Sachsen-Anhalt Altmärker sammeln Unterschriften für ein besseres Bildungssystem
In Seehausen in der Altmark hat eine sogenannte Volksinitiative wieder Unterschriften für bessere Bildung in Sachsen-Anhalt gesammelt. Die Initiatoren protestieren gegen den Lehrermangel, bedrohte Schulen im ländlichen Raum – und die immer wieder in Frage gestellte Schulsozialarbeit. Was ihr Ziel ist.
In Seehausen fallen die Forderungen nach einem fundierten Bildungssystem auf fruchtbaren Boden: Allein zwischen Bratapfelmarkt am vergangenen Sonnabend und Dienstag seien mehr als 400 Unterschriften zusammengekommen, erzählt Bernd Kloss, einer der Mitwirkenden der sogenannten Volksinitiative, MDR SACHSEN-ANHALT.
Schulstreik in Seehausen hallt nach
Auch und gerade in der östlichen Altmark sind Lehrermangel und das Bildungssystem ein Dauerbrenner: Vor gut zwei Jahren schon hatten Eltern zu einem Schulstreik aufgerufen, mehr als 200 Schüler und zahlreiche Erwachsene und Schul-Fördervereine hatten sich beteiligt. Dabei war der akute massive Lehrermangel angeprangert worden. Weil nicht ausreichend Lehrkräfte an den Schulen waren, fielen viele Unterrichtsstunden aus. Teilweise waren Klassen für ganze Tage zu Hause belassen worden.
Nach dem Schulstreik, der landesweit Schlagzeilen machte, kamen zwar zusätzliche Lehrer an die Gemeinschaftsschule Seehausen. Die Zustände – auch an den anderen Schulen der Verbandsgemeinde und vor allem an den Sekundarschulen überall in der Altmark – sind allerdings noch immer nicht gut. Für die Volksinitiative sind sie nicht mal akzeptabel.
Sie setzt sich auch für den Erhalt kleiner Dorfschulen ein. Die Unterschriftensammlung gilt auch der Forderung, die Schulsozialarbeit auf sichere Füße zu stellen. Im Moment müssen Schulsozialarbeiter und ihre Träger-Organisationen in regelmäßigen Abständen immer wieder um den Erhalt der Stellen kämpfen. Dabei seien, sagt der ehemalige Schulsozialarbeiter Bernd Kloss, Schulen nicht nur zum Pauken von Mathe und Deutsch da. Sie seien ein komplexer sozialer Raum, in dem junge Menschen aufgefangen werden und auch seelische Unterstützung erhielten.
Das Ziel: 30.000 Unterschriften für das Bildungssystem
Seehausen ist nicht der einzige Ort, an dem für ein besseres Bildungssystem Unterschriften gesammelt werden. Landesweit werben engagierte Bürger dafür, unter anderem in Mansfeld-Südharz, im Burgenlandkreis, in Anhalt-Bitterfeld. Adressat der Unterschriftenlisten ist der Landtag von Sachsen-Anhalt. Doch der widmet sich dem Begehr erst, wenn 30.000 Unterschriften zusammengekommen sind.
Hoffnung besteht: Allein im altmärkischen Apenburg sind vor einigen Tagen etwa 600 Unterschriften zusammengekommen. Und die Hansestadt Gardelegen hat mit ihrem Gardelehrer-Stipendium gerade drei junge Lehramtsstudenten an ein Versprechen gebunden: dass sie nämlich nach ihrem Studium an Schulen in der Einheitsgemeinde unterrichten.
MDR (Katharina Häckl)