Sachsen Im Affenzahn mit dem Mountainbike den Berg hinunter
Wer mit dem Fahrrad einen Berg über Stock und Stein steil auf Zeit nach unten fährt, benötigt gute Nerven und ein gesundes Selbstvertrauen. Wegen der Sturz- und Verletzungsgefahr gehört Downhill zu den Extremsportarten. Aber man kann sich auch gut präparieren und viel Spaß bei der Abfahrt haben, zeigen die Sportler beim Rennen in Elstra.
Wuuuhhsch geht es um die Kurve! Das Profil der Reifen summt auf der weichen Erde. Dann krachen die Räder mit groben Schlägen über Wurzeln, ganz zum Schluss noch ein letzter Sprung, auf die Tube drücken und treten, treten, treten. In Elstra bei Kamenz haben sich am Sonnabend Extremsportler aus ganz Deutschland zum "Off Season Race" am Schwarzenberg im Downhill gemessen.
Auf der Rennroute den Elstraer Schwarzenberg hinunter können Rekordgeschwindigkeiten bis zu 50 Stundenkilometer erreicht werden.
Wo ein normaler Radfahrer froh ist, wenn er überhaupt ohne Sturz heil vom Berg runterkommt, gilt es beim Extremsport Downhill, mit dem Mountainbike trotz aller Streckenschikanen auch noch super schnell zu sein. Beim Schwarzenberg, der heute Black Mountain heißt, werden 115 Höhenmeter und 1,1 Kilometer Streckenlänge in Rekordgeschwindigkeiten bis zu 50 Stundenkilometern bewältigt.
Viele Jungen - und fünf Mädchen
Auffällig ist, es sind jede Menge Kids und Jugendliche am Start. Und ebenfalls fällt auf, dass sich unter den rund 200 Wettkämpfern nur fünf Mädchen befinden. Celine Czekalla aus Radeburg ist über einen Freund zum Downhill gekommen. "Ich kann da die Gedanken ausschalten und mich einfach auf den Sport konzentrieren", sagt die 16-Jährige begeistert. Ihre Eltern teilten diese Begeisterung nicht so ganz: "Sie haben immer Angst, das was passiert. Logisch – es sind ja Eltern. Aber sie unterstützen mich."
Meine Eltern haben immer Angst, das was passiert. Logisch – es sind ja Eltern. Aber sie unterstützen mich. Celine Czekalla | Downhill-Fahrerin
Celine Czekalla (li.) und Jule Kühnpast gehören zu den wenigen taffen Mädels, die Downhill fahren.
Es seien noch viel zu wenig Mädels in dieser Fahrradszene drin, findet ihre Rennkollegin Jule Kühnpast aus Berggießhübel. Neben Kraft und Nervenstärke ist die Schutzausrüstung wichtig, wie sie erklärt. Der Helm ist Pflicht, dazu kommen Handschuhe, Protektoren für Brust und Rücken, Knieschützer. Bei besonders anspruchsvollen Strecken trägt die 25-Jährige ein Neck Brace. Das ist ein Protektor, der den Nacken zusätzlich schützt. "Zu wenig gibt es nicht. Lieber mehr angezogen, als sich stark zu verletzen", findet sie.
Zu wenig Protektoren gibt es nicht. Lieber mehr angezogen, als sich stark zu verletzen. Jule Kühnpast | Downhill-Fahrerin
Bis an die Grenze und darüber hinaus
Dem kann Heiko Mehnert nur zustimmen. Er startet zum dritten Mal in Elstra und ist mit seinen 53 Jahren ebenfalls eine Ausnahmeerscheinung. Dem Heidenauer gefällt die Mischung der Schikanen am Schwarzenberg. Man habe Sprungsequenzen drin, die sehr schnell seien und dann Technikstrecken, wo man viel in Kurven arbeiten oder über Steine und Wurzeln müsse. "Der Reiz ist für mich, das eigene Limit auszutesten, mit dem Untergrund klar zu kommen und die Geschwindigkeit hoch zu halten."
Heiko Mehnert liebt es, seine Grenzen auszutesten und ist in Elstra das dritte Mal gestartet.
Einstieg in Extremsport ist machbar
Zählt Downhill zu den gefährlichsten Extremsportarten? "Das ist korrekt", sagt Benjamin Ehrlich, der seit 2019 zusammen mit seinem früheren Rennsportkollegen Willy Müller den Black Moutain Bike Park betreibt. Man brauche körperliche Fitness, mentale Fitness und Konzentration, um in der Geschwindigkeit den Berg runterzukommen. "Du darfst auf der Strecke keine Selbstzweifel haben. Man muss in Millisekunden Entscheidungen treffen."
Du darfst auf der Strecke keine Selbstzweifel haben. Benjamin Ehrlich | Betreiber vom Black Mountain Bike Park
Dennoch sei ein Einstieg für Anfänger unproblematisch. Man könne sich zu den Öffnungszeiten hier im Bike Park einfach ein Mountainbike ausleihen. Dann geht es mit dem Schlepplift hoch und eine der leichteren Routen, wie den Pumptrack oder die Flowline hinunter.
Die leidenschaftlichen Mountainbiker Benjamin Ehrlich und Willy Müller betreiben den Black Mountain Bike Park.
Motorsportler Spies gegen Downhill-Meister Fischbach
Zum Rennen an diesem Sonnabend ist Prominenz dabei. Der Bayer Johannes Fischbach fährt seit 15 Jahren Downhill und trägt mehrere Deutsche Meistertitel. Mit dem Rennen in Elstra beendet der Profisportler das aktuelle Wettkampfjahr. "Die Weltcup-Saison ist durch und ich sehe das Rennen als Jahresabschluss, wo kein Druck ist, wo man Freunde trifft, miteinander Rad fährt und einfach Spaß hat", erklärt der 36-Jährige.
Naja, ganz so ist es dann doch nicht: Fischbach fährt definitiv Vollgas, kündigt er vor dem Rennen an. Denn es gibt mit dem Motocrossprofi Maximilian Spies starke Konkurrenz. "Die Motocrosser, wenn die aufs Rad steigen, sind konkurrenzfähig", weiß der Downhill-Meister noch vom vergangenen Jahr.
Absolute Rennsportprofis sind der Motocrosser Maximilian Spies (li.) und der Downhill-Fahrer Johannes Fischbach.
Auch für den 20 Jahre alten Motocrosser ist die Saison erst einmal durch. Der Umstieg von der Maschine aufs Rad sei für ihn kein Problem, Downhill ähnle dem Motorsport ein bisschen: "Ohne Motor, trotzdem zwei Räder", meint er. Man dürfe keine Fehler machen, alles muss passen.
Es ist dauerhaftes Adrenalin. Johnnes Fischbach | Profisportler im Downhill
Beim letzten Satz stimmt ihm Johannes Fischbach zu. "Der Reiz ist, du hast einen Lauf und der muss sitzen. Du musst dich fokussieren, fehlerfrei hinunterfahren. Es ist dauerhaftes Adrenalin."
Der Black Mountain Bike Park hat diese Saison noch bis 17. November geöffnet.