Vor der Universität stehen junge Menschen und halten ein Tranpsarant hoch. Darauf steht in großer schrift: AfD raus aus der Uni.

Sachsen Hochschule für Toleranz und Weltoffenheit: Uni Leipzig begrüßt 7.000 neue Studierende

Stand: 16.10.2024 18:31 Uhr

Vor der Party in der Moritzbastei wurden die Erstsemester der Uni Leipzig im Gewandhaus groß willkommen geheißen. Dass die Neuen ihr akademisches Leben in bewegten Zeiten beginnen, sahen sie schon vor Beginn der Feier.

Von MDR SACHSEN

Die Universität Leipzig hat am Mittwochnachmittag mehr als 7.000 Erstsemester begrüßt, die im Wintersemester 2024/2025 ihr Studium beginnen. Die Aufnahme ins akademische Leben fand traditionell im Gewandhaus statt, wo 1.700 Nachwuchsakademiker den Reden von Professorinnen und Stadtpolitikern sowie den Ensembles der Universitätsmusik zuhörten.

Protestaktion gegen Rechtsruck

Vor der Feier gab es eine Protestaktion von Studierenden gegen Rechtsruck an Universitäten. Sie verteilten Flyer an Erstsemester. Dazu sagte Ilia Ablaß von der Initiative "Studis gegen Rechts" zu MDR SACHSEN: "Für uns ist es ein wichtiger Erfolg, dass die AfD dieses Jahr nicht bei der Feier dabei ist."

Dennoch stelle der Rechtsruck eine Gefahr für Hochschulen dar, weil das Gendern eingeschränkt werde und gegen bestimmte Fächer wie Gender-Studies diskutiert werde. "Universitäten sollen freie Orte des wissenschaftlichen Diskurses bleiben", verlangte die 22-Jährige.

Vor der Universität stehen junge Menschen und halten ein Tranpsarant hoch. Darauf steht in großer schrift: AfD raus aus der Uni.

Rund 1.700 Studienanfänger liefen auf dem Weg zur Feierstunde (im Foto rechts) an einer Studentengruppe vorbei, die vor dem Gewandhaus Leipzig gegen Rechtsruck und AfD-Agenda protestierte.

Im Oktober 2023 hatten hunderte Studierende während der Immatrikulationsfeier der Universität protestiert, weil auch Landespolitiker der AfD eingeladen worden waren. Die Hochschule hatte damals betont, dass die Einladungsliste ausschließlich anhand genannter Ämter zusammengestellt werde, die Parteizugehörigkeit dabei keine Rolle spiele.

Rektorin: Populismus zerstört Vielfalt

Dieses Mal waren keine AfD-Abgeordneten zur Feier im Gewandhaus eingeladen worden. In ihrer Rede ging Uni-Rektorin Prof. Eva Inés Obergfell nicht direkt auf den Protest im vorigen Jahr und dieses Mal ein. Sie sagte aber, bei Populismus gingen Toleranz und Vielfalt verloren. "Empathie mit zivilen Opfern müssen wir zur Richtschnur machen." Und weiter: "Wir sind in der Verantwortung, uns gegen Diskriminierung zu stellen."

AfD-Abgeordnete explizit nicht eingeladen

Im Gespräch mit MDR SACHSEN sagte Obergfell nach der Immatrikulationsfeier, dass die Uni zwar zur politischen Neutralität verpflichtet sei. Weil der sächsische Verfassungsschutz den AfD-Landesverband in Sachsen als gesichert rechtsextremistische Bestrebung eingestuft hat, "ist das der Beweggrund, diese Abgeordneten nicht zur Feierstunde" einzuladen, sagte sie. Diese Einstufung sei für die Uni eine rote Linie. "Und da nehmen wir uns die Freiheit, entsprechend zu reagieren."

Eine Frau in den 50er Jahren steht im blauen Kostüm und mit einer dicken Ordenskette in einer goßen Halle. Es ist die Rektorin der Universität Prof. Dr. Eva Inés Obergfell.

Nach der feierlichen Immatrikulation erklärte die Universitäts-Rektorin Prof. Eva Inés Obergfell, warum in diesem Jahr keine AfD-Politiker zur Feierstunde eingeladen wurden.

Der Erstsemestler Achill Melzer aus Leipzig fand die Uni-Entscheidung nachvollziehbar. "Die Uni sollte den Ansatz vertreten, dass kein Mensch aufgrund seiner Herkunft oder seines Glaubens diskriminiert wird. Leute, die solche Werte und Menschen als minderwertig betrachten, sollten auf dieser Veranstaltung keinen Platz haben."

Ihm und allen Erstsemestern gratulierte die Rektorin, dass sie sich "für eine der forschungsstärksten Universitäten in ganz Deutschland entschieden" hätten. "Wir stehen als Universität für Toleranz, Weltoffenheit und Perspektivenvielfalt und laden alle Studierenden dazu ein, sich in ihrem Studium, aber auch außerhalb von Hörsälen und Laboren konstruktiv in die Gesellschaft einzubringen."

Zahlen zum Semesterbeginn an der Uni Leipzig

- Für die rund 7.000 Erstsemesterplätze waren 37.000 Bewerbungen eingegangen. - Das sind etwa 2.000 Bewerbungen weniger als im Vorjahr, was die Hochschule auch mit dem Geburtenrückgang begründet. - Insgesamt zählt die Universität Leipzig damit im Wintersemester 2024/25 mehr als 31.000 Studierende. Davon stammen 11,7 Prozent aus dem Ausland. - Die meisten Studienanfänger gibt es in den Fächern Lehramt (1.300), Rechtswissenschaft (780) und in den vier medizinischen Studiengängen (590).

MDR (kk/phb)