Chemnitzer Katzencafé

Sachsen Steht das Katzencafé in Chemnitz vor dem Aus?

Stand: 17.10.2024 14:30 Uhr

Der Ansturm auf das tierische Lokal im Chemnitzer Stadtteil Kaßberg war zu Beginn riesig. Inzwischen ist es ruhiger geworden, zu ruhig, denn Café-Inhaberin Franziska Müller kämpft nun ums wirtschaftliche Überleben.

Von MDR SACHSEN

Sören, Elfriede, Bruno und Schuri sind die Stars in der "Katzenlounge Ciau Mau" von Franziska Müller in Chemnitz. Zuletzt waren Streicheleinheiten für die vier Britisch-Kurzhaar-Katzen rar geworden. Hinter der 33 Jahre alten Besitzerin liegt eine harte Zeit als Neu-Unternehmerin. Nach dem Eröffnungshype Anfang 2023 blieben in diesem Jahr die Gäste aus. "Es gab Tage, an denen ich komplett allein im Café war", erzählt Müller.

Warum das so ist, darüber kann sie nur mutmaßen. "Vielleicht liegt es daran, dass vieles teurer geworden ist und die Menschen sparen müssen", sagt sie. "Vielleicht scheitert es bei mir auch noch bisschen an der Werbung." Mit der Eröffnung der Katzenlounge hat sich die Vogtländerin einen Traum erfüllt. Um über die Runden zu kommen, bräuchte sie etwa 50 zahlende Gäste pro Tag.

Katzencafé wirkt entspannend auf Gäste

Am Dienstagmittag ist das Café gut besucht. Lucienne Kotisch, Lena Weber und Justin Freitag sind hier, um nach Sören zu schauen. "Er braucht eine OP und dafür wurden Spenden gesammelt", erzählen sie. "Und jetzt wollten wir gucken, wie es ihm geht." Während Freitag das Café schon mehrmals besucht hat, sind die Frauen zum ersten Mal da.

Chemnitzer Katzencafé

Lena Weber, Justin Freitag und Lucienne Kotisch (v.l.) genießen die Ruhe im Chemnitzer Katzencafé.

"Ich finde die Katzen total niedlich", schwärmt die 21 Jahre alte Lucienne Kotisch. "Ich finde das Café sehr schön eingerichtet, sehr modern und viel Spielzeug für die Katzen." Tiere würden für Wohlbefinden sorgen und sie vermute, dass es ein guter Ort für Menschen ist, die sich kein Haustier halten können.

"Die Katzen lassen sich gern von den Gästen streicheln, brauchen aber hin und wieder ihre Ruhe", erzählt Besitzerin Müller. Dafür haben sie einen Rückzugsbereich, zu dem die Gäste keinen Zutritt haben. "Das finde ich toll, dass darauf geachtet wird, dass es für die Katzen schön ist", sagt Weber. Sie und ihre Freunde sind sich einig, dass das Café sehr gemütlich und entspannend wirkt. "Es reduziert den Stress, ein bisschen wie im Spa", sagt Freitag.

Chemnitzer Katzencafé

Kater Sören benötigt eine Augen-Operation. Da sie das Geld selbst nicht aufbringen konnte, hat Franziska Müller Spenden gesammelt.

Gestiegene Kosten machen Gastronomen zu schaffen

So geht es auch Frances Knobloch. Sie ist bereits zum vierten Mal im Katzencafé. "Ich liebe Katzen, finde es schön sie zu streicheln, zu kuscheln und das Ambiente finde ich hier sehr schön", sagt sie. Doch all zu oft ist ein Cafébesuch für sie nicht drin. "Es ist alles teurer geworden und jeden Tag kann ich mir das nicht leisten." Das gilt nicht nur für die Katzenlounge, da die Preise ungefähr mit anderen Cafés übereinstimmen.

Chemnitzer Katzencafé

Frances Knobloch besucht die Katzenlounge regelmäßig, um mit den Tieren zu schmusen.

Dass die gestiegenen Kosten einen Restaurantbesuch für viele teilweise unmöglich machen und deswegen Gastronomen in die Krise geraten, ist kein Geheimnis. "Es gibt Unternehmen, die davon durchaus sehr betroffen sind", sagt Bert Rothe von der Industrie- und Handelskammer Chemnitz.

"Es gibt aber auch Unternehmen, die uns spiegeln, dass die Lage durchaus beherrschbar ist und das man in der Gastronomie erfolgreich Geschäfte machen kann." Um Erfolg zu haben, brauche es gute Konzepte, einen guten Standort und gutes Personal. Dazu komme ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis.

Neue Angebote sollen mehr Kunden anlocken

Franziska Müller versucht mit neuen Angeboten, den Kunden zukünftig mehr zu bieten. So habe sie auf wiederholte Nachfragen der Gäste Eis in die Speisekarte aufgenommen und will ab diesem Wochenende auch Brunch anbieten. "Ansonsten haben wir uns jetzt einfallen lassen, dass wir Workshops anbieten, von Blumenbinderei und Schmuckherstellung bis hin zur Aquarellmalerei, Makramee und Häkeln", erzählt sie. So würden vielleicht Menschen angesprochen, die ein neues Hobby suchen oder ihr Hobby in Gesellschaft ausüben wollen.

Aufgeben kommt für Müller nicht in Frage. Sie schaut mit einem positiven Blick in die Zukunft und hofft, dass der Aufwärtstrend von dieser Woche weiter anhält. "Wir kämpfen und wenn es weiter so läuft wie in den letzten Tagen, dann droht uns keine Schließung", sagt sie. "Ich wünsche mir, dass wieder mehr Gäste kommen und hier die Ruhe genießen und von ihrem stressigen Alltag abschalten." Im nächsten Sommer will Müller auch einige Außensitzplätze anbieten.

MDR (ali/dst)