Saarland Glasfaser-Mordprozess wegen „Bedrohungslage“ stundenlang unterbrochen
Der Prozess gegen vier Glasfaser-Monteure, die im März in Primsweiler einen Landsmann in dessen Wohnung brutal ermordet haben sollen, ist am Dienstag vorübergehend ins Stocken geraten. Hintergrund könnten Drohungen gegen eine Zeugin sein.
mit Informationen von Thomas Gerber
Im Glasfaser-Mordprozess ist es am Dienstagvormittag am Landgericht Saarbrücken zu einer vorübergehenden Unterbrechung gekommen. Saal 38, der ohnehin einem Hochsicherheitstrakt glich, musste geräumt werden.
Ein Sprecher des Landgerichts bestätigte gegenüber dem SR lediglich, dass es eine „Bedrohungslage“ gegeben habe. Weitere Einzelheiten wollte er nicht mitteilen.
Zeugin auf Tiktok bedroht
Nach Informationen aus Anwaltskreisen soll ein Angehöriger des Opfers einer für den Tag geladenen Zeugin auf Tiktok gedroht haben, sie an diesem Tag zu töten. Nach der Räumung des Gerichtssaals wurden dieser und angrenzende Räume und Flure zunächst von Justiz- und Polizeibeamten durchsucht. Dabei ging es offenbar um gefährliche Gegenstände, die im Saal deponiert sein könnten.
Nachdem nichts gefunden wurde, konnte das Publikum, unter dem sich zahlreiche Angehörige des Opfers befanden, wieder in den Saal zurückkehren. Zuvor aber fanden Leibesvisitationen statt.
Zeugin macht keine Aussage
Es war vermutlich befürchtet worden, dass Zuschauer gefährliche Gegenstände – etwa aus Plastik oder Porzellan – mit sich führen könnten, die von den Metalldetektoren bei den üblichen Eingangskontrollen nicht entdeckt werden können.
Die Zeugin wurde schließlich unter hohem Polizeischutz – mehr als ein Dutzend Beamte – vernommen. Die 37-Jährige, die mit einem der Angeklagten verlobt ist, machte dabei von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch und schwieg.
In Wohnung getötet
Die Staatsanwaltschaft wirft den vier Angeklagten gemeinschaftlich begangenen Mord vor. Sie sollen ihr Opfer in dessen Monteurswohnung in Schmelz-Primsweiler zunächst gefesselt und geknebelt und danach zu Tode geprügelt haben. Motiv sollen unter anderem ausstehende Lohnzahlungen gewesen sein. Nach der Tat hatten sich drei der vier zunächst nach Paris abgesetzt, konnten dort aber per Handyortung lokalisiert und festgenommen werden.
Der vierte Angeklagte wurde einige Wochen später in Bochum verhaftet. Alle vier arbeiteten im Saarland im Glasfaserausbau. Ihr 37 Jahre altes Opfer war Vorarbeiter des Bautrupps und wohnte in der Nähe von Darmstadt. Das Urteil gegen die vier Syrer wird für Ende Januar erwartet.
Über dieses Thema haben auch die SR info Nachrichten im Radio vom 17.12.2024 berichtet.