Messerattacke in Solingen "Es zerreißt mir das Herz"
Das Stadtjubiläum von Solingen sollte das ganze Wochenende groß gefeiert werden, doch es endete vorzeitig in Trauer und Entsetzen: Bei einem Messerangriff starben drei Menschen, acht wurden teilweise schwer verletzt. Derzeit läuft eine Großfahndung.
Nach dem Messerangriff mit Toten und Verletzten in Solingen fahndet die Polizei weiterhin nach dem Täter. In einer Presseerklärung teilte die Polizei mit, dass durch den Anschlag "nach derzeitigem Stand" drei Menschen getötet und acht verletzt wurden, davon fünf schwer.
Aktuell suche die Polizei weiter mit einem Großaufgebot nach dem Täter und habe "eine Vielzahl an Kräften rund um die Solinger Innenstadt zusammengezogen, darunter auch Spezialeinheiten". Um den Angreifer zu finden, würden sowohl Opfer als auch Zeugen befragt.
Der Angriff hatte sich auf einem Stadtfest zur 650-Jahr-Feier von Solingen mit dem Titel "Festival der Vielfalt" ereignet. Die Tat werde als "Anschlag" gewertet, sagte eine Polizeisprecherin in der Landeshauptstadt Düsseldorf. Medienberichte, wonach die Tat als "Terroranschlag" eingestuft werde, wies die Sprecherin zurück.
NRW-Innenminister Reul noch in der Nacht in Solingen
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul besuchte noch in der Nacht zum Samstag den Tatort. Der Täter habe offenbar "aus dem Nichts" wahllos auf Menschen eingestochen, sagte Reul. Über das Motiv oder den Tatverdächtigen könne er noch nichts sagen. Sichtlich bewegt sprach Reul von einem "sehr schlimmen Ereignis".
Auch Ministerpräsident Hendrik Wüst und der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach reagierten entsetzt: "Wir wollten alle gemeinsam unser Stadtjubiläum feiern und haben nun Tote und Verletzte zu beklagen. Es zerreißt mir das Herz, dass es zu einem Attentat auf unsere Stadt kam. Ich habe Tränen in den Augen, wenn ich an diejenigen denke, die wir verloren haben. Ich bete für alle, die noch um ihr Leben kämpfen", schrieb Kurzbach auf Facebook.
Scholz: Ein "schreckliches" Ereignis
Bundesinnenministerin Nancy Faeser erklärte auf X, die Sicherheitsbehörden würden alles tun, um den Täter zu fassen und die Hintergründe des Anschlags zu ermitteln. "Die Polizei NRW hat dabei jede Unterstützung des Bundes", so die SPD-Politikerin.
Bundeskanzler Olaf Scholz nannte den Anschlag ein "schreckliches Ereignis", das ihn sehr bestürze. "Ein Attentäter hat mehrere Menschen brutal getötet", schreib er bei X. Er habe mit Solingens Oberbürgermeister Kurzbach telefoniert. "Wir trauern um die Opfer und stehen an der Seite der Angehörigen." Der Täter müsse rasch gefasst und mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden", so Scholz.
Vizekanzler Robert Habeck erklärte, aus Solingen seien "schlimme, schlimmste Nachrichten" gekommen. "Gewalt gegen Menschen, die einfach nur glücklich feiern wollten, ist verdammenswert." Er wünsche den Hinterbliebenen der Getöteten "viel Kraft und Trost" und den Verletzten gute Besserung. "Es ist gut, dass die Polizei jetzt alles daran setzt, den Täter so schnell wie möglich zu finden", erklärte Habeck weiter.
CDU-Chef Friedrich Merz schrieb auf X: "Der Anschlag von Solingen trifft uns mitten ins Herz. Diese barbarische Gewalt ist unerträglich". Die Polizei tue "alles, damit der Täter schnell gefasst wird".
Opfer scheinbar wahllos ausgesucht
Der unbekannte Angreifer begann gestern gegen 21.40 Uhr plötzlich, auf seine Opfer einzustechen. Zu dem Zeitpunkt feierten Tausende in der Innenstadt das Jubiläum der Stadtgründung. Auf dem gut besuchten Fronhof, einem Marktplatz, war für das Fest eine Bühne aufgebaut. Unmittelbar vor der Bühne schlug der Täter zu.
Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministeriums schien der Täter bei der Feier wahllos auf Menschen losgegangen zu sein, seine Opfer also zufällig ausgewählt zu haben. Gleichzeitig habe er aber sehr gezielt auf ihren Hals eingestochen. Bei den Getöteten handle es sich um eine Frau und zwei Männer.
Polizei bittet bei Bevölkerung um Mithilfe
Dem Täter gelang es, im Tumult und in der sich anfangs ausbreitenden Panik nach der Tat im gut besuchten Stadtzentrum zu entkommen, erklärte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums. Viele der Zeugen, die in unmittelbarer Nähe zum Geschehen waren, stünden unter Schock, erklärte die Polizei. "Die werden von uns im Augenblick professionell betreut, und wir vernehmen diese natürlich, um da jetzt genauere Angaben zu bekommen."
Die Polizei bittet bei der Bevölkerung um Mithilfe. Auf ihrem Hinweisportal kann Bild- oder Videomaterial rund um die Tat hochgeladen werden.
Zugleich rief die Gewerkschaft der Polizei dazu auf, auf Spekulationen insbesondere in den Sozialen Medien zu verzichten und keine Gerüchte zu verbreiten. "Spekulationen über die Tat in Solingen verbieten sich", sagte der NRW-Chef der GdP, Michael Mertens, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Es gebe bislang keine konkreten Erkenntnisse zum Täter. "Die Personenbeschreibungen der Zeugen sind in Teilen widersprüchlich. Das ist nicht verwunderlich: Die Menschen stehen unter dem Schock des Erlebten. Die Polizei muss jetzt ungestört ihre Arbeit machen können."