Hessen HSG Wetzlar gegen MT Melsungen: Der All-In-Abend in der Handball-Bundesliga
HSG gegen MT, Samstagabend, Hessenderby mit dem Spitzenreiter - die Vorzeichen für ein Handball-Erlebnis stehen gut. Für Melsungen läuft es derzeit überragend, doch ein Blick ins vergangene Jahr lässt den Außenseiter aus Wetzlar hoffen.
Vielleicht liegt das Geheimnis der MT Melsungen in einem Kinderball mit "Paw Patrol"-Aufschrift. Mit einem solchen wärmen sich die Melsunger auf ihre ganz eigene Art fürs Training auf. Sie prellen und pritschen den Ball hin und her, in einer Mischung aus Handball und Volleyball mit zwei Teams. Mit dieser Melange aus Spaß und Ernsthaftigkeit gehen es die Nordhessen also derzeit an, es wird viel gejohlt bei der MT. Nicht ohne Grund: Die Mannschaft ist Tabellenführer der Handball-Bundesliga und steht im Viertelfinale des Pokals. Nun kommt es am kommenden Samstag (19 Uhr) zum Hessenderby gegen die HSG Wetzlar vor rund 4.000 Zuschauern.
Nebojsa Simic mit einem besonderen Spielball beim Aufwärmen der MT Melsungen.
"Wir verstehen uns untereinander, jeder kennt die Ticks vom anderen. Wir wissen beispielsweise, wann wir Kreuzungen spielen", sagt Rechtsaußen Dimitri Ignatow über den Teamspirit der Nordhessen gegenüber dem hr-sport. "Wir haben eine gute Mitte, wissen, wie alle Jungs ticken und das ist, was uns stark macht." Die großen Vier der Liga - Berlin, Kiel, Magdeburg und Flensburg - hat die MT in dieser Spielzeit allesamt besiegt. Das lässt bei Experten die Frage aufkommen: Sind die Melsunger nicht schon ein echter Titelkandidat?
Wetzlar mit guten Derby-Erinnerungen
Sowohl Magdeburgs Trainer Bennet Wiegert als auch Lemgos Florian Kehrmann sehen das so, wie sie in Interviews betonten. Doch ihr Kollege Roberto Garcia Parrondo tritt für die MT auf die Euphoriebremse. "Wir müssen diesen Moment genießen, aber es ist eine lange Saison. Es ist sehr schwer, Spiele in der Bundesliga zu gewinnen", sagt der Spanier auf Nachfrage. Für ihn sei vor allem wichtig, dass Melsungen gerade durch die Verpflichtungen mehr Optionen im Kader habe.
Bei allem Hype um die MT hat Parrondo tatsächlich einen Punkt bei seiner Zurückhaltung: Zuhause mögen die Melsunger eine Macht sein, auswärts allerdings gab es bereits zwei Pleiten - bei den Rhein-Neckar Löwen und in Eisenach. Eine weitere Statistik spricht vor dem Duell mit der HSG gegen Melsungen: In der vergangenen Saison entschieden die Mittelhessen beide Derbys für sich.
Wetzlar gibt sich selbstbewusst
"Wir müssen unser Spiel durchbringen. Wenn wir das schaffen, ist alles möglich", sagt daher auch Wetzlars Trainer Frank Carstens vor dem Aufeinandertreffen dem hr-sport. Die Vorzeichen könnten eigentlich unterschiedlicher nicht sein: Wetzlar steht auf dem 13. Platz und konnte die Großen in dieser Spielzeit bislang noch nicht ärgern. Zuletzt setzte es eine 24:35-Niederlage in Kiel. Zudem muss die Mannschaft mindestens zehn Monate auf Nemanja Zelenovic wegen eines Komplettschadens im linken Knie verzichten.
Und dennoch: "Wir gehen all-in und zwar jedes Mal", gibt sich Carstens selbstbewusst. Für den Trainer wird die Deckung wichtig sein, um die wuchtigen Rückraumspieler der MT zu stoppen. Gleichzeitig müsse die HSG gute Konter laufen und das Feld schnell überwinden. "Volle Intensität - auf den Rängen und auf dem Feld", verspricht der Coach. Und gibt damit das passende Motto für den Samstagabend vor.