Sachsen Mit Tuten und Blasen: Erster Vogtländischer Schalmeienzug feiert 100. Geburtstag
Mindestens einmal war die Schalmei ein deutsch-deutsches Politikum: Als der Rockstar Udo Lindenberg im Osten auftreten wollte, schenkte er Erich Honecker eine Lederjacke. Der damalige Staatsratsvorsitzende der DDR revanchierte sich mit einer Schalmei bei Udo. Für den 1. Vogtländischen Schalmeienzug ist das Instrument seit 100 Jahren im Gebrauch. Zur Feier schauten die MDR Sachsen-Reporter René Römer und Bernd Schädlich vorbei.
- Die Geschichte des 1. Vogtländischen Schalmeienzuges hat in der Weimarer Republik begonnen.
- Die Musikerinnen und Musiker aus Auerbach haben ein besonderes Markenzeichen.
- Reisen führten das Schalmeienorchester bis nach Amerika.
Der 1. Vogtländische Schalmeienzug in Auerbach feiert das ganze Wochenende seinen 100. Geburtstag. Das Orchester gehört zu den ältesten seiner Art in ganz Deutschland.
Etwa ein Dutzend Kapellen aus Österreich, ganz Deutschland und der Schweiz haben sich zum Musikfest am Sonnabend angekündigt. Am Sonntag zum "Vogtländischen Schalmeienfestival" kommen Kapellen aus der Region zum Gratulieren.
Von wegen "old school"
Doch von wegen, Schalmeien seien "old School", also altmodisch. Tatsächlich sind Schalmeien wie Rock'n'roll ohne Gitarren. Das beweist das 44-köpfige Traditionsorchester auch mit dem jungen Nachwuchs. Dem musikalischen Leiter Ronny Knoth soll das Jubiläumsfest ein Meilenstein in der Orchestergeschichte werden.
Samba und Steigerlied im Programm
Knoth zufolge gibt es kaum Kapellen in Deutschland mit einer ähnlich langen Tradition wie die Vogtländer, die 1924 aus dem Roten Frontkämpferbund hervorgegangen sind. Knoth könne dabei auf eine Familientradition zurückblicken. Sein Opa sei ganz früher im Verein gewesen, die Oma auch noch ein wenig aktiv. Die Truppe sei wie eine große Familie, der Busfahrer seit 35 Jahren mit dabei. Die Musik beinhalte Altes und Neues, vom Steigerlied bis zu Schlagerhits, Rock, Rock'n'roll oder Samba.
Der deutsche Rocksänger Udo Lindenberg machte die Schalmei in seinem Lied "Sonderzug nach Pankow" aus den Achtziger Jahren einem jungen Publikum bekannt.
Einmarsch mit Löwenkopf
Heute sind die Auerbacher auch für ihr Markenzeichen bekannt. "Das ist unser Löwenkopf, den wir immer zu Auftritten, wenn wir einmarschieren, mit Stolz tragen", erklärt der Bandleader. Man habe der Truppe deswegen passend zum Stadtwappen den Spitznamen "Auerbacher Löwen" gegeben. Wie Mitglieder berichten, gibt es zusammen viel Spaß und es gehe "ein bissel wild zu". Schalmeispielen sei kein Hobby., sondern eine Berufung, so ein Musiker: "Du musst es leben."
Unser Markenzeichen ist unser Löwenkopf, den wir immer zu Auftritten, wenn wir einmarschieren, mit Stolz tragen. Ronny Knoth | Musikalischer Leiter 1. Vogtländischer Schalmeienzug
Vogtländer bespielen Amerika
Rund 50 Auftritte absolviert die Kapelle pro Jahr in ganz Deutschland. Den einmaligen Schalmeiensound haben die Auerbacher auch über den Großen Teich getragen, erzählt Musikchef Ronny Knoth. "Wir waren zwei Mal in New York, in Los Angeles und zum German Christkindl Markt in Chicago. Da sind wir eingeladen worden." International wird es auch zur Geburtstagsfete am Wochenende im Festzelt auf der Hockelsmühle in Auerbach zugehen.
MDR (wim)
