Saarland Bauern im Saarland kämpfen mit hohen Kosten und Mercosur-Abkommen
Die stark gestiegenen Preise in vielen Bereichen machen auch den saarländischen Bauern zu schaffen. Gleichzeitig bekommen sie weniger Geld für ihre Produkte. Und aus dem Ausland droht zusätzliche Konkurrenz.
Herbert Mangold / Onlinefassung: Axel Wagner
Am Donnerstag hat der Deutsche Bauernverband seinen neuesten Situationsbericht veröffentlicht. Seit 1974 dokumentiert der Verband darin alle relevanten Entwicklungen in der Landwirtschaft.
Weizenpreis halbiert
Für Landwirt Steffen Sandmeier vom Kahlenberger Hof bei Blieskastel war die diesjährige Getreideernte in Ordnung. Es sei zwar kein Höchstertrag gewesen, aber im Vergleich zu anderen Betrieben noch ein gutes, durchschnittliches Jahr.
Was Sandmeier dagegen mehr Probleme bereitet, sind die Preise. Diese sind im Vergleich zu den vorherigen Ernten in den Keller gerutscht: „Wo wir vor ein bis zwei Jahren noch knapp 400 Euro erzielen konten für eine Tonne Brotweizen, hat sich der Preis mittlerweile auf 200 Euro halbiert.“
Maschinen teurer, Futter kaum günstiger
Dazu kommt, dass die Kosten für die Maschinen in den vergangenen Jahren um rund 30 Prozent gestiegen sind. Für Viehfutter und vor allem für Dünger, der häufig mit Erdgas hergestellt wird, sind die Preise nicht allzu sehr gesunken. Hier hinterlässt der Ukrainekrieg bis heute seine Spuren.
Laut Bauernverband verringerte sich der Betriebsgewinn im Durchschnitt um gut ein Drittel auf 77.500 Euro pro Betrieb. „Im Vorjahr war es kurz in den Schlagzeilen, dass die Gewinne in der Landwirtschaft so exorbitant explodiert seien“, sagt Alexander Welsch, Hauptgeschäftsführer des Bauernverbandes Saar.
„Wir hatten schon damals gewarnt, dass das ein einmaliger Effekt ist und sich so nicht wiederholen wird. Und genauso ist es dann auch eingetreten. Die Gewinne sind wieder zurückgefallen auf das alte Niveau, und auf dem waren sie zu niedrig.“
Billigkonkurrenz aus Südamerika
Das Mercosur-Freihandelsabkommen mit den Staaten aus Südamerika ist für die Bauern ein zusätzliches rotes Tuch. Dort könne Rindfleisch durch niedrigere Tierwohlstandards günstiger produziert werden.
„Das Mercosur-Abkommen steht ganz klar auch dafür: ‚Tausche Autos gegen Fleisch‘“, sagt Steffen Sandmeier. Heißt: Durch Verkäufe nach Südamerika soll die hiesige Autoindustrie gestärkt werden, im Gegenzug kommt von dort günstiges Fleisch.
Die Folge: „Das günstige Fleisch von den regionalen Landwirten bleibt in der Theke liegen“, sagt Sandmeier. „Man fühlt sich halt schon ein Stück weit wie die Sau durchs Dorf getrieben.“
Große Unsicherheit
Dazu kommt noch die Ungewissheit, wie sich die Rahmenbedingungen in Deutschland und in der EU verändern könnten. Ein wichtiger Faktor ist dabei die aktuelle Situation vor der Bundestagswahl, auf die Alexander Welsch hinweist.
Es sei für den Bauer, der seinen Stall über 20 Jahre finanziert hat, heute unklar, ob nicht in zwei oder drei Jahren neue Auflagen kommen und der Stall dann noch zukunftsfähig sei. Für Investitionen sei die Unsicherheit im Moment zu groß.
Das gilt auch für Steffen Sandmeier. Statt einen großen Stall für 100 Kühe zu bauen, bessert er nur die Zufahrt aus.
Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht vom 12.12.2024 berichtet.