Nordrhein-Westfalen Nach Sturm in NRW: Umgestürzte Bäume, Verkehr läuft größtenteils wieder
Die Woche ist in NRW stürmisch gestartet. Bis zum Abend gab es schwere bis orkanartige Windstärken im ganzen Land. Bäume wurden entwurzelt, Bahnstrecken gesperrt.
Gestern Abend waren die letzten Ausläufer des Sturms noch zu spüren. Vor allem in Ostwestfalen rund um Bielefeld, im Sauer- und Siegerland stürmte es noch ordentlich. Doch vor allem am Nachmittag hatte der Sturm in NRW für Chaos gesorgt.
So zum Beispiel im Bahnverkehr. Bei Welver wurden 360 Fahrgäste von der Feuerwehr aus einer Regionalbahn evakuiert. Laut der Feuerwehr wurden dazu alle zur Verfügung stehenden Mannschaftstransportfahrzeuge zum Einsatzort geordert. Eine schwangere Frau wurde bereits vor Eintreffen der Feuerwehr vom Rettungsdienst abtransportiert. Der Zug war stehengeblieben, weil ein Baum auf die Oberleitung gefallen war.
Die zerstörte Lärmschutzwand auf der A560
In Bergisch-Gladbach-Gronau konnte ein Zugführer der S-Bahnlinie 11 seinen Zug rechtzeitig vor einem umgestürzten Baum, der auf den Gleisen lag, zum Stehen bringen. Teils organisierten die Unternehmen Schienenersatzverkehr. Auch die A560 bei Hennef musste in beide Richtungen gesperrt werden. Durch den Sturm hatten sich Teile der Lärmschutzwand gelöst. In der Nacht konnte die Sperrung wieder aufgehoben werden.
Verletzter Mann in Herdecke
In Herdecke wurde ein Mann auf einem Dach verletzt. Nach Angaben der Feuerwehr wollte er Photovoltaik-Module vor dem Sturm sichern. Da der Mann nicht mehr eigenständig vom Dach kam, musste die Feuerwehr eine Drehleiter einsetzen, anschließend wurde er medizinisch versorgt.
Böen und orkanartige Stärken in NRW
Am Nachmittag hatte es in weiten Teilen NRWs schwere bis orkanartige Windstärken gegeben. So wurden in Wuppertal, Düsseldorf und Gelsenkirchen Windstärken von über 100 km/h gemessen. Der Spitzenwert kam mit 117 km/h aus Porta Westfalica. Laut WDR-Meteorologe Jürgen Vogt sei das Schlimmste aber vorbei. "Der Schwerpunkt verlagert sich jetzt langsam Richtung Niedersachsen." Nach 19 Uhr gab es in NRW keine Windgeschwindigkeiten über 100 km/h mehr.
Auswirkungen der Windstärke nach Beaufortskala
Baum fällt auf Wohnhaus in Krefeld
In zahlreichen Städten waren die Feuerwehren im Dauereinsatz. In Krefeld hatte es bis zum Abend 50 sturmbedingte Einsätze gegeben. Hier stürzte unter anderem ein Baum auf ein Wohnhaus. In Bochum gab es über 60 sturmbedingte Einsätze. In Aachen wurden zwei Menschen bei einem Verkehrsunfall wegen eines umgestürzten Baumes verletzt. Auch in Kerken im Kreis Kleve stürzte ein großer Baum auf ein Wohnhaus. In Dortmund musste zwischenzeitlich ein großer Bereich nahe des Hauptbahnhofs gesperrt werden. Große Teile eines Wohnhauses hatten sich gelöst. Am Abend war auch noch der Körner Hellweg gesperrt - ein massives Baugerüst an einem Mehrfamilienhaus drohte umzustürzen.
Erhebliche Behinderung im Bahnverkehr
Bei der Bahn kam es aufgrund des Sturms zu zahlreichen Beeinträchtigungen. Auch am Abend waren viele Strecken noch nicht wieder richtig befahrbar. Inzwischen sind die Aufräumarbeiten auf Bahnstrecken im Norden und Westen Deutschlands weitgehend abgeschlossen. Die Strecke der S9 zwischen Wuppertal und Essen ist jedoch weiterhin gesperrt. Hier ist ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Weitere Infos dazu gibt es auf zuginfo.nrw.
Baum auf Gleisen in Hilchenbach
Ansonsten laufe der Zugverkehr nun wieder größtenteils normal, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am frühen Morgen.
Keine Hochwassergefahr
Einige Pegelstände in NRW haben den Informationswert 1 inzwischen überschritten. Das bedeutet, dass Gewässer ausufern könnten. Land- und forstwirtschaftliche Flächen könnten überflutet werden und auch leichte Verkehrsbehinderungen sind möglich. Es besteht jedoch keine Hochwassergefahr. Weitere Infos zu den Pegelständen gibt es auf der Website des LANUV.
Köln warnte ab Mittag vor Aufenthalt im Freien
Baum fällt auf Auto in Herdecke
Aufgrund der Wetterprognose des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hatte die Stadt Köln bereits von Mittag bis Abend vor dem Aufenthalt im Freien gewarnt: "Es können Bäume umstürzen und Äste abbrechen. Die Stadt Köln bittet daher die Bevölkerung, Waldgebiete, Parkanlagen, Friedhöfe und Alleen zu meiden." Man behalte sich vor, städtische Anlagen und einzelne Friedhöfe kurzfristig zu schließen. Der Düsseldorfer Wildpark wurde aus Sicherheitsgründen geschlossen.
Jetzt soll es wieder kalt werden
Heute soll es wieder kälter werden und auch wieder Schnee fallen - zumindest über 500 Metern. In flacheren Regionen des Landes kommt dann eher Regen oder Schneeregen runter.
Schnee in Kreuztal im Siegerland
So viel Glatteis wie am vergangenen Wochenende erwartet die WDR-Wetterredaktion aber nicht. Am Sonntag hatte sich in den frühen Morgenstunden teils kräftiger Schneefall von der Eifel übers Rheinland bis nach Westfalen ausgebreitet: Auf den Schnee folgte Regen, der wegen der Kälte zu Glatteis gefror.
Die Folge: Diverse Glätteunfälle im ganzen Land wie im Bergischen Land und Rhein-Erft-Kreis.
Am Mittwochabend wird Schneefall erwartet
Skifahrer auf einem Hang in Winterberg
Erst südlich der Ruhr bis ins Flachland könnte es doch noch Mittwochabend und Donnerstag Nacht zu Schneefall kommen, der sich dann vorübergehend auch in Schneeregen und Regen verwandelt - ehe am Donnerstag erneut verbreitet Schneefall bis ins Flachland einsetzt.
Einige Modelle rechnen mit bis zu 10 Zentimetern Schnee auch im Flachland südlich der Ruhr. Sollte es so kommen, würde es erhebliche Beeinträchtigungen im Verkehr auf Straßen und bei der Bahn geben. Bei Höchstwerten von plus 3 bis minus 3 Grad wird es jedenfalls reichlich frisch.
Unsere Quellen:
- WDR-Wetterredaktion
- WDR-Verkehrsstudio
- Polizei und Autobahnpolizei
- zuginfo.nrw
- WDR-Reporter vor Ort
- Nachrichtenagentur dpa