Anschlag in Solingen ++ Verdächtiger stellt sich der Polizei ++
Der mutmaßliche Attentäter hat sich der Polizei gestellt, das bestätigte ein Sprecher des Landesinnenministeriums. Zuvor war ein Mann in einer Flüchtlingsunterkunft in der Stadt festgenommen worden. Alle Entwicklungen zum Nachlesen.
- "Wirklich Verdächtigen" nach Angriff festgenommen
- Festnahme in Flüchtlingsunterkunft
- Islamischer Staat reklamiert Tat für sich
- NRW-Ministerpräsident Wüst: "Akt des Terrors"
- 15-Jähriger festgenommen - derzeit nicht als Täter im Visier
- Debatte um Messerverbot neu entfacht
- Polizei bittet um Mithilfe - Hinweisportal eingerichtet
Ende des Liveblogs
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Festgenommener soll 26-jähriger Syrer sein
Nach Angaben des Spiegel handelt es sich bei dem am späten Abend Festgenommenen um einen 26-jährigen Syrer. Er soll nach diesen Angaben Ende Dezember 2022 nach Deutschland gekommen sein und einen Antrag auf Asyl gestellt haben. Den Sicherheitsbehörden war er nach Informationen des Spiegel bislang nicht als islamistischer Extremist bekannt. Diese Informationen wurden der Nachrichtenagentur dpa bestätigt.
Ein Sprecher des Landesinnenministeriums bestätigte der dpa, dass sich der Mann gestellt habe. Darüber hatten zuvor Spiegel und Bild berichtet.
Reul: "Wirklich Verdächtigen" nach Angriff festgenommen
Die Polizei hat im Zusammenhang mit dem Messerangriff von Solingen einen Tatverdächtigen festgenommen. Das gab Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) in den ARD-tagesthemen bekannt und sprach von einem "wirklich Verdächtigen", den man den ganzen Tag gesucht habe.
Rabbinerkonferenz verurteilt Anschlag und Islamismus
Die Konferenz der Europäischen Rabbiner verurteilt die "jüngsten Angriffe von Islamisten auf friedliche Bürgerinnen und Bürger in Solingen und auf Gläubige in einer Synagoge im französischen La Grande-Motte". Das erklärte der Präsident und diesjährige Karlspreisträger, Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, in München.
Diese Anschläge erinnerten eindringlich daran, dass der radikale Islam, der vom Iran, IS, der Hamas und anderen unterstützt und praktiziert werde, für die Zukunft Europas nicht weniger bedrohlich sei als die russische Aggression gegen die Ukraine.
Habeck für strengeres Waffenrecht
Nach dem Messerangriff von Solingen hat sich Vizekanzler Robert Habeck für ein strengeres Waffenrecht ausgesprochen. "Ob die schreckliche Tat von Solingen mit strengeren Gesetzen hätte verhindert werden können, das weiß man nicht", sagte der Grünen-Politiker. Aber einige rechtliche Verschärfungen seien schlicht richtig und notwendig: "Mehr Waffenverbotszonen und strengere Waffengesetze - Hieb- und Stichwaffen braucht niemand in Deutschland in der Öffentlichkeit. Wir leben nicht mehr im Mittelalter."
Zuvor hatte Bundesjustizminister Marco Buschmann Beratungen über das Waffenrecht für Messer angekündigt.
Identität des Festgenommenen noch unbekannt
Rupert Wiederwald (WDR) und ARD-Terrorismusexperte Michael Götschenberg über die Festnahme einer Person in der Flüchtlingsunterkunft in Solingen und zum Bekennerschreiben des IS.
ARD-Terrorismusexperte: Bekennervideo wäre entscheidend
Der ARD-Terrorismusexperte Michael Götschenberg äußerte sich im WDR zum Bekennerschreiben des IS: "Solche Bekenntnisse hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben - mal zu Recht oder zu Unrecht", sagte Götschenberg. Entscheidend sei die Frage, ob es ein Bekennervideo des Täters gibt, das an den IS weitergereicht und von ihm veröffentlicht werde. "Bisher gibt es dieses Video nicht", so Götschenberg.
Festnahme in Flüchtlingsunterkunft
Die Polizei hat in einer Flüchtlingsunterkunft in der Stadt einen Mann festgenommen. Das bestätigte ein Sprecher der Polizei gegenüber tagesschau24. Demnach soll es sich um einen Tatverdächtigen gehandelt haben, bei dem der Zugriff mit Spezialeinsatzkräften der Polizei erfolgt sei. Tatzusammenhänge würden nun geprüft.
Angaben zur Herkunft oder zum Alter des Mannes machte der Sprecher nicht. Die Ermittlungen dauerten an.
Polizeieinsatz in Flüchtlingsheim
Im Zusammenhang mit dem Messerangriff hat die Polizei eine Flüchtlingsunterkunft in der Innenstadt betreten. "Wir haben Hinweise erhalten, und aufgrund dessen führen wir gerade polizeiliche Maßnahmen durch", sagte ein Polizeisprecher. Auch ein Spezialeinsatzkommando sei im Einsatz. Der Bereich werde von einer Hundertschaft abgesperrt.
Weitere Angaben machte der Sprecher zunächst nicht.
Islamischer Staat reklamiert Messerangriff für sich
Die Extremistenorganisation Islamischer Staat erklärt, für den Messerangriff in Solingen verantwortlich zu sein. Das geht aus einer Stellungnahme der Organisation hervor, die sie über Telegram verbreitete.
Hunderte trauern bei Andacht
In der Solinger Fußgängerzone hat es am Abend eine Andacht gegeben, an der Hunderte um die Opfer Trauernde teilgenommen haben. Viele kamen mit Blumen und Kerzen. Der Solinger Stadtdechant Michael Mohr sagte: "Die Stadt ist heute eine andere, als sie gestern war". Viele Menschen hätten am Ort des Anschlags Vereinsschals, Kuscheltiere, Briefe und andere Botschaften der Verbundenheit niedergelegt.
"Worte zu finden ist fast unmöglich - Gesten zeigen nicht", sagte Mohr. Die evangelische Superintendentin Ilka Werner hob ebenfalls die Trost spendende Gemeinschaft hervor. "Wie gut, dass ihr da seid", sagte sie. Auf dem Platz standen mehrere mit lila Westen gekennzeichnete Seelsorger bereit.
ARD-Terrorismusexperte: Hinweise auf islamistischen Hintergrund
Nach Informationen des ARD-Terrorismusexperten Michael Götschenberg verdichten sich die Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund. "Nach meinen Informationen ist es tatsächlich so, dass es weitere Hinweise inzwischen gibt, dass es sich tatsächlich um einen derartigen Hintergrund handeln könnte", sagte Götschenberg in der tagesschau. "Gesichert, das muss man ganz ausdrücklich sagen, ist das noch nicht."
Hinzu komme, dass man in den vergangenen Jahren immer wieder Fälle von islamistischen Anschlägen gesehen habe, wo man dann doch festgestellt habe, dass die Täter psychisch krank gewesen und nicht immer ganz klar gewesen sei, was tatsächlich den Ausschlag gegeben habe für den Anschlag. "Insofern wäre ich auch mit Berichten über mögliche IS-Bezüge zum jetzigen Zeitpunkt noch sehr zurückhaltend."
ZDF: Hinweise auf politisch motivierte Tat
Das ZDF berichtet, dass sich Hinweise verdichten würden, dass man es mit einer politisch motivierten Tat zu tun habe. Quellen nannte ZDF-Sicherheitsexpertin Sarah Tacke für diese Hinweise nicht.
Solinger OB: "Der Schmerz ist unendlich groß"
Nach dem Messerangriff hat Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) von einem "unendlichen" Schmerz gesprochen. "Wir in Solingen sind tief betroffen, unsere Stadt ist voller Trauer. In dieser Trauer nicht alleine zu sein ist aber ein gutes Zeichen", sagte Kurzbach.
Er wolle neben den Einsatzkräften auch vielen Menschen aus NRW, aus ganz Deutschland und aus dem Ausland für ihre Beileidsbekundungen danken.
Verhafteter 15-Jähriger soll aus Kirgisistan stammen
Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel soll es sich bei dem verhafteten 15-Jährigen um einen Kirgisen handeln. Er lebte demnach in einer Flüchtlingsunterkunft.
Buschmann für Beratungen über Waffenrecht
Nach dem Messerattacke von Solingen kündigt Bundesjustizminister Marco Buschmann Beratungen über das Waffenrecht für Messer an. "Wir werden nun in der Bundesregierung darüber beraten, wie wir den Kampf gegen diese Art der Messerkriminalität weiter voranbringen", sagte der FDP-Politiker der Wochenzeitung Bild am Sonntag.
Bislang lehnt die FDP die Vorschläge von Innenministerin Nancy Faeser (SPD) zu schärferen Verboten ab. Die SPD verlangt eine deutliche Verschärfung der Gesetze. "Dieser wahrscheinliche Terrorangriff zeigt: Deutschland hat ein Problem mit Messergewalt", sagte SPD-Chef Lars Klingbeil ebenfalls der "Bild am Sonntag". Er fordert ein nahezu komplettes Messerverbot auf Straßen: "Für mich gibt es keinen Grund, warum Menschen Stichwaffen im Alltag mit sich führen. Es müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, damit Messer von Deutschlands Straßen und Plätzen verschwinden."
SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese sagte dem Blatt, "wir müssen endlich bei den Messerverboten vorankommen". Es könne nicht sein, dass hier die FDP seit Monaten sämtliche Ansätze blockiere. Wiese plädiert für mehr Messerverbotszonen, die Ausweitung des Trageverbots für straffällig gewordene Personen, ein Messerverbot in Bus und Bahn und eine rasche Strafverfolgung bei Verstößen. Radikalisierte Einzeltäter stellen laut Wiese derzeit die größte Gefahr dar. "Deshalb müssen unsere Sicherheitsdienste mehr Befugnisse haben, um solche Täter frühzeitig zu entdecken." Das gelte besonders fürs Internet.
NRW-Ministerpräsident Wüst: "Akt des Terrors"
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst hat die gestrige Messerattacke von Solingen einen "Akt der Terrors" genannt. Der Anschlag habe das Land ins Herz getroffen, er sei ein "Akt des Terrors, der unsere Art zu leben erschüttern soll".
Wüst gab gemeinsam mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und dem nordrhein-westfälischen Innenminister Herbert Reul (CDU) Statements vor Medienvertretern in Solingen ab. Reul kündige an, an allen Stellen des Landes Nordrhein-Westfalen die Polizeipräsenz erhöhen zu wollen. Gleichzeitig appellierte er daran, den ermittelnden Beamten mehr Zeit zu geben. "Die Polizei braucht Zeit", sagte Reul. Faeser appelliert, dass die Gesellschaft zusammenstehen muss: "Wir lassen uns in solchen Zeiten nicht spalten, sondern stehen zusammen und lassen es auch nicht zu, dass ein solch furchtbarer Anschlag die Gesellschaft spaltet."
"Wie konnte so was passieren?"
Aktuelle Informationen über die Messerattacke in Solingen sowie Reaktionen darauf, zusammengefasst von Jan Koch, WDR.
Lang: Hoffe, dass der Täter hart bestraft wird
Ricarda Lang, Bundesvorsitzende der Grünen, äußerte sich am Rande des Christopher Street Days (CSD) in Jena zu den Ereignissen in Solingen. "Die Nachrichten aus Solingen sind entsetzlich, es waren einfach Menschen, die feiern wollten und dann auf brutalste Weise umgebracht wurden." Ihre Gedanken, Empathie und Mitgefühl seien bei den Verwandten und Angehörigen und den Menschen, die noch um ihr Leben kämpfen, sagte die Politikerin. "Ich hoffe, dass der Täter schnell gefunden und dann auch hart bestraft wird."
Pressekonferenz der Polizei in voller Länge
Die gut 40-minütige Pressekonferenz gibt unter anderem Informationen zum Polizeieinsatz, zum aktuellen Stand der Ermittlungen und zur rechtlichen Einordnung durch die Staatsanwaltschaft. Zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren sowie eine 56 Jahre alte Frau starben bei dem Messerangriff in Solingen. Acht Menschen wurden verletzt, vier davon schwer.
"Es sind in erster Linie junge Männer"
Hat die Messerkriminalität in Deutschland zugenommen? Dirk Baier, Kriminologe an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, über Messer als Haupttatwaffe und das Hauptmerkmal der Täter.
Trauerfeiern in Solingen für die Opfer des Anschlags
Zwei Trauerfeiern für die Opfer des Anschlags sind an diesem Wochenende in Solingen geplant. Das teilte der leitende katholische Pfarrer, Stadtdechant Michael Mohr, auf Anfrage der Nachrichtenagentur KNA mit. Zum einen gebe es am Abend gegen 18.15 Uhr ein stilles Gedenken auf dem Neumarkt, zum anderen am Sonntagmorgen um 10 Uhr einen ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen Stadtkirche unweit des Tatorts. Ursprünglich sollte der letztgenannte Gottesdienst aus Anlass des Stadtfestes gefeiert werden.
Zum Gedenken am Abend würden unter anderem Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) erwartet. Man habe sich aber entschieden, anstelle von Reden und Stellungnahmen eine stille Feier mit Kerzen, Blumen und wenig Musik zu veranstalten.
Erste Erkenntnisse aus der Pressekonferenz der Polizei
WDR-Korrespondent Jens Eberl über die ersten Erkenntnisse aus der Pressekonferenz der Polizei zur Messerattacke in Solingen.
Bundesliga-Klubs gedenken der Opfer von Solingen
Die Vereine der Fußball-Bundesliga haben heute mit Trauerflor der Opfer des tödlichen Messerangriffs von Solingen gedacht. Die Deutsche Fußball Liga hatte eine entsprechen Reaktion empfohlen, angepfiffen wurden am Nachmittag fünf Partien.
15-Jähriger festgenommen - derzeit nicht als Täter im Visier
Bei der festgenommenen Person nach der Messerattacke von Solingen handelt es sich um einen 15-Jährigen. Aktuell werde ein Zusammenhang mit der Tat geprüft, teilten die Ermittlungsbehörden bei einer Pressekonferenz mit. Als möglicher Vorwurf gegen den 15-Jährigen steht demnach momentan die Nichtanzeige geplanter Straftaten im Raum.
"Nach vorliegenden Zeugenaussagen soll eine bislang unbekannte Person kurz vor dem Angriff mit dem Jugendlichen über Absichten gesprochen haben, die zur Tatausführung passen würden", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers. Ob diese Person der Täter ist, wissen die Ermittler nach eigenen Angaben noch nicht. Die Zeuginnen für das Gespräch hätten die Tat selbst nicht beobachtet. Bisher sei ein Täter noch nicht ermittelt.
Ermittler schließen terroristischen Hintergrund nicht aus
Die Behörden schließen den Anfangsverdacht einer terroristisch motivierten Tat nicht aus, wie der Leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers während einer Pressekonferenz sagte. Der Generalbundesanwalt habe bereits zwei Vertreter entsandt. Eine Übernahme des Verfahrens komme in Betracht, sollten sich die Hinweise verdichten.
Offenbar Tatwaffe gefunden
Die mutmaßliche Tatwaffe des Messerangriffs von Solingen ist in einem Mülleimer in der Innenstadt gefunden worden. Das verlautete aus Ermittlerkreisen. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung berichtet.
Polizei meldet Festnahme
Nach dem Messerangriff in Solingen hat die Polizei eine verdächtige Person festgenommen. Es werde "geprüft, ob es möglicherweise Tatzusammenhänge gibt", teilte die Polizei Düsseldorf mit. Parallel dazu werden weiterhin diverse Maßnahmen durchgeführt, darunter Durchsuchungen an verschiedenen Örtlichkeiten.
Die Ermittlungs- und Fahndungsmaßnahmen nach möglichen weiteren Tätern- und Tathintergründen liefen weiter "auf Hochtouren", so die Polizei weiter.
Kirchen zeigen sich erschüttert
Die beiden großen Kirchen haben erschüttert auf den Anschlag reagiert. "Diese hemmungslose Gewalt ist durch nichts zu rechtfertigen", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der amtierenden Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, und des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing.
"Der menschenverachtende Anschlag von Solingen macht sprachlos und erschüttert uns zutiefst. Als Kirchen trauern wir mit den Angehörigen der Opfer und beten für die Verletzten und die Verstorbenen", erklärten Fehrs und Bätzing. "Die Tat von Solingen lässt uns in einen Abgrund des Bösen schauen und unser Mitgefühl gilt allen, die den Verlust von Menschenleben zu beklagen haben", hieß es weiter.
Die beiden höchsten Vertreter von Katholiken und Protestanten in Deutschland dankten der Polizei, den Rettungskräften und Notfallseelsorgern, die den Menschen in Solingen zur Seite stehen.
Politik debattiert über Messerverbot
Die Debatte um ein Messerverbot ist nach dem Anschlag in Solingen neu entfacht. Nach der Forderung von SPD-Bundestagsfraktionsvize Dirk Wiese, die Politik müsse endlich "bei den Messerverboten vorankommen", zeigte sich der Solinger Bundestagsabgeordnete Jürgen Hardt (CDU) hinsichtlich der Wirksamkeit eines generellen Verbots eher skeptisch. "Wir haben ja bereits Verbote", sagte er im Deutschlandfunk. "Natürlich lassen sich die Kriminellen nicht davon abhalten."
Hardt regte an, möglicherweise Verbote für das Tragen gefährlicher Gegenstände "ganz gezielt" gegen Menschen auszusprechen, die in der Vergangenheit durch Gewalttaten aufgefallen sind. Ein solches Verbot könne Messer, Beile und andere als Waffen nutzbare Gegenstände umfassen. Diese gewaltauffälligen Menschen könnte die Polizei dann "konkret überwachen und vielleicht besser überwachen als die große Masse", sagte Hardt weiter. Ob dies etwa gegen Terroristen helfen würde, "da habe ich allerdings auch meine Zweifel", betonte er.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte bereits vor dem Anschlag in Solingen angekündigt, "in Kürze" einen Gesetzesvorschlag zur Ausweitung von Messerverboten vorlegen zu wollen. So ist geplant, auch weitere Messertypen zu verbieten.
Nachbarstädte Hilden und Haan sagen Feste ab
In Solingens Nachbarstädten Hilden und Haan sind ebenfalls für dieses Wochenende geplante Feste kurzfristig abgesagt worden. Dabei spielt neben großer Betroffenheit und Trauer um die Opfer in Solingen auch die Sicherheitslage eine Rolle. An diesem Wochenende sollte auch in Hilden die Vielfalt im Rahmen des "Festes der Kulturen" gefeiert werden, erklärte Hildens Bürgermeister Claus Pommer. Auch aufgrund der Sicherheitslage, aber vor allem aus Mitgefühl für die Menschen in der Nachbarstadt haben man sich zur Absage entschieden. "Die furchtbare Tat in Solingen lässt es nicht zu, dass wir nur wenige Stunden später unbeschwert zusammenkommen und feiern."
Auch in Haan ist die Trauer groß: "Wir denken gemeinsam an die Angehörigen der Toten und hoffen und beten für die, die noch um ihr Leben kämpfen", erklärte Bürgermeisterin Bettina Warnecke. Das Weinfest in Haan sei für heute und morgen abgesagt worden. "Wir können nicht feiern, wenn wenige Kilometer von uns entfernt unsere Nachbarstadt trauert."
Solinger Stadtfest-DJ äußert sich zu Auftritt
Auf Instagram hat sich der DJ geäußert, der zum Zeitpunkt der Tat auf dem Stadtfest aufgelegt hatte. Das Sicherheitspersonal sei zu ihm gekommen und habe ihn gebeten, weiterzuspielen, um unmittelbar nach dem Vorfall eine Massenpanik zu vermeiden, schilderte DJ Topic. Dies sei ihm unheimlich schwergefallen, zu dem Zeitpunkt seien bereits Menschen gestorben, schrieb der gebürtige Solinger.
Nach einigen Minuten sei dann die Musik gestoppt und das Publikum informiert worden, berichtete der DJ in dem Posting und einer Reihe von Storys. Zusammen mit anderen Menschen habe er sich in einem nahegelegenen Geschäft versteckt. "Ich kann es immer noch nicht glauben", so der Musiker, der mit gebürtigem Namen Tobias Topic heißt. Enge Freunde von ihm seien auf dem Stadtfest gewesen, "zusammen mit ihren kleinen Kindern". Seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen.
SPD-Fraktionsvize fordert mehr Befugnisse für Sicherheitsdienste
Aus der SPD werden neue Forderungen nach Messerverboten laut. "Für mich ist klar, dass unsere Sicherheitsdienste mehr Befugnisse haben müssen, um solche Täter frühzeitig zu entdecken, insbesondere im digitalen Raum", sagte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagesfraktion, Dirk Wiese, der "Rheinischen Post". "Ebenso müssen wir endlich bei den Messerverboten vorankommen." Er sei schockiert und entsetzt "über den wahrscheinlichen Terrorangriff auf dem Stadtfest in Solingen". Seine Gedanken seien bei den Opfern, den vielen Verletzten und den Rettungs- und Einsatzkräften.
ARD-Korrespondent zum Stand der Ermittlungen
Die Polizei ist "sehr weit davon entfernt, einen richtigen Täter gefasst zu haben", berichtet ARD-Korrespondent Rupert Wiederwald. Damit bestehe auch weiterhin die Bedrohungslage "dass ein Täter unterwegs ist, der mehrere Menschen getötet hat."
Steinmeier: "Täter muss zur Rechenschaft gezogen werden"
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Konsequenzen für den Angreifer gefordert. "Der Täter muss zur Rechenschaft gezogen werden", erklärte Steinmeier. "Die schreckliche Tat von Solingen erschüttert mich, sie erschüttert unser Land." Das Bundespräsidialamt teilte mit, Steinmeier habe am Vormittag mit Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach telefoniert "und ihm seine tiefe Trauer und sein Mitgefühl ausgedrückt und seine Hoffnung auf Genesung der Verletzten übermittelt".
Faeser am Nachmittag in Solingen erwartet
Um 17 Uhr werden nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst und Landesinnenminister Herbert Reul (beide CDU) am Tatort in Solingen erwartet.
Um 15 Uhr wird de Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf über den Stand der Ermittlungen und den Polizeieinsatz informieren. An der Pressekonferenz in Wuppertal sollen außerdem Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach sowie Wuppertals Polizeipräsident Markus Röhrl teilnehmen, wie die Düsseldorfer Polizei mitteilte.
Merz: "Diese barbarische Gewalt ist unerträglich"
Auch CDU-Chef Friedrich Merz hat sich auf X geäußert: "Der Anschlag von Solingen trifft uns mitten ins Herz. Diese barbarische Gewalt ist unerträglich", schrieb Merz. "Wir müssen zusammenstehen in diesen schweren Stunden für Nordrhein-Westfalen." Die Polizei tue nun "alles, damit der Täter schnell gefasst wird".
Berichte über mutmaßliche Festnahme
Nach dem Messerangriff hat es Berichte über eine mögliche Festnahme durch die Polizei gegeben. Ein Sprecher der Polizei Düsseldorf wollte dies weder dementieren, noch bestätigen, sagte ARD-Korrespondent Rupert Wiederwald auf tagesschau24. Derzeit gelte, dass der Täter nicht gefasst sei. Es gebe immer noch keine Merkmale oder Hinweise zum Täter oder dem Motiv hinter der Tat.
Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung über eine mutmaßliche Festnahme durch das SEK berichtet. Es soll sich demnach um einen Jugendlichen handeln.
Terrorexperte Götschenberg: "Lage ist nicht unter Kontrolle"
Der ARD-Terrorexperte Michael Götschenberg hat davor gewarnt, voreilige Schlüsse zu dem Attentat in Solingen zu ziehen. Gerade soziale Medien seien "mit Vorsicht zu genießen" und stellten keine Grundlage für Vorverurteilungen dar, so Götschenberg. Es sei ein Leichtes, im Internet Videos zu verbreiten, auf denen Menschen meinten, etwas zu erkennen. "Auch Zeugenaussagen seien selten eindeutig sondern oftmals widersprüchlich. Insofern sei auch der Verbreitung einzelner Zeugenaussagen Vorsicht geboten."
Der Terrorexperte erklärte weiter, man könne bei dem Angriff von einem Anschlag sprechen, da der Täter gezielt auf die Hälse seiner Opfer eingestochen habe. Er habe gewusst, was er tue, so Götschenberg weiter - doch das müsse noch nichts heißen. Die Tat könne erst vollständig aufgeklärt werden, wenn der Täter gefasst sei, so Götschenberg.
Scholz zeigt sich bestürzt
Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich sich erstmals nach dem Anschlag zu Wort gemeldet. "Der Anschlag in Solingen ist ein schreckliches Ereignis, das mich sehr bestürzt. Ein Attentäter hat mehrere Menschen brutal getötet", schreibt auf im Kurznachrichtendienst X. Er habe mit Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach telefoniert. "Wir trauern um die Opfer und stehen an der Seite der Angehörigen." Den Verletzten wünscht der SPD-Politiker eine schnelle Genesung. "Der Täter muss rasch gefasst und mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden", fordert Scholz.
Polizei-Gewerkschaft warnt vor Spekulationen
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ruft nach dem Anschlag in Solingen dazu auf, auf Spekulationen insbesondere in den sozialen Medien zu verzichten und keine Gerüchte zu verbreiten. "Spekulationen über die Tat in Solingen verbieten sich", sagte der NRW-Chef der GdP, Michael Mertens: "Ich sehe mit Sorge, dass derzeit Spekulationen über die sozialen Netzwerke verbreitet werden."
Es gebe bislang keine konkreten Erkenntnisse zum Täter, betonte Mertens weiter. "Die Personenbeschreibungen der Zeugen sind in Teilen widersprüchlich. Das ist nicht verwunderlich: Die Menschen stehen unter dem Schock des Erlebten. Die Polizei muss jetzt ungestört ihre Arbeit machen können."
Vizekanzler Habeck: Tat ist "verdammenswert"
Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hat den Anschlag auf einem Stadtfest in Solingen mit drei Todesopfern verurteilt. Aus der nordrhein-westfälischen Stadt seien "schlimme, schlimmste Nachrichten" gekommen, erklärte Habeck am Samstag. "Gewalt gegen Menschen, die einfach nur glücklich feiern wollten, ist verdammenswert."
Er wünsche den Hinterbliebenen der Getöteten "viel Kraft und Trost" und den Verletzten gute Besserung. "Es ist gut, dass die Polizei jetzt alles daran setzt, den Täter so schnell wie möglich zu finden", erklärte Habeck weiter.
Polizei warnt Bevölkerung in Solingen
Nach dem tödlichen Anschlag in Solingen mahnt die Polizei die Bevölkerung der Stadt weiter zur Vorsicht. "Menschen im Innenstadtbereich sollen vorsichtig sein", sagte ein Sprecher der Düsseldorfer Polizei mit Blick auf den noch flüchtigen Täter. "Wer eine verdächtige Person sieht, soll sofort den Notruf 110 wählen und diese nicht ansprechen."
Bei der Messerattacke am Freitagabend waren nach Polizeiangaben drei Menschen getötet und acht verletzt worden. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen stufte die Tat wegen des zielgerichteten Vorgehens des Täters als Anschlag ein. Der Täter war am Morgen weiterhin nicht identifiziert. Ein Großaufgebot sei im Einsatz, um nach ihm zu fahnden.
Kardinal Woelki betet für die Opfer von Solingen
Nach dem Anschlag in Solingen hat der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki den Opfern und deren Angehörigen versprochen, in diesen schweren Stunden für sie zu beten. Zugleich dankte er allen Rettungs- und Sicherheitskräften sowie Seelsorgern für ihren Einsatz. "Der brutale Anschlag auf Menschenleben in Solingen macht mich fassungslos und tief traurig", schrieb der Kölner Erzbischof am Samstagmorgen auf X: "Meine Gebete sind in diesen schweren Stunden bei den Opfern und Angehörigen. Ich denke aber auch an alle Solingerinnen und Solinger, die sich zu einem friedlichen Fest getroffen haben und nun schockiert und voller unbeantworteter Fragen auf sich zurückgeworfen sind."
Faeser äußert sich auf X
Nach dem Anschlag hat sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser auf X geäußert. "Wir trauern um die Menschen, die auf furchtbare Weise aus dem Leben gerissen wurden", schrieb die SPD-Politikerin. "Meine Gedanken sind bei den Familien der Getöteten und bei den Schwerverletzten." Die Sicherheitsbehörden würden alles tun, um den Täter zu fassen und die Hintergründe des Anschlags zu ermitteln. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen habe dabei jede Unterstützung des Bundes.
Polizei fahndet mit Großaufgebot
Die Polizei sucht weiter nach dem Täter. Dieser werde mit einem Großaufgebot gesucht, wie die Polizei Düsseldorf am Samstagmorgen mitteilte. Derzeit würden sowohl Opfer als auch Zeugen befragt. Die Polizei habe eine Vielzahl an Kräften rund um die Solinger Innenstadt zusammengezogen, darunter auch Spezialeinheiten.
Polizei bittet um Mithilfe - Hinweisportal eingerichtet
Die Suche nach dem Tatverdächtigen reicht nach Informationen einer Sprecherin der Düsseldorfer Polizei über die Stadtgrenzen hinaus, in Solingen seien zahlreiche Straßensperren errichtet worden.
Die nordrhein-westfälische Polizei erklärte, Hinweise zu dem Messerangriff in Solingen wie etwa Fotos und Videos könnten den Ermittlern auf ihrem Hinweisportal im Internet zur Verfügung gestellt werden.
Die Stadt Solingen hat eine Hotline als Bürgertelefon eingerichtet. Unter 0212/290-2000 kann nach dem Verbleib vermisster Personen gefragt werden.
Wenige gesicherte Informationen
Die Polizei will möglichst bald eine Täterbeschreibung veröffentlichen, berichtet WDR-Reporter Rupert Wiederwald. Allerdings gibt es immer noch wenige gesicherte Informationen. Einige Zeugenaussagen widersprächen sich derzeit noch, so Wiederwald mit Verweis auf die Polizei.
Polizei ruft zur Wachsamkeit auf
Wer Verdächtiges beobachte, solle nicht eigeninitiativ handeln, sondern den Notruf 110 wählen, rät die Polizei. Außerdem ruft die Polizei zur Wachsamkeit auf.
Wer auf dem Stadtfest Videos gemacht hat, solle sie der Polizei zur Verfügung stellen. Dabei könnte unwissentlich der Täter gefilmt worden sein.
Polizei geht von Einzeltäter aus
Die Polizei hat derzeit keine Hinweise darauf, dass an der Messerattacke in der Stadt Solingen mit drei Toten mehrere Täter beteiligt waren. "Wir gehen im Augenblick davon aus, dass es sich um eine Person handelt", sagte Polizeisprecher Alexander Kresta. Alle Zeugenaussagen, die die Polizei bislang aufnehmen konnte, wiesen darauf hin. "Von weiteren Personen ist uns nichts bekannt."
Der Täter ist auf der Flucht und es gibt laut Kresta keine konkrete Personenbeschreibung. Zeugen, die in unmittelbarer Nähe zum Geschehen waren, stünden unter Schock.
Reul warnt vor Spekulationen
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) ist noch in der Nacht zum Tatort nach Solingen gekommen. "Man will das gar nicht wahrhaben, was man hier am Tatort sieht. Es ist bedrückend. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer und bei den Verletzten. Wir können jetzt nur beten, dass es die Schwerverletzten schaffen", sagte Reul.
Er warnte vor Spekulationen. "Aus dem Nichts sticht jemand wahllos auf Menschen ein. Man kann noch nichts sagen zur Person und zum Motiv." Es gebe dafür einfach keine belastbaren Fakten.
Polizei: Kein Hinweis zu Aufenthaltsort des Täters
Der Polizei fehlen nach der Messerattacke in der Stadt Solingen mit mehreren Todesopfern und Schwerverletzten wichtige Informationen. Zum Aussehen des flüchtigen Verdächtigen gebe es keine gesicherten Erkenntnisse, sagte Polizeisprecher Alexander Kresta bei tagesschau24. "Wir haben derzeit keinen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort", fügte er hinzu. Die Ermittler müssten nun alle "Puzzleteile zusammenstecken".
Es gebe nur wenig verlässliche Informationen. "Ich glaube, das ist unser Riesenproblem. Wir haben noch nicht so viele Angaben zum Täter", sagte Kresta. Zeugen, die in unmittelbarer Nähe zum Geschehen waren, stünden unter Schock. "Die werden von uns im Augenblick professionell betreut und wir vernehmen diese natürlich, um da jetzt genauere Angaben zu bekommen."
Wüst: "Brutalste und sinnlose Gewalt"
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) reagierte bestürzt. Er sagte dem WDR:
Wir in Nordrhein-Westfalen, wir sind tief erschüttert und in Trauer vereint. In diesen dunklen Stunden sind die Menschen unseren Landes, und ich glaube auch darüber hinaus, mit ihren Herzen und Gedanken in Solingen. Ein Akt brutalster und sinnlosester Gewalt, der unser Land ins Herz getroffen hat.
Ganz Nordrhein-Westfalen stehe an der Seite der Menschen in Solingen und vor allem an der Seite der Opfer und ihrer Familien, so Wüst. Er dankte den Rettungskräften und der Polizei.
Fünf Schwerverletzte bei Anschlag
Nach der Messerattacke auf der 650-Jahr-Feier der Stadt Solingen mit drei Toten hat sich die Zahl der Schwerverletzten auf fünf erhöht.
Stadt Solingen bricht Jubiläumsfeier komplett ab
Nach dem Anschlag mit drei Toten und mehreren Schwerverletzten hat die Stadt Solingen das Fest zum 650. Stadtjubiläum komplett beendet. Auch die für diesen Samstag und Sonntag geplanten Programmpunkte werden abgesagt, wie die Stadt in der Nacht zum Samstag mitteilte.
NRW-Innenminister Reul nach Anschlag in Solingen vor Ort
Nach dem Anschlag in Solingen ist in der Nacht NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Einsatzort eingetroffen. Er machte sich vor Ort ein Bild von der Lage.
Was ist passiert?
Am späten Freitagabend gab es bei der 650-Jahr-Feier der Stadt Solingen eine Messerattacke mit drei Toten und fünf Schwerverletzten. Dem Täter sei es gelungen, im Tumult und in der sich anfangs ausbreitenden Panik nach der Tat zu entkommen, sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums. Der Angreifer habe sehr gezielt auf den Hals seiner Opfer eingestochen, hieß es.