Hessen Weihnachtsmärkte in Hessen: Pleiten, Pech und Weißtannen
Die hessischen Weihnachtsmärkte übertrumpfen sich aktuell mit Missgeschicken. Frankfurt hat nicht mehr alle Tassen im Schrank, in Schlitz ist das Kerzenkostüm eingegangen, Kassel lässt sich einen bezapften Etiketten-Schwindler andrehen. Ein Fauxpas-Überblick.
Dass rund um Weihnachtsmärkte hin und wieder Dinge passieren, die gleichermaßen für Erheiterung und Kopfschütteln sorgen, gehört zur Adventszeit irgendwie dazu. Ein bis drei Glühwein auf der Weihnachtsfeier zu viel, schon wird der bis dahin seriöse Praktikant zur Flurfunk-Legende. Den heißen Apfelwein wie Wasser getrunken, schon wacht man an der U-Bahn-Endstation auf. Und wer hat eigentlich diesen blinkenden Hut mit Elchgeweih gekauft? Alles schon erlebt, alles schon da gewesen.
In diesem Jahr drehen die hessischen Weihnachtsmärkte den Nierenspieß allerdings um und sorgen selbst für jede Menge Schmonzetten. Hessens Vorweihnachtszeit besticht aktuell durch Pleiten, Pech und eine Weißtanne.
Weißtanne macht auf Douglasie
Eine ebensolche steht derzeit nämlich auf dem Kasseler Weihnachtsmarkt. Der liebevoll Ludwig Emil getaufte Zapfenträger hat sich in den vergangenen Tagen zu einem echten Problem-Baum und dem nordhessischen Gesprächsthema Nummer eins entwickelt. Doch warum eigentlich?
Im Gegensatz zu einigen seiner Vorgänger, von denen vor allem die 2021er-Version aufgrund akuter Hässlichkeit zum Mobbingopfer wurde, ist Ludwig Emil durchaus gut geraten. Der von einer spendablen Familie aus Borken (Schwalm-Eder) gestiftete Baum war beim Transport zwar etwas zu lang für einen Ottonormal-Lkw und bedurfte einer Beförderungs-Sondergenehmigung. Die Größe war und ist aber nicht das Problem. Vielmehr wird dem weihnachtlichen Gewächs Etiketten-Schwindel vorgeworfen.
Der im Vorfeld offiziell als edle Douglasie eingestufte Nadler ist in Wahrheit nämlich gar keine Douglasie. Da sind sich Botanik-Experten und -Expertinnen einig, auch der für die Abholzung und Aufstellung verantwortliche Gartenbaubetrieb hat den Identitätsklau dem hr inzwischen bestätigt. Tenor: Das sehe man doch. Weißtannen haben demnach stehende, Douglasien kleine hängende Zapfen. Dem hr liegt inzwischen sogar eine Astprobe vor. Klarer Befund: Die Douglasie ist eine Weißtanne.
Die Soko Weißtanne ist sich sicher: Das ist eine Weißtanne.
Kerze bleibt drei Tage nackt
Doch damit nicht genug der festlichen Fauxpas. Denn auch in Osthessen wurde bei der Organisation des Weihnachtsmarktes geschludert. Die fast schon weltberühmte Kerze in Schlitz (Vogelsberg) thronte in den vergangenen Tagen nämlich nackt über der Stadt. Erklärung dafür: Als der Hinterturm am Samstag – wie jedes Jahr – mit einem extra angefertigten Gewand in eine XXL-Adventskerze verwandelt werden sollte, passte das neuangefertigte Exemplar einfach nicht. Zu eng, zu kurz, auch Luft anhalten zwecklos.
Immerhin: Die Gemeinde reagierte schnell und sorgte dafür, dass der Turm inzwischen sein Adams- gegen ein Kerzenkostüm tauschen konnte. Wie hr-Verhüllungsjournalist Jonas Schulte von vor Ort berichtet, erstrahlt die Kerze seit Mittwochvormittag wieder in altem und bekanntem Glanz. Gott sei Dank!
Die nackte Kerze von Schlitz.
Tassen, die keine Tassen sein wollen
Sie denken, es geht nicht mehr besser? Hold my Glühwein, dachte sich da Frankfurt und bewies einmal mehr, dass die Stadt nicht immer alle Tassen im Schrank hat. Kurz vor Beginn des Frankfurter Weihnachtsmarktes wurde nämlich bekannt, dass die eigens angefertigten Tassen für Glühwein, heißen Apfelwein und Punsch alles in sich aufnehmen können außer Glühwein, heißen Apfelwein und Punsch. Die insgesamt 50.000 Trinkgefäße waren für Heißgetränke schlicht ungeeignet. You had one job!
Die gute Nachricht: Auch in Frankfurt muss trotz dieses Tassen-Gates in diesem Winter keine Kehle trocken bleiben. Am Dienstag trudelten insgesamt 50.000 Ersatztassen am Römer ein. Alte Tassen, neues Design, so leicht kann’s manchmal sein. Der nächsten Weihnachtsfeier mit Glühwein und sogar Schuss steht also nichts mehr im Wege.