Studie mehrerer Institute Knapp die Hälfte der Ukraine-Flüchtlinge will bleiben
Etwa eine Million Menschen sind vor dem Krieg aus der Ukraine nach Deutschland geflohen. Fast die Hälfte von ihnen will langfristig hierbleiben. Das geht aus einer Studie hervor.
Fast die Hälfte der mehr als eine Million aus der Ukraine nach Deutschland geflüchteten Menschen möchte längerfristig in der Bundesrepublik bleiben. Laut der Studie "Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland" sagten 44 Prozent der Befragten, zumindest noch einige Jahre oder vielleicht auch für immer bleiben zu wollen. Dies sind fünf Prozentpunkte mehr als im Spätsommer 2022.
Groß angelegte Studie
Von denjenigen, die nicht für immer bleiben wollen, planen 38 Prozent eine Rückkehr nach dem Ende des Kriegs in der Ukraine. Weitere 30 Prozent wollen einen engen Kontakt nach Deutschland halten und zumindest zeitweise hier leben. Eine große Rolle für die Bleibeabsichten spielten die familiäre Situation und die soziale Integration. Wer einen Partner oder eine Partnerin in der Ukraine habe, wolle deutlich seltener bleiben.
Die Studie ist ein Forschungsprojekt des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge sowie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Für die Untersuchung befragten die beteiligten Institutionen 7000 geflüchtete Ukrainer. Bisher gilt das Aufenthaltsrecht für die ukrainischen Kriegsflüchtlinge bis März 2024.
Nur wenige mit Job
18 Prozent der Flüchtlinge waren laut der Studie zu Jahresbeginn erwerbstätig - das sind nur geringfügig mehr als im Spätsommer 2022, als die Zahl bei 17 Prozent lag. Allerdings sagten mehr als zwei Drittel der ukrainischen Geflüchteten, die Anfang 2023 noch keine Arbeit hatten, dass sie diese sofort oder innerhalb des kommenden Jahres aufnehmen wollten.
Die Forscher erklären die geringe Erwerbstätigkeit mit der hohen Beteiligung an Sprach- und Integrationskursen, welche die Arbeitsmarktchancen verbessern. Yuliya Kosyakova, Forscherin am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, sagte, wegen des Besuchs der Kurse stünden die Menschen dem Arbeitsmarkt nur begrenzt zur Verfügung.
75 Prozent haben einen Deutschlandkurs abgeschlossen oder besuchen ihn gerade. 58 Prozent der drei- bis sechsjährigen Kindern sind in einer Kindertagesbetreuung. Die mangelnden Betreuungsmöglichkeiten gelten neben der Anerkennung von ukrainischen Abschlüssen als Haupthindernis für die Arbeitsaufnahme.
Fortschritte bei Deutschkenntnissen
Beim Erlernen der deutschen Sprache habe es bis Anfang 2023 deutliche Fortschritte gegeben. Drei Viertel der Flüchtlinge hatten demnach zu diesem Zeitpunkt einen oder mehrere Deutschkurse besucht. Mit acht Prozent bescheinigten sich zwar nur wenige Geflüchtete "sehr gute" oder "gute" Deutschkenntnisse. Mit 27 Prozent gab ein gutes Viertel als Antwort "es geht" an, was eine Verdoppelung zur Vorumfrage bedeutet. Gleichzeitig halbierte sich der Anteil der Geflüchteten, die "gar nicht" Deutsch sprechen, auf 18 Prozent.