frau hält ein Bilderbuch in der Hand und ist umringt von fünf Kindern. Fotografiert von oben.

Hessen Sprachförderung: Hessen führt "Sprach-Kitas"-Programm fort

Stand: 11.12.2024 20:41 Uhr

In Hessens Kitas werden Kleinkinder unterstützt, die sich in ihrer Sprachentwicklung schwer tun. Und das soll auch so bleiben: Das Programm "Sprach-Kitas" wird bis Ende 2026 fortgeführt.

Das Programm der "Sprach-Kitas" für die besondere Sprachförderung von Kleinkindern soll bis Ende 2026 fortgeführt werden. "Die Sprachförderung bereits im Rahmen der frühkindlichen Bildung ist von zentraler Bedeutung, das ist Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit", sagte Sozialministerin Heike Hofmann (SPD) in einer Regierungserklärung im Landtag in Wiesbaden.

Mit dem Programm seien bereits 450 Sprach-Fachkräfte in den Kitas erfolgreich unterstützt worden. Daneben gibt es eine spezielle Fachberatung für die "Sprach-Kitas".

Gezielte Förderung in Alltagssituationen

Das Förderprogramm richtet sich an Kindertageseinrichtungen, die von einem überdurchschnittlich hohen Anteil von Kindern mit sprachlichem Förderbedarf besucht werden. Die Sprach-Fachkräfte beraten und unterstützen die Kita-Teams bei der sprachlichen Bildung.

Die Sprachentwicklung der Kinder wird unter anderem in alltäglichen Routinesituationen gezielt gefördert, etwa bei den Mahlzeiten, der Körperpflege oder während der Hol- und Bringzeiten. Daneben wird das Sprechen während Spiel- und Bildungssituationen innerhalb der Kita oder auch bei Ausflügen besonders unterstützt.

Ministerin: Kinder profitierten langfristig

"Jedes Kind muss die Chance haben, sich bestmöglich zu entwickeln", forderte Hofmann. Jungen und Mädchen profitierten langfristig von frühkindlichen Bildungsangeboten. Volkswirtschaftlich bedeute das: Jeder investierte Euro zahle sich durch höhere Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen drei bis vierfach aus, sagte die Ministerin. 

Die positiven Effekte zeigten sich besonders bei Kindern aus bildungsbenachteiligten Familien. Diesen Kindern und Familien wolle das Land eine besondere Aufmerksamkeit und Fürsorge zuteilwerden lassen, sagte die Ministerin. Bildung und auch die frühkindliche Bildung dürften nie ein Zweiklassenmodell sein.

Kita-Assistenzen sollen Fachkräfte unterstützen

Die Ministerin verwies auf ein Maßnahmenpaket der Landesregierung zur Unterstützung der Kindertagesbetreuung, das diese Woche im Kabinett beschlossen wurde. Unter anderem sollen vom Sommer 2025 an Kita-Assistenzen eingeführt werden.

Diese nicht pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen die Erzieherinnen und Erzieher entlasten, etwa indem sie Kindern die Schuhe binden oder den Frühstückstisch decken.

FDP sieht Personalmangel "kaschiert"

Der FDP-Abgeordnete René Rock kritisierte, die Kita-Assistenzen seien "nichts anderes als ein verzweifelter Versuch, den Personalmangel mit Hilfskräften zu kaschieren". Nur noch 36 Prozent der Kita-Teams in Hessen hätten eine angemessene Fachkraft-Quote, bis 2030 fehlten 25.000 Erzieherinnen und Erzieher.

"In vielen Städten und Gemeinden müssen Kita-Gruppen zusammengelegt werden, weil das Personal fehlt", mahnte er. "In ländlichen Regionen gibt es längst keine ausreichenden Betreuungsangebote mehr. Eltern können sich nicht mehr auf Öffnungszeiten verlassen."

AfD-Fraktion will elterliche Betreuung mehr unterstützen

Mit Blick auf den Mangel an Kita-Plätzen forderte der familienpolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Gerhard Bärsch, auch andere Formen der Kinderbetreuung stärker in den Fokus zu nehmen. "Dazu gehört auch, die elterliche Betreuung finanziell zu unterstützen, um Kitas und Tagespflege zu entlasten", erklärte er.

Grüne schlagen eigenen Plan vor

In Hessen fehlten zigtausend Kita-Plätze - maßgeblich aufgrund des Fachkräftemangels, sagte Felix Martin von der Grünen-Fraktion. Die wenigen neuen Maßnahmen der Landesregierung würden überwiegend aus Bundesmitteln finanziert.

"Es braucht einen großen Wurf für unsere Kitas", sagte Martin. Er kündigte einen Entwurf der Grünen-Fraktion für ein Kita-Fachkräftegesetz an. Mit dessen Vorgaben solle unter anderem die Erzieherinnen-Ausbildung attraktiver werden und die Kommunen würden mehr finanzielle Unterstützung bekommen.